Der Weltkrieg am 5. Juli 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

Westfront Erster Weltkrieg: Eine eroberte französische Stellung im Priesterwald nach der Einnahme
Eine eroberte französische Stellung im Priesterwald nach der Einnahme

 Der deutsche Heeresbericht:

Siegreicher Sturmangriff im Priesterwalde - 
Die Armee Linsingen an der Zlota-Lipa

Großes Hauptquartier, 5. Juli.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Ein englischer Angriff nördlich von Ypern an der Straße nach Pilkem und ein französischer Vorstoß auf Souchez wurden blutig abgewiesen.
Beiderseits Croix des Carmes (am Westrande des Priesterwaldes) stürmten unsere Truppen gestern die feindliche Stellung in einer Breite von etwa 1500 Meter und drangen durch ein Gewirr von Gräben bis zu 400 Meter vor. Unter schweren Verlusten mußten die sich verzweifelt wehrenden Franzosen Graben auf Graben räumen und etwa 1000 unverwundete Gefangene (darunter einen Bataillonsstab), 2 Feldgeschütze, 4 Maschinengewehre, 3 leichte sowie 4 schwere Minenwerfer in unserer Hand lassen. Ebenso gelang ein gleichzeitig ausgeführter Überfall auf eine französische Blockhausstellung bei Haut de Ricupt (südlich von Norroy an der Mosel), die mit Besatzung und eingebauten Kampfmitteln in die Luft gesprengt und dann planmäßig wieder geräumt wurde.
Unsere Flieger bewiesen erneut im Luftkampf ihre Überlegenheit. Nördlich und westlich von Manonvillers wurde am 1. und 2. Juli je ein französisches Flugzeug zur schleunigen Landung gezwungen. Mit Erfolg wehrte gestern und vorgestern ein deutscher Kampfflieger den Angriff von drei Gegnern ab.
Die beim gestern gemeldeten feindlichen Luftangriff auf Brügge geschleuderten Bomben fielen in der Nähe der wertvollsten Kunstdenkmäler der Stadt nieder.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Die Lage ist unverändert.

Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die verbündeten Truppen unter dem Befehl des Generals v. Linsingen haben auf ihrer ganzen Front die Zlota-Lipa erreicht. Das Westufer ist von den Russen gesäubert. Die Armee hat Außerordentliches geleistet. In fast vierzehntägigen Kämpfen erzwang sie angesichts einer starken feindlichen Stellung den Übergang über den Dnjestr und trieb den geschlagenen Gegner von Stellung zu Stellung vor sich her. 
Am Bugabschnitt räumte der Feind heute nacht den Brückenkopf Krylow. Zwischen Bug und Weichsel wurden die Russen gestern bei Plonka-Turobin nördlich des Porabschnittes und bei Tarnawka - Krasnik erneut geworfen.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Ein großer englischer Flugzeugangriff abgeschlagen

Berlin, 5. Juli.
Am 4. Juli morgens versuchten die Engländer, einen größeren Flugzeugangriff gegen unsere Stützpunkte in der Deutschen Bucht der Nordsee anzusetzen. Der Versuch scheiterte. Unsere Luftschiffe stellten die anmarschierenden englischen Streitkräfte in Stärke von mehreren Flugzeugmutterschiffen, begleitet von Kreuzern und Torpedobootszerstörern, bereits bei Tagesanbruch in der Höhe der Insel Terschelling fest und zwangen sie zum Rückzug. Ein englisches Wasserflugzeug, dem es gelungen war, aufzusteigen, wurde von unseren Flugzeugen verfolgt und entkam dadurch, daß es über holländisches Gebiet flog.

Der stellvertretende Chef des Admiralstabes.
gez.
Behncke. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die russische Front bei Krasnik durchbrochen

Wien, 5. Juli.
Amtlich wird verlautbart: 
Russischer Kriegsschauplatz:
In Ostgalizien erreichten die verbündeten Truppen der Armee Linsingen nach zwei Wochen siegreicher Kämpfe in der Verfolgung die Zlota-Lipa, deren Westufer vom Feinde gesäubert wurde.
Im Abschnitte Kamionka - Strumilowa - Krasne dauern die Kämpfe gegen russische Nachhuten noch an. Bei Krylow räumte der Gegner das westliche Bugufer und brannte den Ort Krylow nieder.
Beiderseits des oberen Wieprz wird gekämpft. Verbündete Truppen warfen den Feind aus seinen Stellungen nördlich des Porbaches und drangen bis gegen Plonka vor. Westlich anschließend hat die Armee des Erzherzogs Joseph Ferdinand die russische Kampffront beiderseits Krasnik in mehrtägigen Kämpfen durchbrochen, die Russen unter großen Verlusten in nördlicher Richtung zurückgeworfen und in diesen Kämpfen 29 Offiziere, 8000 Mann gefangen, 6 Geschütze, 6 Munitionswagen und 6 Maschinengewehre erbeutet. Westlich der Weichsel ist die Lage unverändert.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Kämpfe am Rande des Plateaus von Doberdo wiederholten sich gestern mit gleicher Heftigkeit. Abends war der Angriff von zwei italienischen Divisionen gegen den Frontabschnitt südlich Polazzo abgeschlagen; weiter nördlich dauerte das Gefecht noch fort. Auch bei Woltschach und im Krngebiete griff der Feind wieder vergeblich an.
Im Kärntner und Tiroler Grenzgebiet finden nur Geschützkämpfe statt.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

 

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