Aus der "Frankfurter Zeitung":
Die "drei
Erfolge" der Franzosen
Das französische Kriegsministerium gibt
von Zeit zu Zeit kurze, zusammenfassende Darlegungen der Ergebnisse der Kämpfe
in Frankreich bekannt. Wenn sie in der Regel sachlich auch nichts Neues sagen,
so ordnen sie doch die für das größte Publikum unübersichtlichen täglichen
Berichte, und man kann verstehen, daß die Kritik und die Bewertung der
Kriegsvorgänge, die in diesen Überblicken von der zuständigen Stelle
ausgesprochen werden, auch außerhalb der französischen Grenzen Beachtung finden.
Da diese Zusammenfassungen gerade in einer Zeit, in der das tägliche Bild
jeweils nur wenig verändert erscheint, einem geduldigen Publikum sogar
wertvoller sein könnten als Tagesberichte, so verspürt man wohl gar auch ein
wenig Neid, zumal wenn man den Eifer bemerkt, mit dem solche Berichte bei den
Neutralen gelesen werden. Allerdings müßten sie anders aussehen als der
Rückblick des französischen Kriegsministeriums, der den Zeitraum vom 25.
Dezember bis zum 5. Januar umfaßt. Was darin ausgesprochen ist, hat denselben
kleinlichen Geist, der auch die Lektüre der täglichen Bulletins wenig angenehm
macht. Als das Ergebnis der Offensive der Verbündeten in dem genannten Zeitraum
wird festgestellt, es hätten "drei bedeutende Gefechte stattgefunden, alle mit
ausgesprochenem Erfolg für die Franzosen". St. Georges, Perthes und Steinbach,
das seien die Schauplätze der erfolgreichen Angriffe. Wir haben schon wiederholt
ausgeführt, daß es bei der jetzigen Kriegslage für die Franzosen nur eine Art
wirklichen Erfolges geben kann: den Durchbruch. Unsere Gegner haben uns den
Beweis erbracht, daß sie dazu nicht imstande sind. Wir glauben nicht zuviel zu
sagen, wenn wir versichern, daß unsere Positionen im Westen selbst bei einem
erheblich stärkeren Ansturm als dem der letzten Wochen uneinnehmbar sind. Der
Verlust von ein paar Schützengräben spielt gar keine Rolle. Wo er eingetreten
war, wurde regelmäßig in kürzester Zeit die alte Linie wiederhergestellt oder
sogar verbessert. An zahlreichen Stellen sind unzweifelhaft Fortschritte durch
unsere Truppen erzielt worden, während der Periode der französischen Offensive.
Bei den drei Orten, von denen der französische Rückblick spricht, waren
allerdings die Angriffe unserer Gegner besonders heftig. Zwischen St. Georges
und dem Meer ist die schmale Ausfallspforte, die für eine Umfassungsbewegung auf
unserem rechten Flügel den Verbündeten dank der ausgedehnten Überschwemmungen
allein übrig blieb. Wir haben schon früher festgestellt, daß in dem wenig über
zwei Kilometer breiten Küstenstreifen die Entwicklung einer größeren
Truppenmasse, ohne die an eine wirkungsvolle Operation nicht zu denken wäre,
völlig unmöglich ist. Das wissen die Verbündeten selbst gut genug, aber trotzdem
suchen sie die "Einnahme" von St. Georges als etwas Besonderes hinzustellen. Der
deutsche Tagesbericht hat bekannt gegeben, daß nach der Zurückwerfung der
Angreifer auf die Wiederbesetzung von St. Georges von unserer Heeresleitung mit
Rücksicht auf die Wasserstandsverhältnisse verzichtet worden ist. Das ist der
"Erfolg" der französischen Meldung. Im Westen des Argonnenwaldes - von der
oftgenannten Römerstraße aus - suchten die Franzosen in der letzten Zeit durch
anscheinend sehr heftige Angriffe den französischen Stellungen bei Reims und
Verdun, auf die ein starker Druck ausgeübt wird, Erleichterung zu schaffen. Die
Durchbrechung unserer Linie zwischen Reims und Verdun scheint den Franzosen
überhaupt stets sehr verlockend gewesen zu sein. Souain, Mesnil und Perthes sind
uns wohlbekannte Namen. Die deutschen Tagesberichte der letzten Wochen haben auf
das bestimmteste versichert, daß die Angriffe der Feinde in diesem Abschnitt -
oft unter schweren Verlusten für die Franzosen - abgeschlagen worden sind.
Irgend einen Erfolg von Wert haben die Franzosen dort sicher nicht erlangt, wenn
sie auch ein paar Meter hier oder dort gewonnen haben sollten. Das französische
Kriegsministerium war nicht in der Lage, irgend eine Ortschaft oder ein Gehöft
zu benennen, das nicht schon in der bisherigen Front gelegen wäre. Endlich:
Steinbach. Wir können uns damit begnügen, auf den letzten deutschen Tagesbericht
zu verweisen, aus dem deutlich hervorgeht, daß der wesentlichste Teil der
beherrschenden Höhe westlich von Sennheim im Besitz der Deutschen ist. Solange
die Franzosen nicht diese ganze Anhöhe in der Hand haben, haben sie von der
Offensive im Gebiet von Thann - Sennheim keinen praktischen Nutzen, denn - wie
wir kürzlich ausführten - nur von diesem Punkt aus würden sie den Zugang zum
Wesserlinger Tal in ihre Gewalt bringen können. |