Der Weltkrieg am 10. April 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Neue erfolglose Vorstöße der Franzosen

Großes Hauptquartier, 10. April.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Die Beute von Drie Grachten erhöht sich auf 5 belgische Offiziere, 122 Mann, 5 Maschinengewehre.
In der Champagne nördlich Beau Séjour räumten unsere Truppen die am 8. April genommenen, gestern aber durch schweres französisches Feuer zerstörten Gräben und wiesen französische Angriffe in dieser Gegend ab.
Die Kämpfe zwischen Maas und Mosel hielten mit gleicher Heftigkeit an. In den von den Franzosen als von ihnen genommen gemeldeten Orten Fromezey und Gussainville östlich Verdun ist bisher noch nicht gekämpft worden, da diese Orte weit vor unseren Stellungen liegen. Zwischen Orne und den Maashöhen erlitten die Franzosen gestern eine schwere Niederlage, alle Angriffe brachen in unserem Feuer zusammen. An der Combreshöhe faßten sie an einzelnen Stellen unserer vorderen Linien vorübergehend Fuß, wurden aber durch nächtliche Gegenangriffe teilweise wieder zurückgeworfen. Die Kämpfe dauern an. Auch die anderen Angriffe gegen unsere Stellungen nördlich St. Mihiel waren völlig erfolglos. Kleinere Vorstöße auf der Front Ailly-Apremont wurden abgewiesen. Bei Flirey waren die Kämpfe, wohl infolge der schweren Verluste des Feindes vom 7. und 8. April, weniger lebhaft, hier fielen zwei Maschinengewehre in unsere Hand. Auf der Front Remenauville-Priesterwald wurden sämtliche französischen Angriffe zurückgeschlagen. Am Westrande des Priesterwaldes verlor der Feind endgültig auch den Teil unserer Stellung, in den er Ende März eingedrungen war.
Einen abermaligen Versuch, Bézange La Grande südwestlich von Chateaux Salins uns zu entreißen, bezahlten die Franzosen mit dem Verlust einer Kompanie, die völlig aufgerieben wurde und 2 Offiziere, 101 Mann als Gefangene in unserer Hand ließ.
In den Vogesen hat sich die Lage nicht geändert.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Östlich und nördlich Kalwarja hatten die Russen mit ihren Angriffsversuchen kein Glück. Sie wurden überall mit schweren Verlusten zurückgeschlagen.
Im übrigen ist die Lage im Osten unverändert

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Deutschfeindliche Tumulte in Italien

Die "Frankfurter Zeitung" schreibt:
"Man ist sicherlich allenthalben mißvergnügt über die aus Italien gemeldeten Volkskundgebungen, die, wie es kürzlich in Genua geschah, einen unleugbaren deutschfeindlichen Charakter zur Schau trugen. Und man kann es nicht verstehen, was beispielsweise jene 20000 Genuesen dazu trieb, an deutschen Geschäftsschildern und Fensterscheiben ihren Zorn auszulassen. Etwas zu Leide getan hat ihnen Deutschland nie. Wir möchten raten, derartige Vorkommnisse weder zu schwer, noch zu leicht zu nehmen. Eine gewissenlose Hetzpresse peitscht seit Monaten die gemeinsten Instinkte des Volkes gegen uns auf und findet besonders in den Reihen der Arbeitslosen williges Entgegenkommen. Man lügt den Unwissenden vor, daß Deutschland den Krieg verschuldet und damit auch die wirtschaftliche Krisis in Italien auf dem Gewissen habe. Auf diese Weise wird das Rachegefühl jedes einzelnen herausgefordert, und wenn ihm noch die schöne Phraseologie der Hetzer seinen Zorn patriotisch verbrämt, so ist der cittadino che protesta in idealer Form geschaffen. Von eingreifender Bedeutung sind nun freilich alle diese lärmenden Kundgebungen von Rom, Mailand und Genua nicht; denn jede italienische Regierung ist daran gewöhnt. Das Peinliche ist nur, daß unsere Landsleute und ihr Eigentum bei solchen Anlässen leicht in Mitleidenschaft gezogen werden können, was einem weiteren freundschaftlichen Wieder-Nebeneinanderleben keinen Vorschub gewährt. Es wäre daher zu begrüßen, wenn es den Behörden gelänge, den Anfängen ganz energisch zu wehren. Solange jedoch die Wurzel allen Übels, die mit den infamsten Mitteln arbeitende Hetzpresse nicht zum Schweigen gebracht werden kann, ist eine Besserung ausgeschlossen. Dann müßte man aber auch dem aus Frankreich heimgekehrten Peppino Garibaldi, an dem jeder Zoll ein Gaukler ist, seine Hetzgastspielreisen unmöglich zu machen suchen. Bei jeder deutschfeindlichen Kundgebung ist er nämlich stets dabei und schürt das gefährliche Feuer. Dabei wäre es noch lehrreich, zu erfahren, wer ihm Eisenbahnfahrkarte und Gasthofrechnung bezahlt."
2)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Eine Höhenstellung in den Karpathen von den Deutschen erobert

Wien, 10. April.
Amtlich wird verlautbart:
Im Waldgebirge kam es gestern auch in den Abschnitten östlich des Uzsoker Passes zu heftigen Kämpfen. Deutsche Truppen eroberten nördlich Tucholka eine seit dem 5. Februar umstrittene und von den Russen hartnäckig verteidigte Höhenstellung; 1 Oberst, über 1000 Mann wurden bei diesem Angriff gefangen und den Russen auch 15 Maschinengewehre entrissen.
Im Oportale und im Quellgebiet des Stryj scheiterten gleichzeitig heftige feindliche Angriffe an unseren und an deutschen Stellungen unter schweren Verlusten des Gegners.
Der gestrige Tag brachte uns in Summa 2150 Gefangene ein.
Die sonstige Lage ist unverändert.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im April 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1915)

 

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