Der Weltkrieg am 24. März 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die Verfolgung der Russen nördlich Memel

Großes Hauptquartier, 24. März.
Westlicher Kriegsschauplatz:
In der Champagne fanden nur Artilleriekämpfe statt.
Im Priesterwalde nordwestlich von Pont-à-Mousson wurde der Feind, der uns einen Geländegewinn streitig zu machen versuchte, zurückgeworfen.
Erneute feindliche Angriffe nordöstlich von Badonviller und am Reichsackerkopf brachen in unserem Feuer zusammen.
Am Hartmannsweilerkopf wird zur Zeit wieder gekämpft.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Unsere nördlich von Memel verfolgenden Truppen machten bei Polangen 500 Russen zu Gefangenen, erbeuteten drei Geschütze und drei Maschinengewehre und jagten dem Feind viel geraubtes Vieh, Pferde und sonstiges Gut ab.
Bei Laugszargen südwestlich von Tauroggen und nordöstlich von Mariampol wurden russische Angriffe unter schwersten Verlusten für den Feind abgeschlagen.
Nordwestlich von Ostrolenka scheiterten mehrere russische Angriffe. Hier nahmen wir dem Feind 20 Offiziere, über 2500 Mann und 5 Maschinengewehre ab.
Auch östlich von Plock mißlangen mehrere feindliche Vorstöße.
Das deutsche Heer zollt herzlichen Dank der tapferen Besatzung von Przemysl, die nach vier opfervollen Monaten der Verteidigung nur der Hunger niederzwingen konnte.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Eingreifen der Flotte in den Kampf bei Memel

Berlin, 24. März.
Bei den Kämpfen nördlich Memel haben unsere Seestreitkräfte die Operationen von See aus unterstützt. Dabei wurde am 23. März vormittags Dorf und Schloß Polangen beschossen und im Laufe des Tages die Straße Polangen - Libau unter Feuer gehalten.

Der stellvertretende Chef des Admiralstabes der Marine.
gez. Behncke.
1)

 

Ein Tagesbefehl des Kronprinzen von Bayern


Kronprinz Rupprecht

Berlin 24. März. (Priv.-Tel.)
In einem Tagesbefehl des bayerischen Kronprinzen Rupprecht an die Truppen im Bereiche des 7. Armeekorps heißt es:

"Soldaten! 
Durch Einsetzen von 43 Bataillonen gegen drei deutsche ist es dem Feinde geglückt, einen Bruchteil unserer Stellung nach heldenmütigem Widerstande der Besatzung wegzunehmen. Die Wiedereroberung ist mißlungen. Aber Euer Angriff hat die feindliche Unternehmungslust getroffen. Zwei feindliche Armeekorps haben nicht gewagt, über das genommene Dorf, dessen Besitz eine untergeordnete Bedeutung hat, hinaus vorzudringen. Ich spreche Euch für Euren Kampfesmut und für Eure Hingabe meinen Dank und meine wärmste Anerkennung aus. Ich erwarte zuversichtlich, daß Ihr jedem weiteren feindlichen Fortschritt eine unüberwindliche Schranke so lange entgegensetzen werdet, bis der Tag der Abrechnung mit diesem Feinde gekommen sein wird. Er wird kommen. Ich vertraue auf Euch."
2)

 

Der ruhmvolle Untergang des Kreuzers "Dresden"

Berlin, 24. März. (W. B. Amtlich.)
Der Kommandant S. M. S. " Dresden", der mit der Besatzung des Schiffes an Bord eines chilenischen Kreuzers in Valparaiso eingetroffen ist, berichtet dienstlich folgendes:

"Am 14. März vormittags kam S. M. S "Dresden" zu Anker in der Cumberland-Bucht der Insel Juan Fernandez. Hier wurde das Schiff von den englischen Kreuzern "Kent", "Glasgow" und von dem Hilfskreuzer "Orama" angegriffen. Der Angriff erfolgte aus einer Richtung, in der S. M. S. "Dresden" nur ihre Heckgeschütze verwenden konnte. "Dresden" erwiderte das Feuer, bis alle verwendbaren Geschütze und drei Munitionskammern unbrauchbar geworden waren. Um zu verhindern, daß das Schiff dem Feind in die Hände fiel, wurden Vorbereitungen zum Versenken getroffen und gleichzeitig ein Unterhändler auf die "Glasgow" gesandt, der darauf hinwies, daß man sich in neutralen Gewässern befinde.
Da "Glasgow" trotz dieses Hinweises den Angriff fortsetzen wollte, wurde S. M. S. "Dresden" gesprengt und versank um 11 Uhr 15 Minuten mit wehender Flagge, während die Besatzung drei Hurras auf S. M. den Kaiser ausbrachten."

Hiernach ist die von englischer Seite gebrachte Darstellung, daß S. M. S "Dresden" unter Hissen der weißen Flagge kapituliert habe, nicht zutreffend. 2)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Russen aus der Nordbukowina vertrieben

Wien, 24. März.
Amtlich wird verlautbart:
Im westlichen Karpathenabschnitt hat sich an der Front bis zum Uzsoker Paß eine Schlacht entwickelt, die mit großer Heftigkeit andauert. Starke russische Kräfte gingen zum Angriff
über, um die Höhenstellungen wird erbittert gekämpft.
Zwischen Pruth und Dnjestr kam es im nördlichsten Teil der Bukowina zu mehreren Gefechten, in denen der Feind aus einigen Orten vertrieben wurde und gegen die Grenze zurückweichen musste. Die nördlich Czernowitz jenseits des Pruth liegenden Ortschaften, die dem Feind als Basis für Unternehmungen gegen die Stadt dienten, sind vom Gegner gesäubert.
In Polen und Westgalizien keine Veränderung. Die bei Otfinow am unteren Dunajec eingebaute Kriegsbrücke der Russen wurde gestern durch unsere Artillerie zerstört.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der Angriff auf die Dardanellen

Konstantinopel 24. März. (Priv.-Tel.)
Vor den Dardanellen hält weiter Ruhe an. Bei der feindlichen Flotte dagegen herrscht lebhaftere Bewegung zwischen Tenedos und Lemnos, die den Eindruck bestätigt, daß man sich auf neue Angriffe größeren Stils vorbereitet. Es kann als sicher gelten, daß außer den schon gemeldeten Verlusten auch die beiden englischen Linienschiffe "Albion" und "Suffren" bei der letzten Beschießung Beschädigungen erlitten.

Dardanellen, 24. März. (W. B.)
Nach hier gemachten Aufstellungen sind die Verluste des Feindes am 18. März auf
134 Geschütze, 1200 Tote zu schätzen, darunter allein 50 Tote auf dem Schlachtkreuzer "Inflexible"

Berlin, 24. März.
Der Spezialberichterstatter der "Tribuna" auf Tenedos meldet, daß die Alliierten dort von 40 Transportdampfern 30000 Mann Landungstruppen ausgeschifft hätten. Der "Inflexible" sei auf eine Sandbank geraten und noch nicht wieder frei geworden.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im März 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1915)

 

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