Der Weltkrieg am 19. Juni 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Angriff auf die Grodekstellung

Großes Hauptquartier, 19. Juni.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Die Fortsetzung der Angriffe auf unsere Front nördlich von Arras brachte dem Feinde weitere Misserfolge; nördlich des Kanals von La Bassée wurde ein englischer Vorstoß mühelos abgewiesen. Mehrere französische Angriffe an der Lorettohöhe, beiderseits Neuville und nordöstlich von Arras brachen zusammen. Wir säuberten einige früher verlorene Grabenstücke vom Feinde.
In den Argonnen wurden örtliche Vorstöße des Gegners im Bajonettkampf abgewiesen. Die Kämpfe bei Vauquois haben zu keinem Ergebnis geführt.
Nordöstlich von Lunéville wurde der von den Franzosen befestigte und besetzte Ort Embermenil überfallen und genommen. Nach Zerstörung aller französischen Verteidigungsanlagen gingen unsere Truppen unter Mitnahme von etwa 50 gefangenen französischen Jägern in ihre alten Stellungen zurück. In den Vogesen wird noch an einzelnen Stellen des Fechttales gekämpft. Am Hilsenfirst nahmen wir über 200 Franzosen gefangen.
Östlicher Kriegsschauplatz:
In Gegend Szawle, am Dawina- und Szlawantaabschnitt wurden russische Vorstöße abgewiesen.
Südwestlich von Kalwarja machten wir Fortschritte, das Dorf Wolkowizna wurde im Sturm genommen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die Russen sind westlich des San bis in die Linie Zapuscie-Ulanow, östlich davon über die Tanew-Pauczka-Linie zurückgeworfen. 
Die Grodekstellung wird angegriffen.
Die noch südlich des Dnjestr zwischen den Dnjestrsümpfen und dem Stryj stehenden Russen wurden angegriffen und nach Norden zurückgedrängt. Die Angriffe werden fortgesetzt. 

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Erstürmung von Grodek und Komarno

Wien, 19. Juni.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die galizische Schlacht dauert fort. Im Ansturm gegen die zusammenhängende russische Verteidigungsstellung an und nördlich der Wereszyca erkämpften die Truppen der verbündeten Armeen Stellung um Stellung. Grodek und Komarno sind genommen. An der Nordfront wurde das südliche Tanewufer vom Feinde gesäubert, Ulanow nach heftigem Kampfe besetzt.
Südlich des oberen Dnjestr schreitet der Angriff der verbündeten Truppen fort. Die Ostgruppe der Armee Pflanzer hat neue schwere russische Angriffe wieder blutig zurückgeschlagen.
Italienischer Kriegsschauplatz:
An der Isonzofront und der Kärntner Grenze trat nach den letzten erfolglosen, verlustreichen Vorstößen der Italiener Ruhe ein, die nur durch Plänkelei und stellenweises Geschützfeuer unterbrochen ist.
Ein gestern nachmittag wieder bei Plava angesetzter feindlicher Angriff wurde schon im Keime durch Geschützfeuer erstickt.
Im Tiroler Grenzgebiete wurden italienische Abteilungen, die gegen die Gebirgsübergänge östlich des Fassatales vorzugehen versuchten allenthalben abgewiesen. Der erfolglose Angriff auf die Plateaus von Folgaria und Lavarone wurde vom Feinde eingestellt.
In den wenigen "erlösten" Ortschaften des Grenzgebietes drangsalieren die Italiener die Bevölkerung durch Aushebung von Geiseln und brutale Gewaltmaßregeln.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Pesaro und Rimini von der österreichisch-ungarischen Flotte beschossen

Wien, 19. Juni. 
Amtlich wird verlautbart:
Am 17. und 18. Juni haben mehrere unserer Kreuzer- und Torpedoeinheiten eine Streifung an der italienischen Küste von der Reichsgrenze bis Fano unternommen. Hierbei wurden die Semaphorstationen an der Tagliamentomündung und bei Pesaro sowie die Eisenbahnbrücken bei Rimini über den Metauro- und Arcilafluß durch Geschützfeuer beschädigt, ein italienischer Dampfer versenkt, dessen Bemannung geborgen. Sämtliche Einheiten sind wohlbehalten eingerückt.

 

Der 1. Weltkrieg im Juni 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

 

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