Der Weltkrieg am 21. Juni 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

Französische Truppen während einer Kampfpause auf Gallipoli
Französische Truppen während einer Kampfpause auf Gallipoli
Aufnahme vom 21. Juni 1915

 Der deutsche Heeresbericht:

Rawa-Ruska, nördlich Lemberg, im Sturm genommen - Erfolgreicher Sturm in den Argonnen

Großes Hauptquartier, 21. Juni.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Gegen die Front nördlich Arras beschränkte sich der Gegner hauptsächlich auf Artilleriefeuer, nur nördlich Souchez erfolgte ein Infanterieangriff, der von uns abgewiesen wurde.
Westlich Soissons scheiterte ein vereinzelter nächtlicher französischer Vorstoß gegen unsere Stellung westlich Moulin-sous-Touvent.
Im Westrand der Argonnen gingen wir zum Angriff über. Württemberger und norddeutsche Landwehr erstürmten auf zwei Kilometer Frontbreite mehrere hintereinanderliegende Verteidigungslinien und fügten den Franzosen bei ihren vergeblichen Gegenangriffen die schwersten Verluste zu. Die Beute dieses Kampfes beträgt an Gefangenen 6 Offiziere, 623 Mann sowie 3 Maschinengewehre und 3 Minenwerfer.
Auf den Maashöhen richteten die Franzosen gegen unsere Stellungen an der Grande Tranchée westlich Les Eparges abends fünf starke Angriffe, die westlich der Straße in unserem Feuer zusammenbrachen; östlich der Straße drang der Gegner in Teile unserer Stellung ein; er ist zum Teil bereits wieder verjagt. 70 Gefangene blieben in unserer Hand.
Östlich von Lunéville nahmen wir unsere über Gondrexon vorgeschobenen Vorposten vor überlegenen Kräften auf die Hauptstellung nordöstlich des Ortes zurück.
In den Vogesen wurden feindliche Angriffe im Fechttal und südlich blutig abgeschlagen. Nachts räumten wir zur Vermeidung unnötiger Verluste planmäßig den Ort Metzeral, der von der französischen Artillerie in Trümmer geschossen ist.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
In Gegend nordwestlich Szawle und östlich der oberen Dubissa mißlangen mehrere, zum Teil von stärkeren Kräften ausgeführte russische Angriffe.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die Armeen des Generalobersten v. Mackensen kämpfen um Lemberg und Zolkiew; Rawa-Ruska ist in unserer Hand.
Westlich Rawa-Ruska wurde der Feind gestern von deutschen Truppen angegriffen und geworfen.
Am 19. und 20.Juni wurden auf dem Kampffelde zwischen Janow und nördlich Magierow rund 9500 Russen gefangengenommen, 8 Geschütze und 26 Maschinengewehre erbeutet. 

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der Kaiser beim Kampfe um die Grodeklinie

Berlin, 21. Juni.
Der Kaiser wohnte beim Beskidenkorps dem Kampfe um die Grodeklinie, westlich Lemberg, bei.
1)

 

Ein englischer Panzerkreuzer von einem U-Boot torpediert

Berlin, 21. Juni.
Am 20. Juni griff eines unserer Unterseeboote etwa 100 Seemeilen östlich vom Firth of Forth einen englischen Panzerkreuzer, anscheinend von der "Minotaur"-Klasse, an. Der Torpedo traf, seine Wirkung konnte von dem Unterseeboot jedoch nicht mehr beobachtet werden. 

Der stellvertretende Chef des Admiralstabes.
gez. Behncke.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Russen in ihrer letzten Stellung vor Lemberg

Wien, 21. Juni, mittags.
Amtlich wird verlautbart.
Russischer Kriegsschauplatz:
Die verbündeten Truppen sind in der Verfolgung bis vor Zolkiew, bis nahe an Lemberg und südlich der Stadt bis an den Szezorekbach vorgedrungen. Die in dieser Linie stehenden russischen Kräfte werden überall angegriffen.
Bei Mikolajow und Zydaczow hält der Feind am Dnjestr.
Truppen der Armee Pflanzer schlugen heftige Angriffe der Russen südwestlich Potok Zloty, bei Zalezczyki und im bessarabischen Grenzgebiet wieder unter schwersten Verlusten des Feindes zurück.
Die sonstige Lage im Nordosten ist unverändert
Italienischer Kriegsschauplatz:
In der Nacht auf den 20. Juni schlugen unsere tapferen Truppen bei Plava wieder zwei italienische Angriffe ab. Hier erschien ein italienischer Offizier mit der weißen Fahne und einem Hornisten vor unserer Stellung, um eine Bitte seines Brigadekommandanten vorzubringen. Da sich diese Personen nicht mit einer schriftlichen Vollmacht als Parlamentäre ausweisen konnten, wurden sie festgenommen und sind Kriegsgefangene. Im Gebiete nordwestlich von Krn wurde der Feind aus einer Sattelstellung geworfen, wobei sich Abteilungen des Debrecziner Honved-Infanterieregiments besonders auszeichneten. Unsere schwere Artillerie griff erfolgreich in den Gebirgskampf ein.
An der Kärntner Grenze griff der Gegner im Raume östlich des Plöcken wie immer erfolglos an.
Im Tiroler Grenzgebiet hat sich nichts Wesentliches ereignet. Das Feuer der italienischen schweren Artillerie gegen unsere Befestigungen ist ohne jede Wirkung.
Am 19. Juni wurden die Tank- und Hafenanlagen von Manopoli durch ein Torpedofahrzeug mit Erfolg beschossen und die Bahnhöfe von Bari und Brindisi von unseren Seeflugzeugen durch Bombenwürfe beschädigt.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Auf diesem hat sich in letzter Zeit nichts ereignet. 

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im Juni 1915

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

 

© 2005 stahlgewitter.com