Der Weltkrieg am 3. August 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Luftangriff auf die russischen Rückzugsbahnen - Durchbruch durch die russischen Stellungen bei Lenczna und Cholm

Großes Hauptquartier, 3. August.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Die am 30. Juli bei Hooge genommene englische Stellung ist, entgegen dem amtlichen Bericht des englischen Oberbefehlshabers, vollständig in unserer Hand.
In der Champagne besetzten wir nach erfolgreichen Sprengungen westlich von Perthes und westlich von Souain die Trichterränder.
In den Argonnen wurden nordwestlich von Le Four de Paris einige feindliche Gräben genommen und dabei 60 Gefangene gemacht.
Bei dem gestern gemeldeten Bajonettangriff sind im ganzen 4 Offiziere, 163 Mann gefangen genommen und 2 Maschinengewehre erbeutet.
In den Vogesen ist bei den Kämpfen in der Nacht vom 1. zum 2. August ein kleines Grabenstück am Schratzmännle (zwischen Lingekopf und Barrenkopf) an den Feind verloren gegangen. Am Lingekopf ist ein am 1. und 2. August vollständig zusammengeschossener Graben von uns nicht wieder besetzt worden.
Ein vom Gewittersturm losgerissener französischer Fesselballon ist nordwestlich von Etain in unsere Hände gefallen.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Bei den Kämpfen in der Gegend von Mitau wurden 500 Gefangene gemacht.
Östlich von Poniewiez gab der Gegner, zum Teil aus mehreren Stellungen geworfen, den Widerstand auf und zog in östlicher Richtung ab. Unsere Truppen haben die Straße Wobolniki-Subocz überschritten. Gestrige Gefangenenzahl hier 1250 Mann; 2 Maschinengewehre wurden erbeutet.
In der Richtung auf Lomza wurde unter erfolgreichen Kämpfen Raum gewonnen, rund 3000 Russen wurden gefangen genommen. Im übrigen fanden auf der Narewfront und vor Warschau kleinere, für uns günstig verlaufene Gefechte statt.
Unsere im Osten zusammengezogenen Luftschiffe unternahmen erfolgreiche Angriffe auf die Bahnlinien östlich von Warschau.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Generaloberst v. Woyrsch hat mit seinen deutschen Truppen die Brückenkopfstellung am Ostufer der Weichsel erweitert; es wurden 750 Gefangene gemacht. Die ihm unterstellten österreichisch-ungarischen Truppen des Generals v. Köveß vor der Westfront von Iwangorod erreichten einen durchschlagenden Erfolg; sie machten 2300 Gefangene und erbeuteten 32 Geschütze, darunter 21 schwere, und 2 Mörser.
Vor den Armeen des Generalfeldmarschalls v. Mackensen hielt der Gegner gestern noch in der Linie Nowo-Alexandrija-Lenczna-Zalin (nordöstlich von Cholm) stand. Am Nachmittag wurden seine Linien östlich von Lenczna und nördlich von Cholm durchbrochen. Er begann deshalb auf dem größeren Teil der Front in der Nacht seine Stellungen zu räumen, nur an einzelnen Stellen leistet er noch Widerstand.
Östlich von Lenczna machten wir gestern 2000, zwischen Cholm und Bug am 1. und 2. August über 1300 Gefangene; mehrere Maschinengewehre wurden erobert.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die russische Niederlage bei Lenczna und Cholm - Einnahme von Lenczna

Wien, 3. August.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die Kämpfe zwischen Weichsel und Bug dauerten auch gestern den ganzen Tag in unverminderter Heftigkeit an und führten wieder zu Erfolgen. An der ganzen Front gedrängt, bei Lenczna und nordwestlich Cholm neuerlich durchbrochen, wich der Feind heute in früher Morgenstunde fast überall aus den gestern hartnäckig verteidigten Linien abermals gegen Norden zurück. Unsere Truppen verfolgen. Lenczna ist genommen. Die westlich Iwangorod eingenisteten Russen nahmen unter dem Eindrucke unseres am 1. August errungenen Sieges ihre Linien zum größten Teil gegen den Festungsgürtel zurück. Nordwestlich Iwangorod haben die Deutschen eine breite, der Weichsel vorgelagerte Waldzone unter erfolgreichen Gefechten durchschritten.
In Ostgalizien keine Änderung. 
Italienischer Kriegsschauplatz:
Im Küstenlande herrschte gestern vom Krn bis zum Brückenkopf von Görz fast völlige Ruhe. Den Plateaurand von Polazzo griffen neuerlich starke italienische Kräfte an. Fünfmal stürmte der Feind gegen unsere Infanterie, die östlich des Ortes und am Monte dei sei Busi heldenmütig standhielt. Jedesmal wurde der Angriff vom zähen Verteidiger nach schwerem Kampfe zurückgeschlagen. Die Italiener erlitten große Verluste. Weitere Verstärkungen, die sie zum nochmaligen Vorgehen ansammelten, wurden durch unsere Artillerie überraschend beschossen und zersprengt. Während dieser Kämpfe standen die anderen Abschnitte des Plateaus unter starkem feindlichen Artilleriefeuer.
An der Kärntner Grenze versuchte der Feind unter dem Schutze dichten Nebels einen Sturmangriff gegen den Cellonkofel (östlich von Plöcken); sein Unternehmen scheiterte völlig. Im übrigen an dieser Front nichts Neues.
Im Gebiete des Monte Cristallo stieß eine unserer Offizierspatrouillen auf eine etwa 60 Mann starke gegnerische Abteilung. Der Feind verlor im kurzen Geplänkel 29 Mann.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Siegreiche Kämpfe im Kaukasus

