Der Weltkrieg am 16. April 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Neue Kämpfe an der Loretto-Höhe

Großes Hauptquartier, 16. April.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Vor Ostende-Nieuport beteiligten sich gestern am Artilleriekampf einige feindliche Torpedoboote, deren Feuer schnell zum Schweigen gebracht wurde.
Am Südrande von St. Eloi besetzten mir nach Sprengung zwei Häuser.
Am Südrande der Loretto-Höhe wird seit heute Nacht wieder gekämpft.
Zwischen Maas und Mosel fanden nur Artilleriekämpfe statt. Die Verwendung von Bomben mit erstickend wirkender Gasentwicklung und von Infanterieexplosivgeschossen seitens der Franzosen nimmt zu.
Bei dem klaren, sichtigen Wetter war die Fliegertätigkeit wieder sehr rege. Feindliche Flieger bewarfen die Ortschaften hinter unseren Stellungen mit Bomben. Auch Freiburg wurde wieder heimgesucht, wo mehrere Zivilpersonen, hauptsächlich Kinder, getötet und verletzt wurden.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Im Osten ist die Lage unverändert.
In den kleinen Gefechten bei Kalwarja wurden in den letzten Tagen von uns 1040 Russen gefangen genommen und 7 Maschinengewehre erbeutet.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Feindliche Flieger in Süddeutschland

Stuttgart, 16. April. (W. B.)
Das stellvertretende Generalkommando gibt bekannt:
Heute Vormittag 9 Uhr 50 fand ein Fliegerangriff durch einen französischen Doppeldecker auf die Pulverfabrik in Rottweil statt. Der Flieger, vom Abwehrkommando sofort mit Feuer empfangen, warf einige Bomben ab. Dadurch wurden zwei Zivilpersonen getötet und eine schwer verwundet. Der Materialschaden ist gering. Der Betrieb der Fabrik ist nicht gestört. Der Flieger, dessen Maschine durch Treffer Schaden erlitt, flog in südlicher Richtung weiter.

Haltingen (Baden), 16. April. (W. B.)
Heute Vormittag warf ein feindlicher Flieger insgesamt fünf Bomben in der hiesigen Gemarkung ab. Vier davon richteten keinen Schaden an, während die fünfte zwei leerstehende D-Zugwagen zertrümmerte, die in Brand gerieten. Ein in der Nähe befindlicher Angestellter der Frankfurter Baufirma Helffmann u. Co. erlitt lebensgefährliche Verletzungen.

Straßburg i. Els., 16. April. (Priv.-Tel.)
Heute Morgen erschien gegen halb zwei Uhr ein feindliches Luftschiff über der Stadt und warf, in westsüdlichem Bogen das Weichbild bestreichend, etwa acht Granaten schwersten Kalibers herab. Eine glückliche Fügung wollte es, daß die Bomben mit einer einzigen Ausnahme sich in Höfen, auf Straßen und Plätzen entzündeten und von abgeschwächter Wirkung waren. Soweit bis jetzt in Erfahrung gebracht werden konnte, sind immerhin ungefähr sieben Personen teils schwer, teils leicht verletzt worden. Erfolge von militärischer Bedeutung hat der Feind nicht erzielt.

Freiburg ( Baden), 16. April. (W. B.)
Von den bei den gestrigen Bombenwürfen eines feindlichen Fliegers schwer Verletzten sind inzwischen zwei weitere Personen gestorben so daß sich die Zahl der Todesopfer auf acht erhöht. Schwer verletzt liegen noch acht Personen, leicht verletzt sechs darnieder.
2)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Ruhe in den Karpathen

Wien, 16. April.
Amtlich wird verlautbart:
In Polen wurde ein russischer Angriff bei Blogie östlich Piotrkow abgewiesen. An der unteren Nida schoß unsere Artillerie ein russisches Munitionsdepot in Brand. Mehrere Schützengräben der Russen, die in unserem wirkungsvollsten Geschützfeuer lagen, wurden vom Gegner unter großen Verlusten fluchtartig verlassen.
In den Karpaten kam es nur im Waldgebirge zu vereinzelten Kämpfen. Vorgehende russische Infanterie wurde wie immer unter bedeutenden Verlusten abgewiesen, 450 Gefangene; partielle Kämpfe im Stryjtale brachten weitere 268 Gefangene.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im April 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1915)

 

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