Der Weltkrieg am 5. September 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Erstürmung feindlicher Vorstellungen am Sereth

Großes Hauptquartier, 5. September.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Keine wesentlichen Ereignisse.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Zwischen Friedrichstadt und Merecz (am Njemen) ist die Lage unverändert.
Östlich von Grodno ist der Feind hinter den Kotraabschnitt (östlich von Jeziory) zurückgewichen; die Zahl der in den Kämpfen um Grodno gemachten Gefangenen erhöht sich auf über 3600.
Von Truppen der Armee des Generals v. Gallwitz bei und südlich von Mscibowo (südwestlich von Wolkowysk) ist der Gegner erneut geworfen. 520 Gefangene wurden eingebracht.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Der Austritt aus der Sumpfenge bei und südöstlich von Nowydwor (nördlich von Pruzana) ist erkämpft; auch weiter nördlich sind Fortschritte erzielt. Es wurden über 400 Gefangene gemacht und 3 Maschinengewehre erbeutet.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Der Brückenkopf von Bereza-Kartuska ist vom Feinde unter dem Drucke unseres Angriffs geräumt.
In der Gegend von Drohiczyn und südlich leistete der Gegner gestern nochmals Widerstand, er wird weiter angegriffen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die Armee des Generals Grafen Bothmer hat eine Reihe feindlicher Vorstellungen auf dem westlichen Serethufer gestürmt.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Russische Verschanzungen bei Tarnopol erstürmt

Wien, 5. September.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die Russen setzen unserem Vordringen in Ostgalizien und Wolhynien heftigen Widerstand entgegen. Ein russischer Angriff an der bessarabischen Grenze brach vor unseren Hindernissen zusammen, wobei mehrere feindliche Bataillone zersprengt wurden. Östlich der Serethmündung drang der Feind unter gewohnter Vergeudung seiner Menschenmassen in einen unserer Schützengräben ein, wurde aber im Kampf von Mann gegen Mann zurückgeworfen, wobei er zahlreiche Tote und Gefangene in unserer Hand ließ. Westlich von Tarnopol erstürmten österreichisch-ungarische und deutsche Truppen ausgedehnte feindliche Verschanzungen. Auch bei Zalosce nahmen wir einen russischen Stützpunkt. Östlich von Brody und in Wolhynien gewinnt unser Angriff langsam Raum. Die im Festungsdreieck kämpfenden k. und k. Streitkräfte haben in den letzten Gefechtstagen etwa 30 russische Offiziere und über 3000 Mann gefangengenommen.
Auf dem Kloster Budzanow, das sich inmitten der russischen Front am unteren Sereth befindet, weht seit einigen Tagen die Fahne mit dem Genfer Kreuz. Wenn schon von Haus aus nicht angenommen werden kann, daß ein Feldspital mitten in der Kampfstellung eingerichtet wird, so ist im vorliegenden Fall überdies festgestellt worden, daß die Russen das Kloster zu einem starken feldmäßigen Stützpunkt ausgestaltet haben. Es wird sonach niemand erstaunen, wenn etwa russische Berichte erzählen mögen, wir hätten das in Rede stehende Kloster trotz des Genfer Kreuzes unter Feuer genommen. Der Feind macht sich hier eines Mißbrauches völkerrechtlicher Abmachungen schuldig, der unsere Gefechtsführung keineswegs beeinträchtigen darf.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Gestern entwickelten die Italiener auf der Hochfläche von Doberdo eine erhöhte, aber gänzlich erfolglose Tätigkeit. Nach heftiger Beschießung einzelner Räume durch ihre Artillerie jeden Kalibers versuchten sie, mehrere Vorstöße entlang der Straße westlich San Martino. Alle wurden abgewiesen. Unsere Artillerie wirkte verheerend gegen den zurückflutenden Feind. Gegen Abend nahm das Geschützfeuer an Heftigkeit zu. Sodann folgten wieder vereinzelte Infanterieangriffe, die sämtlich unter großen Verlusten der Italiener scheiterten. In Südtirol wurden zwei feindliche Kompagnien, die unsere Posten in Marco angriffen, in die Flucht geschlagen.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Feindliches U-Boot in den Dardanellen vernichtet

Konstantinopel, 5. September.
Am 4. September brachten wir in den Dardanellen ein feindliches Unterseeboot zum Sinken. Wir nahmen 3 Offiziere und 25 Mann seiner Besatzung gefangen.
Im Abschnitt von Anaforta führten unsere Erkundungsabteilungen erfolgreich nächtliche Überfälle aus und nahmen dem Feinde von neuem zahlreiche Beute ab. Am 4. September verursachten unsere Artilleristen auf einem feindlichen Transport an der Küste von Bujuh Kemikli einen Brand. Bei Ari Burun dauerten Artilleriekampf und Bombenwerfen an. Bei Sed ül Bahr feuerte feindliche Artillerie mit Unterbrechungen und ohne Erfolg gegen die Uferfront Altchitpe. Am 4. September bombardierten unsere anatolischen Batterien an der Meerenge wirksam feindliche Barken des Feindes am Kap Elias Burun, seine gedeckten Stellungen bei Mortoliman sowie seine Batterien und Lager bei Sed ül Bahr. Infolge unseres Bombardements versuchten die feindlichen Batterien zu erwidern, wurden jedoch zum Schweigen gebracht. Auch wurde der Feind genötigt, seine Lager zu räumen und neue aufzuschlagen. Am Abend zwangen unsere Batterien feindliche Torpedoboote, die sich dem Eingang der Meerenge zu nähern versuchten, zur Rückkehr. Ein feindlicher Dampfer, der längere Zeit unter dem Feuer unserer Artillerie blieb, wurde in der Dunkelheit auf die hohe See hinausgeschleppt.

 

Der 1. Weltkrieg im September 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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