Der Weltkrieg am 2. Mai 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Deutsche Vortruppen vor Mitau - 
Die Beschießung Dünkirchens

Großes Hauptquartier, 2. Mai.
Westlicher Kriegsschauplatz:
In Flandern versuchte der Gegner nach sehr starker Artillerievorbereitung wiederum gegen unsere neue Stellung nordöstlich von Ypern anzurennen, und zwar griffen die Franzosen zwischen Kanal und Straße Ypern - St. Julien energisch, die Engländer östlich davon matt an. Die Bemühungen waren namentlich infolge unseres sehr wirksamen Flanken- und Rückenfeuers aus der Gebend von Broodfeinde und Veldhoeck gänzlich erfolglos. Drei Maschinengewehre blieben in unseren Händen. 
In den Argonnen machten unsere Angriffe nördlich von Le Four de Paris gute Fortschritte. Trotz heftigster Gegenwehr verloren die Franzosen mehrere Gräben und 156 Gefangene.
Zwischen Maas und Mosel kam es nur im Priesterwalde zu heftigen Kämpfen, wo die Franzosen mehrere Male in großen Massen angriffen. Wir schlugen diese Angriffe, die stellenweise bis in unsere Gräben gelangten, unter starken Verlusten für den Feind ab und machten 90 Gefangene. 
Gestern wurden wieder zwei feindliche Flugzeuge außer Gefecht gesetzt. Eines wurde bei Reims zusammengeschossen, das andere nordwestlich von Verdun aus einem Geschwader heraus zur eiligsten Landung gezwungen.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Unsere Operationen im nordwestlichen Rußland machten gute Fortschritte. Bei Szawle wurden weiter 400 Russen gefangengenommen. In der Verfolgung der flüchtenden Russen erreichten deutsche Spitzen die Gegend südwestlich von Mitau. 
Russische Angriffe in Gegend Kalwarja wurden unter starken Verlusten für den Feind abgeschlagen. 300 Gefangene blieben in unserer Hand.

    Oberste Heeresleitung. 1)

Karte zum 1. Weltkrieg: Ypern 1915

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Ein russischer Stützpunkt bei der Ostryhöhe erobert

Wien, 2. Mai.
Amtlich wird verlautbart:
In Russisch-Polen wurde der Gegner in einigen Abschnitten aus seinen Vorstellungen zurückgeworfen. Unsere Truppen gelangten hierbei stellenweise bis an die Hindernislinie der feindlichen Hauptstellung. 
An der Front in Westgalizien und in den Karpathen lebhafter Geschützkampf. 
Auf den Höhen zwischen Orava- und Oportal warfen unsere Truppen einen heftigen russischen Angriff zurück, machten 200 Mann zu Gefangenen, gingen schließlich zum Angriff über und eroberten nach hartem Kampfe einen starken russischen Stützpunkt östlich der Höhe Ostry. Mehrere hundert Russen wurden hierbei gefangen, Maschinengewehre erbeutet.
In Südostgalizien und der Bukowina keine Veränderung.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel. 2. Mai. (W. B.)
Das Hauptquartier teilt mit:
Infolge unserer für uns erfolgreich verlaufenen Angriffe gelang es dem Feinde nicht, seine gefährliche Lage am Ufer der Halbinsel Gallipoli zu verbessern. Das gegen den auf der Spitze von Sedd ül Bahr stehenden Feind gerichtete Feuer unserer Batterien zeitigte gute Ergebnisse. Gestern wurde der französische Panzerkreuzer "Henri IV", der ein lebhaftes Feuer auf unsere Batterien eröffnete, von zehn Granaten getroffen. Heute zeigte sich dieses Schiff nicht. Der englische Panzerkreuzer "Vengeance" der durch unser Feuer havariert wurde, zog sich zurück. Ein unbedeutender, in der gestrigen Nacht unternommener Angriff von feindlichen Torpedobooten auf die Meerengen wurde sehr leicht abgeschlagen. Nachdem die russische Schwarzemeerflotte heute eine Stunde lang, wie kürzlich, vor dem Bosporus demonstriert hatte, zog sie sich eilig gegen Norden zurück. Als heute Vormittag ein anderes feindliches Unterseeboot in die Meerenge eindringen wollte wurde es von uns unter Feuer genommen. Es stieß auf eine Mine und ging sofort unter. Da es sofort verschwand, konnte die Besatzung nicht gerettet werden.
An der kaukasischen Front, nördlich von Milo wurde der Angriff der feindlichen Vorhuten überall unter Verlusten abgewiesen.
Am 28. April griff eine unserer Abteilungen in der Umgebung des Sueskanals eine Kompagnie Meharisten an, die Maschinengewehre mit sich führte, und schlug sie nach halbstündigem Kampf in die Flucht. Wir erbeuteten eine Menge Gewehre und Kamelausrüstungen. In der Nacht vom 28. auf den 29. nahm unsere Artillerie aus geringer Entfernung im Kanal ein Baggerschiff unter Feuer, das schwer beschädigt wurde; unterdessen wurden zwei feindliche Lanzenreiterschwadronen blutig zurückgeschlagen. In diesem Gefecht verlor der Feind 60 Tote und Verwundete und wurde von dem Feuer unserer Artillerie und Maschinengewehre verfolgt. Wir verloren 9 Mann.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im Mai 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1915)

 

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