Der Weltkrieg am 30. Dezember 1914

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Lowicz und Skierniewice in deutschem Besitz

Großes Hauptquartier, 30. Dezember.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Um das Gehöft St. Georges, südöstlich Nieuport, welches wir vor einem überraschenden Angriff räumen mußten, wird noch gekämpft. Sturm und Wolkenbrüche richteten an den beiderseitigen Stellungen in Flandern und im Norden Frankreichs Schaden an. Der Tag verlief auf der übrigen Front im allgemeinen ruhig.
Östlicher Kriegsschauplatz:
In Ostpreußen wurde die russische Heereskavallerie auf Pillkallen zurückgedrängt. In Polen rechts der Weichsel ist die Lage unverändert.
Auf dem westlichen Weichselufer wurde die Offensive östlich des Bzuraabschnittes fortgesetzt. Im übrigen dauern die Kämpfe an und östlich des Rawkaabschnittes sowie bei Inowlodz und südwestlich fort.
Nach auswärtigen Mitteilungen hat es den Anschein, als ob Lowicz und Skierniewice nicht in unserem Besitz wären; diese Orte sind seit mehr als sechs Tagen von uns genommen. Skierniewice liegt weit hinter unserer Front.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Zusammenbruch russischer Angriffe in Galizien

Wien, 30. Dezember.
Amtlich wird verlautbart:
In den Karpathen griffen unsere Truppen nördlich des Uzsoker Passes an und nahmen mehrere Höhen. Nördlich des Lupkower Passes brachte ein Gegenangriff die Vorrückung der Russen zum Stehen. Weiter westlich ging der Feind mit schwächeren Kräften an einzelne Übergänge heran. Nördlich Gorlice, nordöstlich Zakliczyn und an der unteren Nida brachen die russischen Angriffe unter schweren Verlusten zusammen. Im Raume östlich und südöstlich Tomaszow machten die Verbündeten Fortschritte.
Auf dem Balkankriegsschauplatz herrscht an der serbischen Grenze Ruhe. Nächtliche Angriffe der Montenegriner auf Gat bei Avtowac und auf Lastva bei Trebinje wurden abgewiesen.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Generalmajor.
1)

 

Die Universität Budapest

Budapest, 30. Dezember. (W. B.) 
Die Universität Budapest richtete an den Rektor der Universität Tübingen eine Zuschrift, in welcher sie erklärt, daß sie sich dem gemeinsamen Protest der deutschen Universitäten gegen die verleumderischem Beschuldigungen des Dreiverbandes anschließt. In dieser Zuschrift heißt es: Wir schließen uns mit voller Seele und aus Überzeugung diesem Protest an. Uns ist das rechtliche Wesen, die von einem tiefen Gemüt und von strengen sittlichen Anschauungen getragene echte Herzenskultur unserer Verbündeten, des von uns sehr verehrten deutschen Volkes viel zu sehr bekannt, als daß wir auch nur einen Augenblick diesen Anklagen Glauben geschenkt oder sie anders bewertet hätten denn als eine verleumderische Ausgeburt des durch den furchtbaren Krieg aufs höchste gesteigerten Hasses dazu bestimmt, die Sympathien der Welt von dem mit uns zusammen für seine Existenz und für die Existenz der österreichisch-ungarischen Monarchie heldenmütig ringenden deutschen Volke abzuwenden. Die Zuschrift weist auf die barbarische Kriegführung Rußlands hin und schließt: Wir benützen die Gelegenheit, um unsere Solidarität mit den Universitäten Deutschlands und Österreichs mit den Worten zu bekräftigen und dem Gefühle der Zusammengehörigkeit mit ihnen Ausdruck zu verleihen. Unsere Söhne kämpfen gemeinsam Schulter an Schulter auf den östlichen und westlichen Schlachtfeldern, und wir alle fühlen, daß wir in diesem uns aufgezwungenen gemeinsamen Kriege nicht nur für den heimatlichen Boden und die Ehre des Vaterlandes kämpfen, sondern auch für die große heilige Sache der europäischen Kultur. Ebenso wie unsere deutschen Waffenbrüder sind wir alle von der Zuversicht auf den Sieg durchdrungen und fest entschlossen, durchzuhalten, bis ein ehrenvoller Friede geschlossen werden kann, der uns auf lange Zeit hinaus die Möglichkeit einer friedlichen Entwicklung sichert.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im Dezember 1914

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 1
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1914)

 

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