Der Weltkrieg am 2. Juni 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Im Mai über 300000 Russen gefangen - Noch zwei Forts von Przemysl erstürmt

Großes Hauptquartier, 2. Juni.
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Bei Bixschoote nordöstlich von Steenstraate schossen wir ein englisches Flugzeug herunter, die Insassen, ein belgischer und ein englischer Offizier, wurden gefangengenommen.
Die Zuckerfabrik westlich Souchez, in die im Laufe des gestrigen Nachmittags die Franzosen eingedrungen waren, ist von uns wiedergenommen. Ein französischer in den Abendstunden auf unsere Stellungen bei und südlich Neuville unternommener Angriff wurde abgeschlagen, nur ein kleines über die Straße Neuville - Ecurie vorspringendes Grabenstück ist vom Feinde besetzt.
Im Priesterwalde dauert der Nahkampf um einzelne Grabenstücke noch an.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Bei Neuhaufen, 50 Kilometer nordöstlich, und bei Skidiki, 65 Kilometer südöstlich Libau, fanden erfolgreiche Gefechte gegen kleinere russische Abteilungen statt, ebenso weiter südlich in Gegend Szawle und an der Dubissa südöstlich Kielmy sowie zwischen Ugiany und Eiragola. Bei Szawle machten wir 500 Gefangene.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Zwei weitere bei Dunkowiczki gelegene Werke der Festung Przemysl sind gestern erstürmt. Nach dem Siege bei Stryj drangen die verbündeten Truppen gestern in Richtung Medenice vor. Im Laufe des Monats Mai sind auf dem südöstlichen Kriegsschauplatze 863 Offiziere, 268869 Mann zu Gefangenen gemacht, 251 Geschütze und 576 Maschinengewehre erbeutet worden. Hiervon entfallen auf die dem Generaloberst v. Mackensen unterstellten verbündeten Truppen: 400 Offiziere, darunter 2 Generale, 152254 Mann Gefangene, 160 Geschütze, darunter 28 schwere, und 403 Maschinengewehre. Einschließlich der auf dem östlichen Kriegsschauplatz gemachten und gestern veröffentlichten Gefangenenzahlen beträgt demnach die Summe der im Monat Mai in die Hände der verbündeten Truppen gefallenen Russen etwa 1000 Offiziere und über 300000 Mann.

    Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 2. Juni, mittags.
Amtlich wird verlautbart:
Auf dem russischen Kriegsschauplatze wiederholte der Feind seine starken Angriffe auf die östlich des San stehenden verbündeten Truppen. Unter neuen schweren Verlusten wurden die verzweifelten Angriffe des Gegners durchweg abgewiesen.
An der Nordfront der Festung Przemysl wurden zwei weitere Werke erstürmt und das bisher gewonnene Terrain behauptet.
Südlich des Dnjestr schreitet unser Angriff erfolgreich fort. Die feindlichen Stellungen zwischen Stryj und Drohobycz wurden gestern erstürmt. Starke russische Kräfte, die in Südostgalizien in der Gegend von Solotwina zum Angriff auf unsere dortigen Stellungen vorgingen, erlitten große Verluste und zogen sich stellenweise fluchtartig zurück.
In den Schlachten des Monats Mai wurden von den unter österreichisch-ungarischem Oberkommando kämpfenden verbündeten Armeen an Gefangenen und an Beute eingebracht: 863 Offiziere, 268869 Mann, 251 leichte und schwere Geschütze, 576 Maschinengewehre und 189 Munitionswagen. Hierzu kommt sonstiges zahlreiches Kriegsmaterial, das z. B. bei einer der Karpathenarmeen allein an 8500 Schuß Artilleriemunition, 5½ Millionen Infanteriepatronen, 230000 russische Repetiergewehre und 21000 russische blanke Waffen beträgt.
Auf dem italienischen Kriegsschauplatze blieben alle bisherigen Unternehmungen des Feindes ohne Erfolg. Die mit großem Aufwande an schwerer Geschützmunition verbundene Beschießung des Plateaus von Lavarone-Folgaria und einzelner kärntnerischer Sperren vermochte unseren Werken keinen nennenswerten Schaden zuzufügen.
Im übrigen fanden weder an der Tiroler noch an der Kärntner Grenze große Kämpfe statt.
Im Küstenlande wurden Angriffe des Feindes auf den Krn-Rücken unter schweren Verlusten der Italiener abgewiesen.
Das durch ein Communique des italienischen Marinestabes veröffentlichte Resultat des Bombardements von Pola durch ein italienisches Luftschiff trifft nicht zu. Vier Bomben explodierten allerdings, doch ist der Materialschaden minimal. Ein Brand ist nirgends ausgebrochen. Die bei der Beschießung von Monfalcone verursachten Schäden reduzieren sich auf die leichte Verletzung einer Zivilperson durch Steinsplitter. 

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Österreich-ungarische Flieger über Bari und Brindisi

Rom, 2. Juni. 
Amtlich wird mitgeteilt, daß am Dienstagmorgen ein feindliches Flugzeug über Bari und ein anderes über Brindisi erschienen ist und beide Städte mit Bomben belegten. In Bari platzte eine Bombe auf dem Dache eines Privathauses, ein Dachziegel fiel herab und verwundete ein fünfzehnjähriges Kind schwer, es starb bald darauf. In Brindisi wurden zwei Bürger leicht verletzt und zwei Häuser unbedeutend beschädigt.
Ein österreichisch-ungarisches Flugzeug, das Bomben auf Bari schleuderte, wandte sich alsdann gegen Malfetta, wo es einige Bomben abwarf, die eine Anzahl Arbeiter töteten. 
1)

 

Der 1. Weltkrieg im Juni 1915

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

 

© 2005 stahlgewitter.com