Der Weltkrieg am 8. März 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Französische und russische Angriffe gescheitert

Großes Hauptquartier, 8. März.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Feindliche Flieger bewarfen Ostende mit Bomben, die drei Belgier töteten.
Die Kämpfe in der Champagne dauern fort. Bei Souain wurde der Feind gestern abend im Handgemenge zurückgeschlagen. Nachts setzte der Kampf wieder ein. In Gegend nordöstlich von Le Mesnil mißglückte ein feindlicher Angriff nachmittags gänzlich. Unser nächtlicher Gegenangriff war erfolgreich. 140 Franzosen wurden gefangen genommen.
Im Priesterwalde nordwestlich von Pont-à-Mousson wiesen wir französische Vorstöße ab.
In den Vogesen sind die Kämpfe in der Gegend westlich von Münster und nördlich von Sennheim noch nicht abgeschlossen.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Südlich von Augustow scheiterten russische Angriffe unter schweren Verlusten für den
Feind.
Bei Lomza sind weitere Kämpfe im Gange. Westlich von Prasznysz und östlich von Plock machten die Russen mehrere vergebliche Angriffe.
Bei Rawa schlugen unsere Truppen zwei russische Nachtangriffe ab.
Russische Vorstöße aus der Gegend von Nowo Miasto hatten keinen Erfolg. Die Zahl der gefangenen Russen betrug dort 1500 Mann.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Schwere russische Verluste in den Karpathen

Wien, 8. März.
Amtlich wird verlautbart:
Durch die noch andauernden Kämpfe in Russisch-Polen wurden vielfach Erfolge erzielt. Der Gegner wurde aus mehreren vorgeschobenen Stützpunkten und Schützenlinien unter starken Verlusten geworfen. Gleichen Erfolg hatte ein kurzer Vorstoß unserer Truppen an der Front in Westgalizien, wo im Raume bei Gorlice eine der feindlichen Schützenlinien durchbrochen und eine Ortschaft nach blutigem Kampfe erobert wurde. Mehrere Offiziere und über 500 Mann des Gegners sind gefangen.
In den Karpathen wird hartnäckig gekämpft. Im Raume bei Lupkow setzten die Russen gestern Nachmittag einen Angriff mit starken Kräften an. Unter Einsetzen neuer Verstärkungen wurden die gelichteten Reihen des Gegners stets erneuert und mit allen Mitteln vorgetrieben und der Angriff trotz schwerer Verluste dreimal bis nahe an unsere Stellungen vorgetragen. Jedesmal scheiterte der letzte Ansturm der Russen unter vernichtenden Verlusten an unseren Hindernislinien. Hunderte von Toten liegen vor den Stellungen. In einem anderen Abschnitt der Kampffront gingen eigene Truppen nach abgeschlagenen russischen Vorstößen überraschend zum Angriff über, eroberten eine bisher vom Gegner stark besetzte Kuppe und machten neuerdings 10 Offiziere und 700 Mann zu Gefangenen. Auch auf einer benachbarten Höhe wurden 1000 Russen gefangen.
In Südostgalizien holte sich starke feindliche Kavallerie, die gegen einen Flügel unserer Stellungen isoliert vorging, eine empfindliche Schlappe.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Die Beschießung der Dardanellen

Konstantinopel, 8. März. (W. B.)
Der Spezialberichterstatter des Wolffschen Bureaus in den Dardanellen telegraphiert:
Am Freitag war die Beschießung hauptsächlich auf die Forts in der Nähe des Schlosses Kilid-ül-Bahr gerichtet.
An dem Bombardement beteiligten sich zwei englische Linienschiffe von der "Majestic"- und "Agamemnon"-Klasse. Es wurden ungefähr 30 Schüsse abgegeben. Viele davon fielen zu kurz, explodierten im Meer und warfen dort mächtige Wasserwellen auf. Es wurde lediglich an den Gebäuden Schaden angerichtet, während die Batterien unbeschädigt blieben. Die türkischen Batterien gaben nur drei Schüsse ab. Einer davon war ein Treffer und verursachte allem Anschein nach einen Brand auf Deck. Die englischen Schiffe entfernten sich darauf sofort und nahmen möglichst große Distanz. Ein englisches Wasserflugzeug versuchte, die türkischen Stellungen zu erkunden, wurde jedoch durch das Feuer der Abwehrkanonen gezwungen, in der Richtung auf die Sarosbucht weiterzufliegen. Der Flieger warf eine Bombe ab, die in offenem Gelände explodierte. Die Beschießung der anderen Forts ist völlig belanglos verlaufen.

Berlin, 8. März. (W. B.)
Von bestunterrichteter Seite geht uns über die Lage bei den Dardanellen folgende Mitteilung zu:
Die Meldungen der englischen Admiralität, die von bedeutenden Erfolgen der Verbündeten bei dem Angriff auf die Dardanellen zu berichten wissen, sind augenscheinlich nur darauf berechnet, einen moralischen Druck auf die Balkanstaaten auszuüben und bei den Neutralen Stimmung zu machen. Tatsächlich hat aber noch kein Fahrzeug der Verbündeten bisher das Minenfeld erreicht und keine einzige Mine ist weggeräumt worden. Die Landungsversuche am 6. d. M. bei Kum-Kaleh und Sedd-ül-Bahr sind völlig gescheitert. An beiden Stellen wurden die Angreifer unter großem Verlusten durch Bajonettangriffe der türkischen Truppen zurückgeworfen und ins Meer getrieben. Die inneren Dardanellenforts haben noch gar nicht in den Kampf eingegriffen.
Die Stimmung ist ruhig und zuversichtlich. Das politische und wirtschaftliche Leben geht seinen gewohnten Gang.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im März 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1915)

 

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