Der Weltkrieg am 9. Juli 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Neuer Erfolg im Priesterwalde

Großes Hauptquartier, 9. Juli.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Nördlich der Zuckerfabrik von Souchez wurde ein französischer Angriff abgeschlagen; kleine, in unsere Stellung eingedrungene Abteilungen wurden niedergemacht. Es gelang uns bisher nicht, das vorgestern verlorene Grabenstück westlich von Souchez vom Feinde zu säubern. Die von der französischen Heeresleitung gebrachte Nachricht über Eroberung eines deutschen Geschützes ist unrichtig.
Östlich von Ailly ergebnislose französische Einzelangriffe. Östlich anschließend an unsere neugewonnenen Stellungen im Priesterwalde, stürmten wir mehrere französische Grabenlinien in einer Breite von 350 Metern, machten dabei über 250 Gefangene und erbeuteten 4 Maschinengewehre. Nachts fanden an der Front von Ailly bis zur Mosel nur unbedeutende Patrouillengefechte statt.
Nach starker Artillerievorbereitung griff der Feind die von uns am 22. Juni erstürmte Höhe 621 bei Ban de Sapt an. Wir mußten die vollkommen verschütteten Gräben auf der Kuppe räumen.
Östlicher und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die Lage ist unverändert.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Das Ende des Krieges in Südwestafrika 

Berlin, 9. Juli.
Über den Krieg in Deutsch-Südwestafrika liegen folgende Meldungen aus englischer Quelle vor:
Kapstadt, 9. Juli. (Meldung des Reuterschen Bureaus.)
Ein amtliches Telegramm aus Pretoria meldet, Botha habe die Kapitulation der deutschen Streitmacht von Deutsch-Südwestafrika angenommen. Ein früher eingelaufenes amtliches Telegramm meldet: Oberst Myburgh kam in Tsumeb im Damaralande an. Er machte unterwegs 600 Kriegsgefangene, eroberte einige Kanonen und befreite die gefangengehaltenen Engländer. Oberst Brits, der einen großen Umweg in westlicher Richtung macht, nahm 150 Mann gefangen und befreite den Rest der gefangenen Uniontruppen. Das Ende des Kampfes scheint nahe. Die Übergabe des Restes der feindlichen Streitmacht ist eine Frage kurzer Zeit. Ein anderes Telegramm besagt: Oberst Myburgh traf die Deutschen unter dem Befehl von Kleist in Ghaub. Die Deutschen zogen sich zurück und ließen 86 Gefangene zurück. Kurz darauf machten die Briten noch 500 Gefangene und eroberten einige Kanonen. Die englischen Verluste sind: ein Mann tot, drei verwundet. Oberst Brits hat Ottyassasu am 30. Juni verlassen. Er rückte über Otya Okakena vor und erreichte Namutoni, wo er 150 Mann gefangennahm, Vorräte erbeutete und die englischen Gefangenen befreite.
London, 9. Juli.
Das Reutersche Bureau meldet aus Kapstadt: 
Die Übergabe der Deutschen war bedingungslos. Botha hatte ein Ultimatum gestellt, das heute um 5 Uhr nachmittag ablief.
Kapstadt, 9. Juli.
Ein amtliches Telegramm aus Pretoria besagt: 
Die Feindseligkeiten in Deutsch-Südwest sind jetzt faktisch beendet. Die Armee kehrt in das Gebiet der Union zurück.
(Anmerkung der Redaktion: Eine Nachprüfung dieser Reuter-Meldungen ist augenblicklich von hier aus nicht möglich, wir geben sie deshalb einstweilen mit Vorbehalt wieder.)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Russischer Angriff bei Krasnik zurückgeschlagen

Wien, 9. Juli.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die allgemeine Lage im Nordosten ist unverändert. In Russisch-Polen wird auf den Höhen nördlich Krasnik weitergekämpft. Wie in den vorhergehenden Tagen wurden auch gestern an mehreren Stellen der Front äußerst heftige russische Angriffe zurückgeschlagen. Westlich der Weichsel wurden alle genommenen russischen Vorstellungen behauptet.
Italienischer Kriegsschauplatz:
An der küstenländischen Front herrschte gestern verhältnismäßig Ruhe. Ein italienischer Flieger war bei Görz zu einer Notlandung gezwungen. Im Kärntner und Tiroler Grenzgebiet Geschützkämpfe und Scharmützel. Ein Angriffsversuch zweier feindlicher Bataillone auf den Col di Lana (bei Buchenstein) wurde abgewiesen.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 9. Juli.
Bericht des Hauptquartiers:
An der Kaukasusfront wurde der Angriff einer starken feindlichen Abteilung, die die Kavallerie des Feindes auf ihrem Rückzuge am linken Flügel decken sollte, blutig zurückgeschlagen. Der Feind hatte mehr als 100 Tote und ebensoviel Verwundete. Unsere Kavallerie verfolgte die Russen. An der Dardanellenfront brachte unsere Artillerie dem Feinde bei Ari Burun Verluste bei. Wir stellten fest, daß der Feind eine große Zahl Verwundeter fortschaffte. Bei Sed ul Bahr wurde der Versuch eines feindlichen Bombenangriffes gegen einige Gräben unseres rechten Flügels mit großen Verlusten für den Feind zurückgewiesen. Während des ganzen Tages dauerte der Austausch von Artillerie- und Infanteriefeuer und der Kampf mit Bomben mit Unterbrechungen an. Unsere anatolischen Batterien beschossen wirksam das feindliche Lager und die Landestelle Sed ul Bahr.
In der vergangenen Woche sank aus unbekannter Ursache ein großes Schiff im Suezkanal, was zur Einstellung der Schiffahrt im Kanal führte.
An der Front von Irak wurde am 7. Juli in einem Kampf zwischen einem Geschwader von feindlichen Kanonen-Motorbooten, die von Bassora auf dem Euphrat herangekommen waren, und unseren Kanonenbooten das feindliche Befehlshaberschiff schwer beschädigt und von zwei Booten weggeschleppt. Wir erlitten keine Verluste.

 

Englische Niederlage in Mesopotamien

Konstantinopel, 9. Juli.
Nach Privatnachrichten aus Bagdad haben die türkentreuen Stämme Elkiab und Devrek, die auf persischem Gebiet die Gegend des Flusses Karun bewohnen, der sich südlich von Bassorah in den Schatt el Arab ergießt, die englischen Truppen in der Umgebung von Hasalie und Elmare angegriffen und 1000 Engländer gefangengenommen, 6 Kanonen, 2 Maschinengewehre sowie Munition und Lebensmittel erbeutet, außerdem hatte der Feind eine Anzahl von Toten und Verwundeten.

 

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

 

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