Der Weltkrieg am 4. September 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die Festung Grodno mit sämtlichen Forts genommen - Der Düna-Übergang bei Friedrichstadt erzwungen

Großes Hauptquartier 4. September.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Die Lage ist unverändert.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Der Brückenkopf von Friedrichstadt ist gestern erstürmt. 37 Offiziere, 3325 Mann sind gefangengenommen, 5 Maschinengewehre erbeutet.
Beiderseits der Wilia wiederholte der Feind seine ergebnislosen Angriffe; er ließ außer einer sehr beträchtlichen Zahl von Toten und Verwundeten 800 Mann als Gefangene zurück.
In und um Grodno fanden noch Kämpfe statt, während der Nacht gingen aber die Russen, nachdem sie überall geschlagen waren, in östlicher Richtung zurück; die Festung mit sämtlichen Forts ist in unserem Besitz. Der weichende Feind wird verfolgt. 6 schwere Geschütze und 2700 Gefangene sind in unseren Händen geblieben. Auch südlich von Grodno hat der Gegner die Stellung am Njemen geräumt. Zwischen der Swisloczmündung und der Gegend nordöstlich des Bialowieskaforstes ist die Armee des Generals von Gallwitz im Angriff. Bislang sind 800 Gefangene gemacht.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Der Kampf um die Sumpfengen nördlich und nordöstlich von Pruzana dauert an.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Der Feind hält noch in einem Brückenkopf bei Bereza-Kartuska. Weiter südlich wurde der Gegner in der Gegend von Drohiczyn (60 Kilometer von Pinsk) zurückgewiesen.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Einweihung des "Eisernen Hindenburg" von Berlin

Berlin, 4. September.
Das zur Benagelung mit goldenen, silbernen und eisernen Nägeln vor der Siegessäule in Berlin aufgestellte riesenhafte Hindenburg-Standbild wurde heute enthüllt. Dabei hielt der Reichskanzler eine Ansprache, in der er u. a. sagte: "Er, dem die Liebe des Soldaten gehört, steht festgewachsen im Herzen des ganzen Volkes, in ihm zuerst verkörpert sich uns das Heldentum unserer Heere, die gewaltige Leistung ihrer Führer. Schwertschlag und Hammerschlag, Verteidiger und Zertrümmerer, das ist uns Hindenburg. Was wir ihm schuldig sind, hat der Kaiser in herrlichen Worten ausgesprochen: Nie erlöschenden Dank!"
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die russische Front bei Brody durchbrochen

Wien, 4. September.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Der Feind hat gestern an der ganzen Front zwischen dem Dnjestr und dem Südrand der großen Pripjetsümpfe heftigen Widerstand geleistet und die Stärke seiner Verteidigung wiederholt durch Gegenangriffe zu erhöhen versucht.
Am unteren Sereth und zunächst der Mündung haben unsere Truppen unter zähen Kämpfen auf dem Ostufer des Flusses festen Fuß gefaßt. Sie entrissen dem Gegner die stark ausgebaute Stellung auf der Höhe Sloteria, nordwestlich von Sinkow, und brachten 2 Offiziere und 1400 Mann als Gefangene ein.
Vor Trombowla und Tarnopol herrschte verhältnismäßig Ruhe. Nördlich Zalosce und östlich von Brody durchbrach die Armee des Generals v. Boehm-Ermolli die feindlichen Linien an zahlreichen Punkten. Es wurden hier 6 russische Offiziere, unter ihnen ein Oberst, und 1200 Mann gefangen.
In Wolhynien stehen unsere Truppen im Raume westlich von Dubno und bei Olyka im Kampf. Der Widerstand der Russen ist noch nicht gebrochen. Bei den k. und k. Streitkräften nordöstlich von Pruzany trat keine Änderung der Lage ein.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Seit den nutzlosen Angriffen gegen die Hochfläche von Lavarone und auf dem Tolmeiner Brückenkopf hat die Tätigkeit der Italiener sichtlich nachgelassen. Von den Artilleriekämpfen abgesehen, fand gestern nur vor dem Südteil des genannten Brückenkopfes ein nennenswertes Gefecht statt. Der Feind wurde wie immer abgewiesen. Das gleiche Schicksal hatte ein heute zeitig früh im Dolomitengebiete von der Bödenalpe gegen den Innichriedl geführter italienischer Angriff.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im September 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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