Der Weltkrieg am 7. Februar 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Der Kaiser bei der schlesischen Landwehr in Polen

Großes Hauptquartier, 7. Februar.
Südöstlich Ypern nahmen wir einen französischen Schützengraben und erbeuteten dabei zwei englische Maschinengewehre. Südlich des Kanals bei La Bassée drang der Feind in einen unserer Schützengräben; der Kampf dort ist noch im Gange.
Im übrigen auf beiden Kriegsschauplätzen außer Artilleriekämpfen keine wesentlichen Ereignisse.

Oberste Heeresleitung.

Der Kaiser besuchte vorgestern die schlesischen Landwehr in ihren Schützengräben bei Gruszczyn östlich Wloszczowa. 1)

 

Protest der Deutschen Kolonial-Gesellschaft gegen die koloniale Kriegführung Englands und Frankreichs

Die Deutsche Kolonial-Gesellschaft veröffentlicht folgenden Protest:

"Die Deutsche Kolonialherrschaft erhebt vor der gesamten Kulturwelt Protest gegen das unmenschliche, das ganze europäische Kulturwerk in Afrika zerstörende, dem Völkerrecht und bestimmten internationalen Verträgen hohnsprechende Vorgehen der Engländer und Franzosen in den deutschen Kolonien.
Die Ausdehnung des Krieges auf die gegen einen europäischen Angriff nicht geschützten deutschen Kolonien Afrikas trägt ausgesprochen den Charakter eines Raubzuges. Ein derartiges Vorgehen war in keiner Weise durch das Kriegsinteresse geboten und ist weder rechtlich noch sittlich zu rechtfertigen. Die Zerstörung jahrelanger mühevoller, von einer europäischen Nation in Afrika geleisteter Kulturarbeit durch andere europäische Völker kann das Ergebnis des Weltkrieges nicht beeinflussen. Die Wirkung aber davon, daß jetzt vor den Augen der Eingeborenen Weiße gegen Weiße und unter ihnen Schwarze gegen Weiße kämpfen müssen, wird in Zukunft dem Kolonisationswerk jedes europäischen Volkes in Afrika verhängnisvoll werden.
In voller Würdigung solcher Gefahr hat die Kongoakte durch den Artikel 11 den Garantiemächten, also auch England und Frankreich, die Verpflichtung auferlegt, darauf Verzicht zu leisten ihre Feindseligkeiten auf die durch die Akte neutralisierten Gebiete zu erstrecken oder dieselben als Basis für kriegerische Operationen zu benutzen. Die Kongoakte beginnt mit den Worten: "Im Namen des Allmächtigen Gottes." Noch im Jahre 1903 hat die britische Regierung unter Berufung auf die Kongoakte, nach beinahe einstimmiger Annahme einer Resolution durch das Unterhaus, gegen die Verletzung der Akte durch den Kongostaat protestiert und einen Appell an alle Signatarmächte der Akte gerichtet, um Maßregeln zur Abstellung der Mißstände zu ergreifen, und heute scheut sich dasselbe England mit seinem Verbündeten Frankreich nicht, sich selbst in weit schlimmerer Weise über grundlegende Bestimmungen der Akte hinwegzusetzen und deren positive Vorschriften, die im Namen des Allmächtigen Gottes erlassen wurden, zu übertreten.
Der bekannte englische Kolonialpolitiker E. D. Morel hat zu Beginn des Krieges in der "African Mail" seine Landsleute gewarnt, durch den Krieg in Afrika das Kulturwerk "in ein weites Chaos von Ruchlosigkeit zu verwandeln". "Wir bringen unser sogenanntes Christentum", sagt Morel, "den afrikanischen Heiden" und wir zeigen uns selbst barbarischer, blinder, hartherziger als die zurückgebliebensten Völker Afrikas, die zu regieren wir auszogen."
Hierzu kommt, daß unsere Gegner in den deutschen Kolonien mit Maßnahmen von sinnlos-brutaler Härte vorgehen. So haben die Franzosen die aus Togo und Kamerun nach Französisch-Dahome übergeführten Deutschen 500 Kilometer weit zu Fuß in das Innere dieser Kolonie verschleppt und zwingen sie, unter Aufsicht von Schwarzen, zu körperlicher Arbeit in der Tropensonne täglich sieben Stunden lang. In Kamerun haben die Engländer unbewaffnete deutsche Männer, Frauen und Kinder von schwarzen Soldaten festnehmen lassen und auf Frachtdampfer gebracht, ohne daß sie auch nur die notwendigsten Gebrauchsgegenstände mitnehmen konnten.
In Südwestafrika haben die Engländer den unverteidigten Ort Lüderitzbucht nach friedlicher Übergabe der Plünderung preisgegeben und die im Privatbesitz befindlichen Diamantenfelder beraubt. Die Zivilbevölkerung wurde aus ihren Heimstätten fortgeschleppt und in südafrikanische Konzentrationslager verbracht.
Gegen alles Völkerrecht haben die Engländer unverteidigte Küstenplätze wie Kribi, Swakopmund und Daressalam beschossen und allenthalben gegen deutsche Missionare und deren Angehörige Roheiten empörendster Art verübt. Geradezu als ein Verbrechen gegen das sittliche Empfinden unseres Zeitalters muß es bezeichnet werden, daß die Engländer seit Beginn des Krieges bis zur Stunde jeden Nachrichtenverkehr zwischen der Bevölkerung der afrikanischen Kolonien und ihren Angehörigen in der Heimat gewaltsam verhindern. Hierdurch zerreißen sie kalten Blutes das zwischen beiden Teilen bestehende Familienband und geben die getrennten Trost- und Hoffnungslosen nicht endender Sorge und Qual um das Schicksal ihrer Lieben preis.
Diese einwandfrei erwiesenen Tatsachen liefern den Beweis, daß Engländer und Franzosen bei ihrem Vorgehen gegen die deutschen Kolonien in Afrika nicht bloß die von ihnen selbst garantierten völkerrechtlichen Verpflichtungen mit Füßen getreten, sondern auch Handlungen begangen haben, die jeder menschlichen Empfindung zuwiderlaufen.
Wie in unseren Kolonien, so haben Engländer und Franzosen überall, wo sie deutsche wirtschaftliche Unternehmungen in der Welt treffen konnten, Privateigentum beschlagnahmt und verschleudert, die Deutschen vertrieben, um so systematisch deutsche Arbeit und deutsche Art zu vernichten und sich an die Stelle der Deutschen zu setzen. Wir verweisen auf das schmähliche Vorgehen der Franzosen in Marokko und der Engländer in Hongkong, Ceylon und anderen britischen Kolonien.

Der Präsident der Deutschen Kolonialgesellschaft:
Johann Albrecht Herzog zu Mecklenburg." 2)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Rückzug der Russen in der Bukowina - Rückeroberung von Kimpolung

Wien, 7. Februar, mittags.
Amtlich wird verlautbart:
Die Lage in Russisch - Polen und Westgalizien ist unverändert. An der Karpathenfront wird heftig gekämpft.
In der südlichen Bukowina sind unsere Truppen in erfolgreichem Vordringen, die Russen in vollem Rückzuge. 1200 Gefangene wurden gestern gemacht und zahlreiches Kriegsmaterial erbeutet. Nachmittags zogen unter dem Jubel der Bevölkerung eigene Truppen in Kimpolung ein. Auf dem südlichen Kriegsschauplatz keine Veränderung.
In der Adria hatte ein Luftangriff unserer braven Flieger auf französische Transporte guten Erfolg. Durch Bombenwürfe wurden mehrere Treffer erzielt.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im Februar 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1915)

 

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