Der Weltkrieg am 27. September 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die feindliche Offensive bei Lille zum Stehen gebracht - Wieder eine russische Stellung bei Dünaburg erobert

Großes Hauptquartier, 27. September.
Westlicher Kriegsschauplatz:
An der Küste herrschte Ruhe, nur einzelne Schüsse wurden von weitab liegenden Schiffen wirkungslos auf die Umgegend von Middelkerke abgegeben.
Im Ypernabschnitt hat der Feind seine Angriffe nicht wiederholt.
Südwestlich von Lille ist die große feindliche Offensive durch Gegenangriff zum Stillstand gebracht. Heftige feindliche Einzelangriffe brachen nördlich wie südlich von Loos unter stärkster Einbuße für die Engländer zusammen. Auch in Gegend bei Souchez und beiderseits Arras wurden alle Angriffe blutig abgeschlagen. Die Gefangenenzahl erhöhte sich auf 25 Offiziere, über 2600 Mann, die Beute an Maschinengewehren auf 14.
Die französische Offensive zwischen Reims und Argonnen machte keinerlei Fortschritte, sämtliche Angriffe des Feindes, die besonders an der Straße Somme Py- Suippes sowie nördlich Beau Séjour Fme.- Massiges und östlich der Aisne heftig waren, scheiterten unter schwersten Verlusten für ihn. Die Gefangenenzahl erhöhte sich hier auf über 40 Offiziere, 3900 Mann.
Drei feindliche Flugzeuge, darunter ein französisches Großkampfflugzeug, wurden gestern im Luftkampf nordöstlich Ypern, südwestlich Lille und in der Champagne, zwei weitere feindliche Flugzeuge durch Artillerie- und Gewehrfeuer südwestlich Lille und in der Champagne zum Absturz gebracht.
Feindliche Flieger bewarfen mit Bomben die Stadt Peronne, wo zwei Frauen, zwei Kinder getötet und zehn weitere Einwohner schwer verwundet wurden.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Im Rigaischen Meerbusen wurden russische Kriegsschiffe, darunter ein Linienschiff, durch deutsche Flieger angegriffen. Auf dem Linienschiff und einem Torpedobootszerstörer wurden Treffer beobachtet. Die russische Flotte dampfte schleunigst in nördlicher Richtung ab.
Auf der Südwestfront von Dünaburg wurde dem Feinde gestern eine weitere Stellung entrissen; es sind 9 Offiziere und über 1300 Mann zu Gefangenen gemacht und 2 Maschinengewehre erbeutet.
Westlich von Wilejka wird unser Angriff fortgesetzt; südlich von Smorgon wurden starke feindliche Gegenangriffe abgewiesen. Zwischen Krewo-Wischnew machten unsere Truppen Fortschritte.
Der rechte Flügel und die Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern haben die Westufer des Njemen bis Schtscherssy, des Serwetsch und der Szczara vom Feinde gesäubert. Östlich von Baranowitschi hält der Feind noch kleine Brückenköpfe. Der Kampf auf der ganzen Front ist im Gange.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Die Lage ist unverändert.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Erlahmen der russischen Offensive in Wolhynien

Wien, 27. September.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Ähnlich wie in Ostgalizien und an der Ikwa ist nun auch im wolhynischen Festungsgebiete die russische Gegenoffensive gebrochen. Der Feind räumte gestern seine Stellungen nordwestlich von Dubno und im Styrabschnitte bei Luck und weicht in östlicher Richtung zurück. Der Brückenkopf östlich von Luck ist wieder in unserer Hand. An unserer Front südlich von Dubno gab es stellenweise Geschützfeuer und Geplänkel.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Lage ist unverändert. Versuche des Feindes, an unsere Stellung auf dem Monte Piano heranzukommen, wurden abgewiesen. Am Nordrande der Hochfläche von Doberdo brach ein Angriff einer Bersaglieriabteilung an unseren Hindernissen zusammen.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im September 1915

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

© 2005 stahlgewitter.com