Der Weltkrieg am 9. Mai 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

Der 1. Weltkrieg: Gefallene Engländer vor den deutschen Stellungen zwischen La Bassée und Armentières am 9. Mai 1915
Gefallene Engländer vor den deutschen Stellungen zwischen La Bassée und Armentières am 9. Mai 1915

 Der deutsche Heeresbericht:

Die Beherrschenden Höhenzüge bei Ypern genommen

Großes Hauptquartier, 9. Mai.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Bei der Fortsetzung unserer Angriffe auf Ypern warfen wir den Gegner aus seiner stark befestigten Stellung zwischen den Straßen Fortuin-Wieltje und Gheluvelt-Ypern heraus, nahmen die Orte Frezenberg und Valorenhoek und setzten uns hierdurch in den Besitz wichtiger, die Umgegend von Ypern im Osten beherrschender Höhenzüge. An 800 Engländer, darunter 16 Offiziere, wurden bisher gefangen genommen. Französische Angriffe westlich von Lievin nordöstlich der Lorettohöhe scheiterten unter starken Verlusten für den Feind. Bei La Bassée und bei Vitry (östlich Arras) wurde je ein feindliches Flugzeug von uns zur Landung gezwungen. Ein unter Ausnutzung von Nebelbomben unternommener französischer Teilangriff westlich Perthes wurde mit Handgranaten abgewiesen. In den Argonnen, zwischen Maas und Mosel sowie in den Vogesen verlief der Tag ohne besondere Ereignisse.
Östlicher Kriegsschauplatz:
In Libau haben wir große Lager von Kriegsvorräten beschlagnahmt. Vor starken Kräften aller Waffen, die der Gegner bei Mitau gesammelt hat, weichen unsere gegen diese Stadt vorgeschobenen Abteilungen langsam aus. Nordöstlich von Kowno wurde nach Vernichtung eines russischen Bataillons die Bahn Wilna-Szowlo gründlich zerstört. Am Njemen bei Sredniki griffen wir die zersprengten Reste von vier russischen Bataillonen, die wahrscheinlich zu den am 6. und 7. Mai bei Rossieny geschlagenen Truppen gehören, auf. Erneute russische Angriffe gegen unsere Stellungen an der Pilica wurden unter großen Verlusten für den Feind abgewiesen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
In der Verfolgung des geschlagenen Feindes überschritten die Truppen des Generals v. Mackensen nach Kampf den Wislok zwischen Besko (östlich Romanow) und Fryßtak. Vor dem Druck der östlich und nördlich Tarnow kämpfenden Verbündeten weicht der Feind auf Mielec und über die Weichsel zurück. An der wankenden russischen Karpathenfront warfen andere deutsche Truppen den Feind aus seinen Stellungen an der Bahn Mezölaborcz - Sanok. Die Beute an Geschützen und Gefangenen vergrößert sich noch fortgesetzt.

    Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Der Brückenkopf Zaleszczyki erstürmt

Wien, 9. Mai, mittags.
Amtlich wird verlautbart:
In Verfolgung des aus seinen Höhenstellungen geworfenen Gegners haben unsere Kolonnen den Grenzkamm der Karpathen überschritten. Ungarn ist vom Feinde frei. 
Auf galizischem Boden dauert die Schlacht fort. In einem Frontraume von über 200 Kilometern von der Weichsel bis zum Uzsoker Paß weicht der Gegner zurück. Die verbündeten Armeen haben unter siegreichen Kämpfen ungefähr die Linie Uzsoker Paß - Komancza - Krosno - Debica - Szczucin überschritten. Im Karpathenabschnitt östlich des Uzsoker Passes und an der Front in Südostgalizien haben sich nun ebenfalls heftigere Kämpfe entwickelt. Unsere Truppen eroberten mehrere russische Stellungen. Starke feindliche Kräfte greifen unsere Truppen auf den Höhen nordöstlich Ottynia an. Dort Kampf im Gange. Der stark befestigte Brückenkopf Zaleszczyki, den der Gegner in wochenlangen, verzweifelten Kämpfen festzuhalten versuchte, wurde gestern von unseren Truppen erstürmt. Die Russen über den Dnjestr verfolgt, 3500 Mann gefangen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Die "Lusitania"
Die "Lusitania"

