Der Weltkrieg am 29. Juli 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Vorstoß auf der Straße nach Olita

Großes Hauptquartier, 29. Juli.
Westlicher Kriegsschauplatz:
In Flandern schoß unsere Artillerie einen auf dem Furneskanal liegenden Pram in den Grund, auf dem ein schweres Schiffsgeschütz eingebaut war.
Westlich von Souchez wurde ein französischer Angriff abgewiesen.
Bei Givenchy, in den Argonnen und bei Vauquois sprengten wir mit Erfolg Minen, französische Sprengungen in der Champagne verliefen ergebnislos.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Nördlich des Njemen ist die Lage unverändert. Nordöstlich von Suwalki, beiderseits der nach Olita führenden Bahn, besetzten unsere Truppen einen Teil der feindlichen Stellungen; sie machten dabei 210 Gefangene und erbeuteten 2 Maschinengewehr.
Gestern und in der Nacht zu heute wiederholten die Russen ihre Angriffe gegen unsere Front südlich des Narew und südlich von Nasielsk, alle Vorstöße scheiterten unter schweren feindlichen Verlusten.
Westlich von Nowo-Georgiewsk auf dem Südufer der Weichsel nahm eine halbe deutsche Kompagnie bei einem Überfall 128 Russen gefangen.
In der Gegend südwestlich von Gora-Kalwarja versuchten die Russen in der Nacht vom 27. zum 28. Juli nach Westen vorzudringen; sie wurden gestern angegriffen und zurückgeworfen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die Lage bei den deutschen Truppen ist im allgemeinen unverändert.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Weiteres Zurückweichen der Italiener vor Görz

Wien, 29. Juli, mittags.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
An der Grenze zwischen der Bukowina und Bessarabien überfielen kroatische Landwehr und ungarischer Landsturm eine stark ausgebaute russische Stellung. Der Feind wurde vollständig überrascht und flüchtete nach einem blutigen Handgemenge, das ihn 170 Tote kostete, aus seinen Verschanzungen.
Östlich Kamionka-Strumilowa nahmen unsere Truppen 1 Oberstleutnant, 7 Offiziere und 500 Mann gefangen.
Bei Sokal wurden erneut heftige Angriffe des Gegners zurückgewiesen.
Sonst ist die Lage an der Nordostfront unverändert.
Italienischer Kriegsschauplatz:
An der küstenländischen Front unternahmen die Italiener nur am Plateaurand bei Sdraussina und bei Vermigliano erfolglose Vorstöße. Im Vorfelde des Brückenkopfes von Görz räumte der Gegner seine Sturmstellungen und ging in jene Linie zurück, die er vor der Schlacht innehatte.
An der Kärntner Grenze Artilleriekämpfe und Geplänkel.
Im Tiroler Grenzgebiet wurde ein feindliches Bataillon bei Marce im Etschtal zurückgeworfen, eine italienische Kompagnie im Gebiete der Trofana zersprengt.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Türkische Erfolge im Kaukasus

Konstantinopel, 29. Juli.
An der kaukasischen Front hatten unsere wiederholten Angriffe die russischen Kräfte unter Verlusten gegen Osten zurückgedrängt, die mit Hilfe von Banden versucht hatten, unserem rechten Flügel in den Rücken zu fallen, um das Kampffeld zu erweitern. Am 25. Juli warfen wir in einem Kampfe auf der Höhe Grebodo die Nachhut dieser Truppen weiter nach Osten zurück und erbeuteten über 300 Gefangene, darunter 7 Offiziere, eine unbeschädigte Kanone und große Mengen Munition, zwei Munitionswagen und zahlreiche Waffen. Auf der Flucht geriet der Feind mit seinem rechten Flügel infolge eines Irrtums in einen Kampf mit seinen herbeikommenden Verstärkungen. Unsere Artillerie beschoß ihn und brachte ihm weitere beträchtliche Verluste bei; er floh in Unordnung.
An der Dardanellenfront fand am 27. Juli auf beiden Seiten zeitweilig Geschütz- und Gewehrfeuer statt. Am 26. Juli wollten einige feindliche Torpedoboote die Küstengebiete bei Kerevisdere und unseren linken Flügel bei Sed ul Bahr beschießen. Unsere Artillerie traf ein Torpedoboot, worauf die anderen das Feuer einstellten und sich entfernten.
Auf der kaukasischen Front verfolgen wir energisch die Reste des auf der Höhe von Grebodo geschlagenen Feindes. Wir erbeuteten eine Menge Munition und Proviant, die der Feind auf der Straße zurückgelassen hatte, und machten zahlreiche versprengte Russen zu Gefangenen.
Auf der Front der Dardanellen fand am 28. zeitweilig ein schwaches gegenseitiges Infanterie- und Artilleriefeuer statt. In der Nacht zum 28. Juli überraschte eine von unserem rechten Flügel aus vorgeschickte Aufklärungskolonne ein feindliches Grabenstück und erbeutete zahlreiche Gewehre und viel Pioniermaterial.

 

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

 

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