Der Weltkrieg am 2. Juli 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Erfolg der Kronprinzenarmee in den Argonnen - Siegreiches Vordringen an beiden Weichselufern

Großes Hauptquartier, 2. Juli.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Ein nächtlicher Angriff auf unsere Stellungen westlich von Souchez wurde abgewiesen.
Im Westteil der Argonnen hatten Teile der Armee Seiner Kaiserlichen Hoheit des Kronprinzen einen schönen Erfolg: Die feindlichen Gräben und Stützpunkte nordwestlich von Four de Paris wurden in einer Breite von 3 Kilometer und einer Tiefe von 200 bis 300 Meter von württembergischen und reichsländischen Truppen erstürmt. Die Beute beträgt: 25 Offiziere, 1710 Mann gefangen, 18 Maschinengewehre, 40 Minenwerfer, eine Revolverkanone erbeutet. Die Verluste der Franzosen sind beträchtlich.
In den Vogesen nahmen wir auf dem Hilsenfirst zwei Werke. Rückeroberungsversuche des Gegners wurden abgewiesen. An Gefangenen fielen 3 Offiziere, 149 Mann in unsere Hand.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Südöstlich von Kalwarja wurde dem Feinde nach heftigem Kampfe eine Höhenstellung entrissen. Dabei machten wir 600 Russen zu Gefangenen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nach Erstürmung auch der Höhen südöstlich von Kurostowice (nördlich von Halicz) sind die Russen auf der ganzen Front in Gegend Mariampol bis nördlich von Firlejow zum Rückzuge gezwungen worden. General von Linsingen folgt dem geschlagenen Gegner. Die Beute erhöhte sich bis gestern abend auf 7765 Gefangene (darunter 11 Offiziere) und 18 Maschinengewehre.
Die Armeen des Generalfeldmarschalls v. Mackensen haben den Gegner westlich von Zamosc unter andauernden Kämpfen über den Labunka- und Porabschnitt zurückgedrängt und diesen bereits mit Teilen überschritten. Weiter westlich ist die feindliche Stellung in Linie Turobin - Krasnik - Josefow (an der Weichsel) erreicht. Vorstellungen bei Stroza und Krasnik und diese Orte selbst wurden noch gestern abend genommen.
Westlich der Weichsel hatten die Russen unter dem Druck des Angriffs die Brückenkopfstellung bei Tarlow räumen müssen. Das südliche Kamiennaufer ist vom Feinde gesäubert.
Die Truppen des Generalobersten v. Woyrsch haben in erfolgreichen Kämpfen die Russen aus ihren Stellungen südöstlich von Sienno und bei Ilza geworfen und dabei etwa 700 Gefangene vom Grenadierkorps gemacht. 

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 2. Juli, mittags. 
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
In mehrtägigen erbitterten Kämpfen haben die verbündeten Truppen der Armeen Linsingen die Russen aus der sehr starken Gnila-Lipastellung, abwärts Firlejow, geworfen.
Der Feind, der in östlicher Richtung zurückgeht und auf der ganzen Front der Armee verfolgt wird, erlitt abermals schwere Verluste, 7765 Mann wurden in diesen Kämpfen gefangen, 18 Maschinengewehre erbeutet. Nördlich anschließend dauern die Kämpfe noch an. Am Dnjestr hat sich nichts Wesentliches ereignet.
In Russisch-Polen kämpfen die verbündeten Truppen zwischen Weichsel und Bug mit starken russischen Kräften am Porbach und an der Wysnica. Unsere Armeen greifen überall an. Westlich der Weichsel griffen unsere Truppen die feindlichen Stellungen bei Tarlow an. Um 5 Uhr nachmittags wurde ein Stützpunkt nördlich des Ortes erstürmt. In den Abendstunden arbeitete sich die übrige Angriffsfront bis auf Sturmdistanz heran und brach nachts in die russische Stellung ein. Der Feind ging fluchtartig zurück. In der Verfolgung wurde Josefow an der Weichsel genommen. Auch aus den Stellungen südöstlich Sienno wurden die Russen zurückgeworfen, 700 Mann hierbei gefangen.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Gestern wiederholte sich der italienische Angriff auf das Plateau Doberdo. Nach mehrstündiger Vorbereitung durch schweres Geschützfeuer setzten nachmittags und abends mehrere Infanterievorstöße zwischen Sdraussina und Vermigliano ein. Alle wurden wieder unter großen Verlusten des Feindes abgeschlagen.
Vorhergegangene schwächere Angriffe auf einen Teil des Görzer Brückenkopfes und im Krngebiete waren gleichfalls zurückgewiesen. Unsere braven Truppen behaupten nach wie vor die bewährten ursprünglichen Stellungen.
Die Geschützkämpfe dauern an allen Fronten fort.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Siegreiche Kämpfe bei Sed ul Bahr

