Der
österreichisch-ungarische Heeresbericht:
Russische
Verschanzungen bei Tarnopol erstürmt
Wien,
5. September.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die Russen setzen unserem Vordringen in Ostgalizien und Wolhynien
heftigen Widerstand entgegen. Ein russischer Angriff an der bessarabischen
Grenze brach vor unseren Hindernissen zusammen, wobei mehrere feindliche
Bataillone zersprengt wurden. Östlich der Serethmündung drang
der Feind unter gewohnter Vergeudung seiner Menschenmassen in einen unserer
Schützengräben ein, wurde aber im Kampf von Mann gegen Mann
zurückgeworfen, wobei er zahlreiche Tote und Gefangene in unserer
Hand ließ. Westlich von Tarnopol erstürmten österreichisch-ungarische
und deutsche Truppen ausgedehnte feindliche Verschanzungen. Auch bei Zalosce
nahmen wir einen russischen Stützpunkt. Östlich von Brody und
in Wolhynien gewinnt unser Angriff langsam Raum. Die im Festungsdreieck
kämpfenden k. und k. Streitkräfte haben in den letzten Gefechtstagen
etwa 30 russische Offiziere und über 3000 Mann gefangengenommen.
Auf dem Kloster Budzanow, das sich inmitten der russischen Front am unteren
Sereth befindet, weht seit einigen Tagen die Fahne mit dem Genfer Kreuz.
Wenn schon von Haus aus nicht angenommen werden kann, daß ein Feldspital
mitten in der Kampfstellung eingerichtet wird, so ist im vorliegenden
Fall überdies festgestellt worden, daß die Russen das Kloster
zu einem starken feldmäßigen Stützpunkt ausgestaltet haben.
Es wird sonach niemand erstaunen, wenn etwa russische Berichte erzählen
mögen, wir hätten das in Rede stehende Kloster trotz des Genfer
Kreuzes unter Feuer genommen. Der Feind macht sich hier eines Mißbrauches
völkerrechtlicher Abmachungen schuldig, der unsere Gefechtsführung
keineswegs beeinträchtigen darf.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Gestern entwickelten die Italiener auf der Hochfläche von Doberdo
eine erhöhte, aber gänzlich erfolglose Tätigkeit. Nach
heftiger Beschießung einzelner Räume durch ihre Artillerie
jeden Kalibers versuchten sie, mehrere Vorstöße entlang der
Straße westlich San Martino. Alle wurden abgewiesen. Unsere Artillerie
wirkte verheerend gegen den zurückflutenden Feind. Gegen Abend nahm
das Geschützfeuer an Heftigkeit zu. Sodann folgten wieder vereinzelte
Infanterieangriffe, die sämtlich unter großen Verlusten der
Italiener scheiterten. In Südtirol wurden zwei feindliche Kompagnien,
die unsere Posten in Marco angriffen, in die Flucht geschlagen.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v.
Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)
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