Die
Vernichtung der "Lusitania"
London,
9. Mai. (Priv.-Tel.)
Der König erhielt die Nachricht vom Untergang der "Lusitania"
am Nachmittag; er war schwer erschüttert und gab seinem Abscheu
Ausdruck. Die Admiralität erklärt die Meldung, daß die "Lusitania"
bewaffnet gewesen sei, als "durchaus unwahr". Im Gegensatz
dazu steht ein Artikel im "Daily Telegraph", der folgendes
ausführt: Es bestanden nur zwei Schiffe bei der britischen
Handelsmarine, die auf Grund ihrer Schnelligkeit und ihrer Kanonen
sich selbst schützen konnten. Das eine war die "Mauretania"
und das andere die "Lusitania". Diese beiden Schiffe waren
die einzigen, die von der britischen Admiralität für den Dienst
als Reservehandelskreuzer eingestellt worden waren, die jedoch nicht
am Kriegsdienst teilnahmen, sondern denen erlaubt wurde, ihre
Friedenstätigkeit weiter fortzusetzen. Diese Schiffe wurden auf
Anregung der britischen Regierung gebaut die für den Bau selbst auf
Grund eines im Jahre 1903 angenommenen Parlamentsbeschlusses die
Gelder aufbrachte. Es sei der Regierung darum zu tun gewesen,
Schiffe mit besonderer Schnelligkeit zu erhalten Auf Grund eines
Abkommens mit der Regierung wurde der Cunard Linie zu dem mäßigen
Zinssatz von 2¾ Prozent die Summe von 2600000 Pfund zum Bau der
"Mauretania" und der "Lusitania" übergeben, die
alle anderen Schiffe übertreffen sollten. Auf diese Weise wurde das
"blaue Band" des Ozeans wieder erhalten. Für das Schiff
waren ungewöhnliche Vorsichtsmaßregeln getroffen worden, um die Stärke
seiner Hülle durch wasserdichte Schotten und Vervielfältigung der
Abteilungen zu vergrößern. Dem Schiffe wurde auch eine mächtige
Bewaffnung mit Schnellfeuerkanonen gegeben. Und das ist nicht alles.
Es wurden die nötigen Schritte getan, dem Schiffe eine besonders
eingeübte Mannschaft von Reservisten der Marine zu geben, die die
Waffen des Schiffes in wirksamer Weise bedienen konnten. Der Gedanke
war, daß die "Lusitania" nicht selbst an einer
Marineoperation teilnehmen sollte, aber daß sie, falls sie einem
feindlichen Kreuzer während des Krieges begegnen sollte, in der
Lage sei, bei raschem Volldampf ihren Gegner mit ihren Kanonen sich
vom Leibe zu halten, selbst wenn es dem Schiff nicht gelingen
sollte, den Gegner zu beschädigen
Berlin, 9. Mai. (W. B.)
Wie wir von zuständiger Seite erfahren, befanden sich an Bord
der "Lusitania" 5400 Kisten Munition. Bei weitem der größte
Teil der Ladung bestand aus Kriegskonterbande.
New York, 9. Mai. (Priv.-Tel.)
Der "Associated Preß" wird aus Washington berichtet:
Die Vereinigten Staaten haben ihren Botschafter in Berlin
beauftragt, von Deutschland einen amtlichen Bericht über die
Angelegenheit der "Lusitania" zu verlangen. Dieser Bericht
soll als Grundlage für eventuelle Schritte dienen. Obgleich Präsident
Wilson zur Kaltblütigkeit mahne, halte man in offiziellen Kreisen
die Lage für sehr ernst. 2) |