Die
Schlacht am Isonzo
Kriegspressequartier,
Ende Juli.
Nachdem die Italiener am 15. Juli ein lebhaftes Feuer gegen einzelne
Stellen des Plateaus von Doberdo begonnen hatten, erhöhte sich die
artilleristische Tätigkeit am nächsten Tage zusehends und hielt auch im Laufe der folgenden in ungeschwächter
Kraft an. Am 14. und in der Nacht auf den 16. kam es zu mehreren Vorstößen
gegen das Plateau, die abgewiesen wurden. Dann beginnt Sonntag, den 18.
Juli, der neue große Kampf, den man wohl mit Recht die dritte Isonzoschlacht
nennen darf. Die italienische Artillerie eröffnete schon am frühen
Morgen ein mächtiges Feuer aus allen Kalibern, sowohl gegen den Görzer
Brückenkopf, als auch gegen den Plateaurand, welches mittags zur
größten Heftigkeit anschwoll. Ein Infanterieangriff mit starken
Massen beginnt, der die ganze Front entlang von der Nordwestecke des Plateaurandes
bis fast zum Meere herab sich heranwälzt. Ein hartnäckiger,
auch nachts weitergeführter Kampf entspann sich. Unsern Mörsern
geling es, fünf feindliche Batterien niederzukämpfen; es kommt
stellenweise dort, wo die Italiener unsere vordersten Gräben erreichen,
zum erbitterten Handgemenge, das endlich mit dem Zurückwerfen des
Feindes auf der ganzen Front endet.
Am Morgen des 19. aber entbrennt der Kampf von neuem. Nun richtet der
Gegner seine Anstürme auch gegen den Brückenkopf bei Görz.
Nach bedeutender Artillerievorbereitung setzt nachmittags die 11. italienische
Division gegen Podgora an und gelangt an einzelnen Stellen bis in die
Deckungen. Sie wird wieder hinausgeworfen; der Sturm wird später
wiederholt; auch er ist bis 8 Uhr abends blutig abgewiesen. Am Plateaurand
scheitern Massenangriffe bei Sdraussina, Polazzo, Redipuglia, Vermegliano
und ein Sturm auf den Monte Cosich. Unter sehr schweren Verlusten flutet
der abgewiesene Feind in seine Deckungen zurück.
Am 20. Juli tobt die Schlacht beim Brückenkopf und am Plateaurand
mit ungeschwächter weiter. Nach erbitterstem Ringen setzt sich der
übermächtige Feind abends am Monte San Michele fest, von wo
ihn zurückgehaltene Kräfte am Morgen des 21. in energischem
Gegenangriff unter blutigsten Verlusten wieder hinabwerfen. Östlich
Sagrado säubert ein Flankenstoß das Plateau vom Feind, der
Hals über Kopf seinen Deckungen zuströmt. Alle Stellungen sind
am Abend wieder in unseren Händen, die Angriffe auf Görz blutig
abgewiesen. Die Opfer, die der Feind vergeblich brachte, sind sehr groß.
Am 22. wütete gegen das Plateau von der Wippach bis zur Küste
den ganzen Tag hindurch ein rasendes Massenfeuer der italienischen schweren
Artillerie. Von Polazzo bis zum Monte Cosich schieben sich unter dem Schutze
diesem Feuers die Gegner ganz nahe an unsere Stellungen vor. Nachts greifen
sie dann bei Selz und im Raum zwischen diesem Ort und Vermegliano an.
Bis zum Morgen des 23. sind alle Stürme abgewiesen; ein Gegenangriff
östlich Sdraussina zwingt die Italiener zum Rückzug, während
am Nordwestrande noch erbittert gekämpft wird. Bei Podgora greifen
nacheinander zehn italienische Infanterieregimenter an. Diese Angriffe
führen fast immer zum Handgemenge der Feind gelangt sogar in einzelne
Grabenstücke, aber nachts wird er doch wieder hinausgeworfen und
kollert den Hang hinab, bei Peuma (nordöstlich von Görz) versucht
er es sogar mit Gasbomben; aber auch das hindert unsere braven Truppen
nicht, dem Gegner wieder den Weg zu weisen. Zwei feindliche Regimenter
stoßen gegen den Monte Sabotino vor und brechen in unserem flankierenden
Artilleriefeuer zusammen.
In viertägigen harten Kämpfen sind alle Stellungen behautet.
Auch bei Plava und Tolmein tobt der Geschützkampf, ohne Erfolg zu
zeitigen. Das Vorfeld von Podgora bedecken Hunderte von Leichen. Auch
am Plateaurand ist es nicht anders, und doch dauern die Kämpfe auch
nachts weiter. Auch bei Podgora wird ein neuer Angriff schon durch Artilleriefeuer
im Keime erstick. Ein Gegenstoß wirft ihn vollends zurück.
Am Plateaurand werden die Vorstöße schwächer, seltener.
Ein Erlahmen der Angriffskraft macht sich bemerkbar.
Erst am 25. entbrennt der Kampf mit neuer Kraft gegen das Plateau. Auf
der ganzen Front dauern Tag und Nacht bei gewaltigem Kraftaufwand die
heftigsten Kämpfe an, bringen den Italienern jedoch nur vorübergehende
Erfolge an einzelnen Orten. Im Morgengrauen des 26. sind die ursprünglichen
Stellungen überall im Besitz der über alles Lob erhabenen Truppen.
Bei Görz versucht der Feind nicht mehr anzugreifen, doch setzt am
26. das Massenfeuer der Artillerie an der ganzen Front wieder mächtig
ein. Als dann die Italiener die Verteidiger genügend erschüttert
glaubten, griff die Infanterie mit verstärkter Kraft von neuem an;
unter schwereren Verlusten als jemals scheiterte auch dieser heftige Angriff
trotz erbitterter Nahkämpfe an dem heldenmütigen Widerstand
der alle so heiß umstrittenen Stellungen siegreich behauptenden
Verteidiger. Von den Kämpfen der letzten Tage liegen vor dem Görzer
Brückenkopf, wo nur mehr Artilleriefeuer herrschte, an tausend Leichen
der Italiener. Auch am Plateau von Doberdo ist mit Ausnahme heftiger Artilleriekämpfe
verhältnismäßige Ruhe eingetreten. Kleine Vorstöße
wurden abgewiesen. In der Nacht auf den 28. gab es keine bedeutenderen
Ereignisse. Die Kraft des Angriffs scheint zusammengebrochen. Die Truppen
sehen vertrauensvoll der Zukunft entgegen und sind stolz auf die erreichten
Erfolge. 2)
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