Konstantinopel, 3. August.
An der Kaukasusfront verjagte unser rechter Flügel nach dem am 30. Juli stattgefundenen Gefecht den Feind aus den befestigten und im voraus vorbereiteten Stellungen in der Umgebung von Totak an der Grenze. Wir machten etwa 100 Mann zu Gefangenen und erbeuteten eine Menge von Gewehren, Munition und Ausrüstungsgegenständen.
An der Dardanellenfront bei Ari Burun richtete der Feind am 31. Juli gegen einen kleinen von einem unserer Posten besetzten Schützengraben, dessen er sich bemächtigen wollte, Infanterie- und Artilleriefeuer, bewarf ihn mit Bomben und brachte zwei Minen zur Entzündung. Er versuchte Scheinangriffe auf dem linken Flügel. Schließlich wurde er vertrieben, wobei er schwere Verluste hatte.
Bei Sed ul Bahr auf dem linken Flügel anhaltendes, aber wirkungsloses Gewehrfeuer.
An der Kaukasusfront entwickeln sich unsere Bewegungen in der Gegend von Totak mit Erfolg. Am 1. August besetzten wir die Stellungen von Kilidj Guedigui, 16 Kilometer nördlich von Totak, und die 2300 Meter hohe Bergkette in der Umgegend. Das Becken des Murad Tschai befindet sich in unserem Besitz. Die russischen Truppen nördlich von Kilidj Guedigui fliehen in voller Auflösung.
An der Dardanellenfront gegenseitiger örtlicher Feuerkampf. Unsere Küstenbatterien zwangen Transportschiffe, vor Sed ul Bahr sich zurückzuziehen.

 

Der 1. Weltkrieg in den Kolonien: Oberstleutnant Francke und General Botha bei der Übergabe von Deutsch-Südwestafrika
Oberstleutnant Francke und General Botha (rechts) bei der Übergabe von Deutsch-Südwestafrika

Die Kapitulation unserer Schutztruppe in Deutsch-Südwestafrika

Seiner Majestät dem Kaiser haben der Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika Dr. Seitz und der Kommandeur der Schutztruppe Oberstleutnant Franke durch Vermittlung der Botschaft der Vereinigten Staaten von Nordamerika nachstehende telegraphische Meldung erstattet:

Eurer Majestät melden wir alleruntertänigst, daß wir gezwungen waren, den Rest der bei Korab zwischen Otavi und Tsumeb vom Feinde mit vielfach überlegenen Kräften eingeschlossenen Schutztruppe in Stärke von rund 3400 Mann an General Botha zu übergeben. Jede Aussicht auf erfolgreichen Widerstand war ausgeschlossen, da, nachdem die Orte Otavi, Gaub, Grootfontein, Tsumeb, Namutoni vom Feinde genommen, wir von unserer Verpflegungsbasis abgeschnitten waren und jeder Versuch eines Durchbruchs bei dem heruntergekommenen Zustand der Pferde, für die seit Monaten kein Hafer mehr vorhanden, unmöglich war. Alle Personen des Beurlaubtenstandes und des Landsturms, auch die in Südafrika kriegsgefangenen, werden auf ihre Farmen und zu ihren Berufstätigkeiten entlassen. Offiziere behalten Waffen und Pferde, können auf Ehrenwort frei im Schutzgebiet bleiben. Die aktive Schutztruppe, noch rund 1300 Mann stark, behält die Gewehre und wird an einem noch zu bestimmenden Platze im Schutzgebiet konzentriert. 

(gez.) Seitz. 
(gez.) Franke. 

 

Ein deutscher Transportdampfer versenkt

Petersburg, 3. August.
Der Generalstab des russischen Generalissimus meldet:
In der Ostsee versenkte ein englisches Unterseeboot einen großen deutschen Transportdampfer.
(Wie wir von zuständiger Stelle hören, handelt es sich um einen von der Marine vorübergehend in Gebrauch genommenen Dampfer.)

 

Der 1. Weltkrieg im August 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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