Der Weltkrieg am 17. April 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Eine französische Stellung bei Perthes erstürmt

Großes Hauptquartier, 17. April.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Gestern brachten auch die Engländer östlich Ypern Granaten und Bomben mit erstickend wirkender Gasentwicklung zur Anwendung.
Am Südhang der Loretto-Höhe nordwestlich von Arras ging uns ein kleiner Stützpunkt von sechzig Meter Breite und fünfzig Meter Tiefe verloren.
In der Champagne nordwestlich von Perthes wurde nach umfangreicher Sprengung eine französische Befestigungsgruppe im Sturm genommen. Ein heute früh angesetzter feindlicher Gegenangriff mißglückte.
Zwischen Maas und Mosel fanden heftige Artilleriekämpfe statt. Bei Flirey griffen die Franzosen mehrfach an; mit schweren Verlusten wurden sie in ihre Stellungen zurückgeworfen.
Bei einem Erkundungsvorstoß nahmen unsere Truppen die feindliche Stellung nordwestlich von Urbeis (Vogesen), die, für uns ungünstig gelegen, unter Mitnahme einer Anzahl gefangengenommener Alpenjäger morgens wieder geräumt wurde.
Ein französisches Luftschiff erschien heute nacht über Straßburg und warf mehrere Bomben ab. Der Sachschaden, der hauptsächlich Fensterscheiben betrifft, ist unbedeutend; einige Zivilpersonen sind leider verletzt. - Einer unserer Flieger, der vorgestern Calais mit Bomben belegte, bewarf gestern Greenwich bei London.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Die Lage blieb auch gestern unverändert.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Gescheiterte russische Angriffe in den Waldkarpathen

Wien, 17. April.
Amtlich wird verlautbart:
In Russisch-Polen und Westgalizien hat sich nichts ereignet.
An der Karpathenfront ist die Situation unverändert. Im Waldgebirge, wo die Russen stellenweise ihre heftigen Angriffe wiederholten, wurden 1290 Mann gefangen. Bei diesen Angriffen und bei mehreren während der Nacht versuchten Vorstößen erlitt der Feind wieder schwere Verluste.
In Südostgalizien und in der Bukowina Geschützkampf.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Ausdehnung der Landsturmpflicht in Österreich

Wien, 17. April.
Ein amtlich ausgegebenes Communiqué besagt:
Es ist, wird wir erfahren, in Aussicht genommen, die Landsturmpflicht in beiden Hälften der Monarchie in Hinkunft schon mit dem Jahre, in dem das 18. Lebensjahr vollendet wird, beginnen und bis zum Ende des Jahres der Vollstreckung des 50. Lebensjahre währen zu lassen. Auch soll das erste Aufgebot die Jahrgänge bis zur Vollstreckung des 42. Lebensjahres umfassen und die Möglichkeit geboten werden, in ganz besonderen Ausnahmefällen auch die dem zweiten Aufgebot Angehörenden zu Zwecken der Ergänzung des Heeres und der Landwehr heranzuziehen. Die Schaffung neuer Landsturmkategorien bedeutet jedoch keineswegs, daß auch alle diese neuen Kategorien zugleich, sofort oder auch nur in allernächster Zeit tatsächlich zum Landsturmdienst werden herangezogen werden.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Das englische Unterseeboot "E 15" in den Dardanellen versenkt - Zwei englische Panzerschiffe beschädigt

Konstantinopel, 17. April.
Das türkische Hauptquartier teilt mit:
Gestern nachmittag wurde ein feindliches Wasserflugzeug beim Fluge über den Golf von Saros von unserem Feuer beschädigt und fiel vor Sazli Liman ins Meer. Ein zweites Wasserflugzeug, das sich aufs Meer niederließ, um das erste zu bergen, wurde durch unser Feuer zum Sinken gebracht. Das englische Panzerschiff
"Lord Nelson" und ein Wasserflugzeugmutterschiff, die sich näherten, wurden von Granaten getroffen. Der "Nelson" zog sich zurück. Das Wasserflugzeugmutterschiff, das das beschädigte Wasserflugzeug schleppte, zog sich gleichfalls zurück. Das englische Unterseeboot "E 15" wurde in der Meerenge der Dardanellen östlich von Karanlik Liman zum Sinken gebracht. Von der aus 31 Mann bestehenden Besatzung wurden 3 Offiziere und 21 Soldaten gerettet und zu Gefangenen gemacht; unter ihnen befindet sich der frühere englische Vizekonsul in den Dardanellen.
Von den übrigen Kriegsschauplätzen ist nichts zu melden.

Konstantinopel, 17. April.
Am 14. April nachmittags beschoß das englische Linienschiff "Majestic" die Landstellungen bei Gabatepe (Sarosbucht). Das Feuer wurde erwidert und "Majestic" nach wenigen Schüssen gezwungen, sich zurückzuziehen. Als die "Majestic" am Nachmittag des 15. April wieder einige vorgeschobene Batterien angriff, wurde sie von den türkischen Forts unter Feuer genommen und erhielt drei Treffer, und zwar zwei hinter der Kommandobrücke und einen zwischen den Schornsteinen. Das Schiff drehte ab und wurde durch das Linienschiff "Swiftsure" ersetzt, das die Beschießung der Batterien ohne Erfolg fortsetzte.
In den Nächten vom 13. zum 14. und 14. zum 15. April versuchten feindliche Torpedoboote in die Dardanellen einzudringen, wurden aber leicht abgewiesen. Ein deutscher Flieger warf bei Tenedos auf feindliche Kohlendampfer zwei Bomben ab, welche trafen und explodierten.
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Die Kämpfe in Südwestafrika

London, 17. April.
Das Reutersche Bureau meldet aus Kapstadt, daß die Truppen der Südafrikanischen Union Schakalskopje, Kuibis, Bethanien und Brakwasser besetzt hätten.
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Der 1. Weltkrieg im April 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1915)

 

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