Der Weltkrieg am 4. Juli 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Der Erfolg der deutschen Offensive in den Argonnen

Großes Hauptquartier, 4. Juli.
Westlicher Kriegsschauplatz:
In den Argonnen haben unsere Truppen die Offensive fortgesetzt. Die Beute hat sich erheblich erhöht; sie beträgt für die beiden ersten Julitage: 2556 Gefangene (darunter 37 Offiziere), 72 Minenwerfer, 1 Revolverkanone, 25 Maschinengewehre.
Auf den Maashöhen wiederholte der Feind trotz aller Mißerfolge viermal seine Versuche zur Wiedereroberung der verlorenen Stellungen bei Les Eparges; wir wiesen seine Angriffe glatt ab.
Nordwestlich von Regniéville eroberten wir die französischen Stellungen in 600 Meter Breite und entrissen nördlich von Fey-en-Haye dem Feinde ein Waldstück.
Die Fliegertätigkeit war gestern sehr lebhaft. Deutsche Flugzeuge bewarfen das Landguardfort bei Harwich sowie eine englische Zerstörerflottille und griffen das befestigte Nancy, die Bahnanlagen von Dombasle und das Sperrfort Remiremont an. Ein englisches Flugzeug stürzte nördlich von Gent an der holländischen Grenze brennend ab. Ein deutsches Kampfflugzeug zwang einen französischen Flieger bei Schlucht zur Landung.
Der Feind bewarf Brügge, ohne militärischen Schaden anzurichten. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Die Lage ist unverändert.

Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die Armee des Generals v. Linsingen ist in voller Verfolgung gegen die Zlota-Lipa; 3000 Russen fielen in unsere Hand. Unter ihrem Druck weicht der Feind aus seinen Stellungen von Narajow - Miasto bis nördlich Przemyslani.
Die Armeen des Generalfeldmarschalls von Mackensen sind im fortschreitenden Angriff. 

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Russen gegen Zlota-Lipa zurückgeworfen - Die Höhen nördlich Krasnik erstürmt

Wien, 4. Juli.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die Russen, die gestern in Ostgalizien zwischen Rarajowka und Zlota-Lipa sowie nördlich anschließend mit starken Kräften Widerstand leisteten, wurden von den verbündeten Truppen angegriffen und nach stundenlangem Kampfe auf der ganzen Front gegen die Zlota-Lipa zurückgeworfen. 3000 Gefangene und mehrere Maschinengewehre wurden erbeutet. Auch in der Gegend von Przemyslani und Glinisny ist der Feind im Rückzuge gegen Ost.
In Russisch-Polen kam es an mehreren Frontabschnitten zu heftigen Kämpfen, da die Russen unter Einsatz von Verstärkungen zu Gegenangriffen übergingen. Alle diese Versuche, verlorenes Terrain zurückzuerobern, scheiterten vollständig. Eines unserer Korps wies allein fünf Sturmangriffe des Feindes blutig ab.
Am Porbach und an der Wysnica dauern die Kämpfe fort. Beiderseits Studzianki drangen unsere Truppen in einer Frontausdehnung von mehreren Kilometern in die Hauptstellung des Gegners ein und warfen den Feind unter schweren Verlusten zurück. Hierbei wurden über 1000 Gefangene gemacht, 3 Maschinengewehre und 3 Geschütze erbeutet. Die Höhen nördlich Krasnik wurden in schwerem Kampfe genommen.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Italiener erneuerten auch gestern wieder ihre Anstrengungen, am Rande des Plateaus von Doberdo Fuß zu fassen. Nach einer den ganzen Tag dauernden Beschießung des Abschnittes von Radipuglia mit schweren Geschützen setzte hier nachmittags ein Angriff von mindestens vier Infanterieregimentern ein, der zu heftigen Nahkämpfen führte. Ein Gegenangriff der tapferen Verteidiger warf schließlich den Feind von den Höhen hinunter.
Versuche des Feindes, sich unseren Stellungen bei Woltschach (westlich Tolmein) und im Gebiete südlich des Krn zu nähern, wurden schon im Keime erstickt. Alpini, die in dieser Gegend einen Vorstoß gegen einen unserer Stützpunkte unternahmen, wurden nach erbittertem Handgemenge zurückgeworfen. Die Verluste des Feindes sind überall wieder sehr schwer. 
Das italienische Torpedoboot "17 OS" ist am 2. Juli abends in der Nordadria vernichtet worden.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Kämpfe an den Dardanellen

Konstantinopel, 4. Juli.
An der kaukasischen Front versuchten etwa drei feindliche Kavallerieregimenter in der Nähe der Grenze, unseren rechten Flügel zu bedrohen, wurden nach einem Gefecht mit unserer Kavallerie gezwungen, sich in der Richtung zurückzuziehen, aus der sie gekommen waren. An den Dardanellen fand an unserer Nordgruppe bei Ari Burun zeitweilig Artillerie- und Infanteriefeuer statt. Der Feind fuhr fort , Bomben zu schleudern, die übelriechende Gase entwickelten, und schoß am 2. Juli Schrapnells, die nach ihrer Explosion grünes Gas ausströmten. An der Südgruppe bei Sed ul Bahr erzielten unsere Kräfte am 2. Juli gute Ergebnisse durch gegen den linken feindlichen Flügel ausgeführte Angriffe und drangen im Bajonettsturm in einige Teile der feindlichen Stellungen ein. Unsere Küstenbatterien beschossen am 3. Juli die feindliche Artillerie, die feindlichen Truppen und Flugzeugschuppen bei Sed ul Bahr.

 

Botha in Otavi

London, 4. Juli.
Wie das Reutersche Bureau aus Pretoria meldet, hat Botha am 1. Juli morgens Otavi besetzt.
1)

 

Durazzo von den Serben besetzt

Mailand, 4. Juli.
"Corriere della sera" meldet die Besetzung von Durazzo durch die Serben; es sollen sich daselbst zurzeit zwei serbische Regimenter unter Oberst Popowitsch befinden.
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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

 

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