Die Vernichtung der "Lusitania"

London, 9. Mai. (Priv.-Tel.)
Der König erhielt die Nachricht vom Untergang der "Lusitania" am Nachmittag; er war schwer erschüttert und gab seinem Abscheu Ausdruck. Die Admiralität erklärt die Meldung, daß die "Lusitania" bewaffnet gewesen sei, als "durchaus unwahr". Im Gegensatz dazu steht ein Artikel im "Daily Telegraph", der folgendes ausführt: Es bestanden nur zwei Schiffe bei der britischen Handelsmarine, die auf Grund ihrer Schnelligkeit und ihrer Kanonen sich selbst schützen konnten. Das eine war die "Mauretania" und das andere die "Lusitania". Diese beiden Schiffe waren die einzigen, die von der britischen Admiralität für den Dienst als Reservehandelskreuzer eingestellt worden waren, die jedoch nicht am Kriegsdienst teilnahmen, sondern denen erlaubt wurde, ihre Friedenstätigkeit weiter fortzusetzen. Diese Schiffe wurden auf Anregung der britischen Regierung gebaut die für den Bau selbst auf Grund eines im Jahre 1903 angenommenen Parlamentsbeschlusses die Gelder aufbrachte. Es sei der Regierung darum zu tun gewesen, Schiffe mit besonderer Schnelligkeit zu erhalten Auf Grund eines Abkommens mit der Regierung wurde der Cunard Linie zu dem mäßigen Zinssatz von 2¾ Prozent die Summe von 2600000 Pfund zum Bau der "Mauretania" und der "Lusitania" übergeben, die alle anderen Schiffe übertreffen sollten. Auf diese Weise wurde das "blaue Band" des Ozeans wieder erhalten. Für das Schiff waren ungewöhnliche Vorsichtsmaßregeln getroffen worden, um die Stärke seiner Hülle durch wasserdichte Schotten und Vervielfältigung der Abteilungen zu vergrößern. Dem Schiffe wurde auch eine mächtige Bewaffnung mit Schnellfeuerkanonen gegeben. Und das ist nicht alles. Es wurden die nötigen Schritte getan, dem Schiffe eine besonders eingeübte Mannschaft von Reservisten der Marine zu geben, die die Waffen des Schiffes in wirksamer Weise bedienen konnten. Der Gedanke war, daß die "Lusitania" nicht selbst an einer Marineoperation teilnehmen sollte, aber daß sie, falls sie einem feindlichen Kreuzer während des Krieges begegnen sollte, in der Lage sei, bei raschem Volldampf ihren Gegner mit ihren Kanonen sich vom Leibe zu halten, selbst wenn es dem Schiff nicht gelingen sollte, den Gegner zu beschädigen

Berlin, 9. Mai. (W. B.)
Wie wir von zuständiger Seite erfahren, befanden sich an Bord der "Lusitania" 5400 Kisten Munition. Bei weitem der größte Teil der Ladung bestand aus Kriegskonterbande.

New York, 9. Mai. (Priv.-Tel.)
Der "Associated Preß" wird aus Washington berichtet:
Die Vereinigten Staaten haben ihren Botschafter in Berlin beauftragt, von Deutschland einen amtlichen Bericht über die Angelegenheit der "Lusitania" zu verlangen. Dieser Bericht soll als Grundlage für eventuelle Schritte dienen. Obgleich Präsident Wilson zur Kaltblütigkeit mahne, halte man in offiziellen Kreisen die Lage für sehr ernst.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im Mai 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1915)

 

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