Der Weltkrieg am 12. August 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Der Eisenbahnknotenpunkt Lukow besetzt - Erstürmung des Brückenkopfes bei Wizna

Großes Hauptquartier, 12. August.
Westlicher Kriegsschauplatz:
In den Argonnen eroberten wir nördlich von Vienne-le-Chateau eine französische Befestigungsgruppe, das "Martinswerk", machten 74 unverwundete Gefangene, darunter 2 Offiziere, und erbeuteten 2 Maschinengewehre und 7 Minenwerfer. Der Feind erlitt große blutige Verluste. Bei der Wegnahme eines feindlichen Grabens nordöstlich La Harazee fielen einige Gefangene in unsere Hand. Unter Zurücklassung von 40 Toten floh der Rest der Besatzung.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
In Kurland und Samogitien ist die Lage unverändert.
Südlich des Njemen schlugen Truppen der Armee des Generals v. Eichhorn einen mit erheblichen Kräften am Dawinaabschnitt unternommenen Angriff blutig ab. Der Gegner ließ 700 Gefangene in unseren Händen.
Die Armee des Generals v. Scholtz nahm den Brückenkopf von Wizna und warf südlich des Narew den Feind über den Gacfluß. Seit dem 8. August machte die Armee 4950 Mann, darunter 11 Offiziere, zu Gefangenen und erbeutete 12 Maschinengewehre.
Die Armee des Generals v. Gallwitz stürmte Zambrowo und drang weiter südlich unter ständigen Kämpfen über Andrzejow in östlicher Richtung vor.
Vor Nowo-Georgiewsk nichts Neues.
Eins unserer Luftschiffe belegte den Bahnhof Bialystok mit Bomben. Größere Explosionen wurden beobachtet.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Unter vielfachen Kämpfen mit feindlichen Nachhuten wurde die Verfolgung fortgesetzt und der Muchawkaabschnitt überschritten. Lukow ist besetzt.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Nachdem die verbündeten Truppen an mehreren Punkten in die zähe verteidigten feindlichen Stellungen eingebrochen waren, sind die Russen seit heute nacht auf der ganzen Front zwischen Bug und Parzcew im Rückzug.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Beschießung von Bari durch die k. und k. Flotte

Wien, 12. August.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die nördlich des unteren Wieprz verfolgenden österreichisch-ungarischen Kräfte haben heute Lukow genommen und die Bystrzyca westlich Radzyn überschritten. Zwischen der Tysmienica und dem Bug wurden gestern die Russen von unseren Verbündeten an mehreren Stellen geworfen. Der Feind räumte heute früh das Gefechtsfeld und zieht sich zurück. Sonst ist die Lage unverändert.
Italienischer Kriegsschauplatz:
An der küstenländischen Front wurde in der vergangenen Nacht ein größerer feindlicher Angriff gegen den vorspringenden Teil des Plateaus von Doberdo und zwei Vorstöße bei Zagora, denen unter Tag eine heftige Artillerievorbereitung vorangegangen war, unter großen Verlusten der Italiener abgewiesen. Vor dem Görzer Brückenkopf herrscht Ruhe. An den übrigen Fronten dauern die Geschützkämpfe und Plänkeleien fort.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See:
Am 11. August früh beschossen unsere Fahrzeuge die italienischen Küstenbahnanlagen von Molfetta bis Seno san Giorgio. In Molfetta wurden vier Fabriken und zwei Straßenbahnviadukte stark zerschossen. Ein Viadukt stürzte ein, eine Fabrik geriet in Brand. In San Spirito sind der Bahnhof und verschiedene Depots bis auf den Grund niedergebrannt. In Bari wurde das Kastell, der Semaphor, die Bahn und fünf Fabriken beschossen, von welch letzteren eine in Flammen aufging. Ganz Bari war in Staub- und Rauchwolken gehüllt, in der Bevölkerung herrschte Panik. Italienische Geschütze mittleren Kalibers richteten ihr Feuer erfolglos gegen unsere Zerstörer; auch der Angriff eines feindlichen Unterseebootes mißlang. Der Bahnviadukt über Seno san Giorgio wurde durch unser Feuer stark beschädigt. Unsere Fahrzeuge sind alle völlig unversehrt heimgekehrt. Von den feindlichen Seestreitkräften war außer dem erwähnten Unterseeboot vor Bari nichts zu sehen.

Flottenkommando.  1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Schwere feindliche Verluste an den Dardanellen

Konstantinopel, 12. August.
Das türkische Hauptquartier teilt mit:
An der Dardanellenfront wiesen wir am 10. August vier feindliche Angriffe auf unsere Stellungen zurück; der Feind verlor 3000 Tote bei einem Angriff gegen eine türkische Division. Unsere Truppen machten einen Gegenangriff, warfen den Feind aus seinen Stellungen und nahmen zwei Maschinengewehre. Bei Sed ul Bahr ließ der Feind am 10. August nachmittags vor unserem rechten Flügel zwei Minen springen und griff an, wurde aber mit Verlust zurückgeschlagen. Am 11. August vormittags vernichteten wir eine feindliche Streitmacht, die auf eine Kompagnie geschätzt wurde und einen Teil der Schützengräben unseres linken Flügels anzugreifen suchte, vollständig.

 

Der 1. Weltkrieg im August 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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