Der Weltkrieg am 28. September 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Neue Durchbruchsversuche im Westen abgeschlagen

Bisher 25000 Russen von der Armee Eichhorn gefangen - Die Russen bei Luck von der Armee Linsingen zurückgetrieben

Großes Hauptquartier, 28. September.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Der Gegner setzte seine Durchbruchsversuche auch gestern fort, ohne irgendwelche Erfolge zu erreichen. Dagegen erlitt er an vielen Stellen sehr empfindliche Verluste.
Bei Loos unternahmen die Engländer einen neuen Gasangriff; er verpuffte völlig wirkungslos. Unser Gegenstoß brachte neben gutem Geländegewinn 20 Offiziere, 750 Mann an Gefangenen, deren Zahl an dieser Stelle damit auf 3397 (einschließlich Offiziere) steigt. 9 weitere Maschinengewehre wurden erbeutet. Bei Souchez, Angres, Roclincourt und sonst auf der ganzen Front der Champagne bis an den Fuß der Argonnen wurden französische Angriffe restlos abgewiesen. In Gegend von Souain brachte der Feind unter merkwürdiger Verkennung der Lage sogar Kavalleriemassen vor, die natürlich schleunigst zusammengeschossen wurden und flüchteten. Besonders ausgezeichnet haben sich bei der Abwehr der Angriffe sächsische Reserveregimenter und Truppen der Division Frankfurt am Main.
In den Argonnen wurde unsererseits ein kleiner Vorstoß zur Verbesserung der Stellung bei Fille Morte ausgeführt. Er zeitigte das gewünschte Ergebnis und lieferte außerdem 4 Offiziere, 230 Mann an Gefangenen.
Auf der Höhe bei Combres wurde vorgestern und gestern durch umfangreiche Sprengungen die feindliche Stellung auf breiter Front zerstört und verschüttet.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Der gestern auf der Südwestfront von Dünaburg zurückgedrängte Gegner suchte sich in einer rückwärts gelegenen Stellung zu halten; er wurde angegriffen und geworfen. Südlich des Dryswjatysees finden Kavalleriegefechte statt.
Das Ergebnis der Armee des Generalobersten v. Eichhorn in der Schlacht von Wilna, die zum Zurückwerfen des Feindes bis über die Linie Naroczsee - Smorgon - Wischnew geführt hat, beträgt an Gefangenen und Material: 70 Offiziere, 21908 Mann, 3 Geschütze, 72 Maschinengewehre und zahlreiche Bagage, die der Feind auf seinem eiligen Rückzug zurücklassen mußte. Die Zusammenstellung dieser Beute konnte infolge unseres schnellen Vormarsches erst jetzt erfolgen; die bislang gemeldeten Zahlen sind in ihr nicht enthalten.
Südlich von Smorgon blieb unser Angriff im Fortschreiten; nordöstlich von Wischnew ist die feindliche Stellung durchbrochen; 24 Offiziere, 3300 Mann wurden dabei zu Gefangenen gemacht und 9 Maschinengewehre erbeutet.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Die Brückenköpfe östlich von Baranowitschi sind nach Kampf in unserem Besitz. 350 Gefangene sind eingebracht.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Die Lage ist unverändert.
Heeresgruppe des Generals v. Linsingen:
Der Übergang über den Styr unterhalb von Luck ist erzwungen. Unter diesem Druck sind die Russen nördlich von Dubno auf der ganzen Front in vollem Rückzuge.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Der Rückzug der Russen in Wolhynien

Wien, 28. September.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Durch die österreichisch-ungarischen und deutschen Streitkräfte am Styr mit der Umklammerung bedroht, sah sich der Feind gezwungen, seine unter großen Opfern unternommene Offensive im wolhynischen Festungsgebiet aufzugeben. Der russische Rückzug dauerte gestern den ganzen Tag über an und führte das feindliche Heer hinter Putilowka; unsere Armeen verfolgen. In den Nachhutgefechten östlich von Luck nahmen unsere Truppen 4 russische Offiziere und 600 Mann gefangen. An der Ikwa und in Ostgalizien ist die Lage unverändert.
Italienischer Kriegsschauplatz:
An der Dolomitenfront wurde heute früh ein Angriff des Feindes gegen den Col dei Bois mit Handgranaten abgewiesen. Gestern beschossen die Italiener neuerdings das Spital des Roten Kreuzes in Görz mit etwa 50 Granaten, obwohl diese Sanitätsanstalt, da sie noch nicht vollständig geräumt werden konnte, noch die Genfer Flagge trug. Im Abschnitte von Doberdo vereitelte unser Feuer einen Angriffsversuch gegen den Monte dei sei Busi.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unser Artilleriefeuer störte feindliche Befestigungsarbeiten an der unteren Save. Die Festungsgeschütze von Belgrad gaben auf die Stadt Zemun (Semlin) einige fehlgehende Schüsse ab.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 28. September.
An der Dardanellenfront ist die Lage unverändert; unsere nach verschiedenen Richtungen ausgesandten Aufklärungsabteilungen lockten zwei feindliche Aufklärungsabteilungen bei Anaforta und in der Umgegend des Kevisdere in Hinterhalte und nahmen sie gefangen, andere machten überraschende Angriffe auf feindliche Schützengräben und erbeuteten eine Anzahl Gewehre mit Munition, Feldtelephon- und Pioniergerät.

 

Das italienische Linienschiff "Benedetto Brin" durch Explosion zerstört

(433 Mann ertrunken)

Brindisi, 28. September.
Wie die Agenzia Stefani meldet, ereignete sich im Hafen von Brindisi in der hinteren Pulverkammer des Linienschiffs "Benedetto Brin" (13400 t) eine Explosion, der ein Brand folgte. Nach den bisher vorliegenden Berichten sind von der 820 Mann starken Besatzung 8 Offiziere, 379 Mann gerettet. Unter den Opfern, deren Identität feststeht, befindet sich Konteradmiral Rubin de Cervin. Die Ursache der Katastrophe ist nicht bestimmt ermittelt. Die Einwirkung irgendwelcher äußeren Einflüsse gilt als ausgeschlossen.

 

Der 1. Weltkrieg im September 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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