Der Weltkrieg am 3. Juli 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Der Vormarsch auf den beiden Weichselufern

Großes Hauptquartier, 3. Juli.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Die Franzosen griffen in der Nacht unsere Stellungen nordwestlich von Souchez an; der Angriff wurde abgewiesen.
Bei Les Eparges mißlang ein durch Handgranatenfeuer und Stinkbomben vorbereiteter französischer Angriff.
Die vorgestern auf dem Hilsenfirst eroberten Werke gingen gestern wieder an den Feind verloren.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Nichts von Bedeutung.

Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nördlich des Dnjestr dringen unsere Truppen unter Verfolgungskämpfen über die Linie Mariampol-Narajow-Miasto gegen den Zlota-Lipaabschnitt vor. Sie haben den Bug abwärts von Kamionka - Strumilowa bis unterhalb Krylow an vielen Stellen erreicht und sind auch in nördlicher Richtung zwischen Bug und Weichsel in flottem Vorschreiten. Die Niederungen der Labunka und des Por sind, trotzdem der Gegner an einzelnen Stellen noch hartnäckigen Widerstand zu leisten versuchte, nunmehr in unserer Hand.
Auch am Wyznicaabschnitt zwischen Krasnik und der Mündung faßten deutsche Truppen auf dem Nordufer Fuß.
Zwischen linkem Weichselufer und der Pilica ist die Lage im allgemeinen unverändert; ein russischer Gegenstoß südwestlich von Radom wurde abgewiesen.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Seegefecht zwischen Gotland und Windau

Das deutsche Minenschiff "Albatros" im Kampf gegen vier russische Panzerkreuzer

Berlin, 3. Juli.
Auf der Rückkehr von einer Vorpostenstellung traf am 2. Juli gegen 6 Uhr morgens ein Teil unserer leichten Ostseestreitkräfte, die, ihrer Aufgabe gemäß, in aufgelöster Ordnung fuhren, zwischen Gotland und Windau bei strichweise unsichtigem Wetter auf russische Panzerkreuzer. Es entspannen sich Einzelgefechte, in denen unsere schwächeren Streitkräfte versuchten , den Gegner in den Bereich der Unterstützungen zu ernsterem Kampf zu ziehen. Im Verlauf dieser Einzelgefechte vermochte S. M. S. "Albatros" nicht, den Anschluß an die eigenen Streitkräfte wiederzugewinnen. Nach zweistündigem, schwerem Kampfe gegen vier Panzerkreuzer, die mit der Beschießung auch innerhalb der schwedischen Hoheitsgewässer fortfuhren, mußte das Schiff infolge zahlreicher Treffer in sinkendem Zustande bei Östergarn auf Gotland auf den Strand gesetzt werden. Es hatte 21. Tote und 27 Verwundete, deren sich die schwedischen Behörden und Einwohner in menschenfreundlichster Weise annahmen.

Der stellvertretende Chef des Admiralstabes.
gez.
Behncke. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Schlacht bei Krasnik-Zamosc -
Neue italienische Mißerfolge an der Isonzofront

Wien, 3. Juli.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
In Ostgalizien dringen die verbündeten Truppen in der Verfolgung östlich Halicz und über die Narejowka vor und sind nördlich anschließend in erfolgreichem Angriff auf die Höhen östlich Janczyn.
Am Bug ist die Lage unverändert.
Zwischen Weichsel und Bug dringen die verbündeten Truppen unter heftigen Kämpfen stetig vor. Zamosc wurde erstürmt, westlich hiervon wurden die Russen überall über die Porbachniederung, die in unserem Besitz ist, zurückgeworfen, der Übergang über den Bach an mehreren Stellen erkämpft. Östlich Krasnik, um das noch gekämpft wird, wurde Studzianki genommen; ebenso ist westlich Krasnik der Ort Wysnica erstürmt, auch hier ist der Feind vom Südufer der Wysnica überall zurückgeschlagen und nördlich des Baches schon aus einigen Stellungen geworfen. Am Porbach und bei Krasnik wurden gestern 4800 Gefangene und 3 Maschinengewehre eingebracht. 
Westlich der Weichsel Geschützkampf.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Der gestrige Tag brachte den Italienern an der küstenländischen Front eine neue Niederlage. Nach vergeblichen Vorstößen bei Sagrado und Palazzo begann gegen Abend wieder ein von mindestens zwei Infanteriedivisionen geführter Angriff gegen den Abschnitt des Doberdoplateaus von Palazzo bis zum Cosich. Unsere kampfbegeisterten Truppen schlugen den Feind, wie immer, überall zurück. Seine Verluste waren auch gestern schwer.
Gegen den Görzer Brückenkopf südwestlich des Monte Sabotino angesetzte feindliche
Angriffe wurden gleichfalls blutig abgewiesen.
An der Kärntner Grenze wurde in den letzten Tagen um den Großen Pal (östlich des Plöckenpasses) gekämpft. Der Berg blieb schließlich in unserem Besitz.
Im Tiroler Grenzgebiet fanden stellenweise Geschützkämpfe statt.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel. 3. Juli.
Bericht des Großen Hauptquartiere:
Am 2. Juli ereignete sich bei Ari Burun nichts von Bedeutung. Bei Sed ul Bahr verschwendete der Feind eine große Menge von Munition, um unsere Vorbereitungen zu dem beabsichtigten Angriff auf seinen linken Flügel zu stören. Er erzielte kein Ergebnis. Unsere Truppen kamen trotz des Feuers bis an seine Schützengräben heran und bedrängten den Feind auf kurze Entfernung kräftig. Im Zentrum herrscht verhältnismäßige Ruhe. Am linken Flügel Infanterie- und Artilleriefeuer mit Unterbrechung, auch werden Bomben von Graben zu Graben geworfen. Unsere anatolischen Batterien eröffneten ein heftiges Feuer gegen Schiffe, auf denen der Feind Verstärkungen bei Sed ul Bahr landen wollte, und zwangen ihn, die Landung zu unterlassen und seine Schiffe sofort zurückzuziehen. Der Feind erlitt ernste Verluste. Diese Batterien beschossen auch wirksam feindliche Lager bei Sed ul Bahr und bei Takke Burun sowie die Truppen und eine Haubitzbatterie des Feindes. Feindliche Flieger warfen erfolglos Bomben auf Jeni Schehur.

 

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

 

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