Konstantinopel, 2. Juli.
Bericht des Hauptquartiers:
An der Kaukasusfront nehmen die Kämpfe in der Gebirgsgegend an der Grenze einen für uns günstigen Verlauf. Der Feind hat in den letzten Kämpfen, die sich am rechten Flügel entwickelten, mehr als 600 Tote, darunter 7 Offiziere, auf dem Schlachtfelde gelassen. Wir machten dort außerdem 2 Offiziere, darunter einen Bataillonschef, und eine Anzahl russischer Soldaten zu Gefangenen. An der Dardanellenfront fand am 29. Juni an der Nordgruppe von Ari Burun bloß gegenseitige Beschießung statt. An der Südgruppe bei Sed ul Bahr dauerte der Kampf den ganzen Tag. Der Feind wollte unseren rechten Flügel umzingeln und unternahm unter dem Schutze unausgesetzten Artilleriefeuers einen Angriff. Wir brachten die feindliche Absicht durch unsere Gegenangriffe zum Scheitern. In der Nacht zum 1. Juli schlugen wir an der Nordgruppe von Ari Burun feindliche Angriffsversuche gegen unsere Verschanzungen im Zentrum blutig ab. Unser rechter Flügel ging zum Gegenangriff über und entriß dem Feinde zwei hintereinanderliegende Reihen Schützengraben. In derselben Nacht unternahmen an der Südgruppe Sed ul Bahr unsere Truppen einen Gegenangriff gegen den linken Flügel des Feindes. Die Schlacht dauerte die ganze Nacht an.
Unsere Truppen drangen in mehrere feindliche Grabenstücke ein und setzten den Angriff in hartnäckigen Nahkämpfen fort. Die Schlacht endete erst bei Sonnenaufgang. Am 30. Juni dauerte der Kampf an unserem rechten und linken Flügel der Südgruppe Sed ul Bahr von 7 Uhr morgens bis 12 Uhr mittags an. Diese Schlacht, die an jedem der beiden Flügel mit Angriffen unserer Truppen begonnen hatte, verlief sehr günstig für uns. Unsere anatolischen Küstenbatterien nahmen erfolgreich an den Kämpfen der Südgruppe teil und beschossen mit sichtlicher Wirkung das Lager und die Artilleriestellungen des Feindes. Eins unserer Flugzeuge überflog Sed ul Bahr und warf Bomben ab.
An der Dardanellenfront bei Ari Burun ereignete sich im Laufe des 30. Juni und des 1. Juli nichts von Belang. Drei große Schiffe des Feindes näherten sich diesem Gebiete und schifften beständig mit Hilfe von Schaluppen und Barkassen Verwundete ein. Obwohl diese Fahrzeuge keinerlei Abzeichen als Hospitalschiffe trugen, haben wir nicht auf sie gefeuert. Im Süden bei Sed ul Bahr sind die nach großen Vorbereitungen seit drei Tagen unternommenen feindlichen Angriffe dank dem tapferen Widerstande unserer Truppen vollständig zusammengebrochen. Der Feind wurde unter erneuten beträchtlichen Verlusten in seine alten Stellungen zurückgeworfen. In der Nacht vom 30. Juni zum 1. Juli und am 1. Juli dauerten auf dem linken und dem rechten Flügel dieses Gebietes Grabenkämpfe ohne Bedeutung an. Am 1. Juli abends eröffneten unsere bis an die Meerenge vorgeschobenen Batterien ein überraschendes Feuer auf das feindliche Lager; sie erzielten einen großen Erfolg und brachten eine feindliche Batterie zum Schweigen. Außerdem zerstörte ein guter Treffer eine feindliche Haubitze und tötete eine große Zahl von Soldaten und Tieren, die sich in der Umgebung der Haubitze befanden.

 

Die schweren englischen Verluste an den Dardanellen

London 2. Juli. 
Im Unterhause erklärte Asquith, daß die Verluste der britischen Streitkräfte bei den Dardanellen zur See und zu Lande bis zum 31. Mai betragen haben: an Offizieren tot 496, verwundet 1134, vermißt 92 und an Mannschaften tot 6927, verwundet 23542 und vermißt 6445.
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Vier englische Dampfer versenkt

London, 2. Juli. 
Wie Reuter aus Westhartlepool meldet, ist der britische Dampfer "Welbury", 3591 Tonnen, mit Zuckerladung von Kuba nach Queenstown unterwegs, von einem Unterseeboot an der irischen Küste versenkt worden. Die Besatzung ist gerettet. Wie Lloyds aus Lizzard meldet, sind die britischen Dampfer "Caucasian", 4656 Tonnen, und "Inglemoor", 4331 Tonnen, gestern früh von einem Unterseeboot versenkt worden. Ihre Besatzungen wurden in Falmouth gelandet. Nach einer weiteren Meldung von Lloyds aus Crowhead ist der britische Schoner "L. C. Tower", von Parrsborough nach Newport unterwegs, torpediert worden. Neun Mann der Besatzung wurden von einem Fischdampfer aufgenommen und gestern nach Crookhaven gebracht.
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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

 

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