Der Weltkrieg am 8. Oktober 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Erfolgreiche Gegenangriffe in der Champagne - Kämpfe bei Belgrad

Großes Hauptquartier, 8. Oktober.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Nach den vergeblichen Durchbruchsversuchen der Franzosen am 5. und 6. Oktober war der gestrige Tag in der Champagne verhältnismäßig ruhig.
Das Grabenstück östlich des Navaringehöftes, das die Franzosen noch besetzt hielten, wurde vormittags durch Gegenangriff gesäubert, wobei einige Gefangene und 2 Maschinengewehre in unsere Hand fielen.
Gegen Abend nahm das feindliche Artilleriefeuer wieder zu, nachts kam es an einzelnen Stellen zu Infanterieangriffen, die sämtlich abgewiesen wurden. Bei einem erfolgreichen Vorstoß auf eine vorgeschobene feindliche Stellung südlich von Ste.-Marie-à-Py nahmen wir dem Feinde 6 Offiziere und 250 Mann Gefangene ab.
Östlich der Argonnen bei Malancourt wurden mehrere feindliche Minenstollen durch Sprengung zerstört.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Russische Angriffe nördlich von Kosjany und südlich des Wiszniewsees sind abgeschlagen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Die Lage ist unverändert.
Heeresgruppe des Generals v. Linsingen:
Bei Newel und Omyt (südwestlich Pinsk) sind russische Postierungen von uns vertrieben.
Unser Angriff in der Gegend nordwestlich von Czartorysk macht Fortschritte.
Die deutschen Truppen der Armee des Generals Grafen Bothmer wiesen mehrere russische Angriffe ab.
Balkankriegsschauplatz:
Der Übergang über die Drina, Save und Donau nimmt einen günstigen Verlauf. Südwestlich von Belgrad sind 4 Offiziere, 296 Mann zu Gefangenen gemacht und 2 Maschinengewehre erbeutet. Gegenüber von Ram fielen nach Kampf drei Geschütze in unsere Hand.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Die Verluste im deutschen U-Boots-Krieg

Berlin, 8. Oktober.
In letzter Zeit sind in der Auslandspresse fortlaufend Angaben über deutsche Verluste im U-Boots-Kriege veröffentlicht und immer größere Verlustziffern genannt worden. So gibt der Zeitungsdienst der englischen Großfunkenstation Poldhu vom 5. Oktober unsere U-Boots-Verluste schon zu 60 an. Dieser in ganz bestimmter Absicht maßlos übertriebenen Meldung gegenüber sind wir von zuständiger Stelle zu der Erklärung ermächtigt, daß die tatsächlichen Verlusten an deutschen U-Booten weniger als ein Viertel der genannten Zahl betragen. Ferner wird von der Auslandspresse an die Veröffentlichung dieser Verlustziffern die Vermutung geknüpft, daß Deutschland nur durch seine Verluste zu einer gewissen Einschränkung des U-Boots-Krieges gezwungen sei. Demgegenüber können wir feststellen, daß die Zahl der jetzt verfügbaren U-Boote erheblich größer ist, als zu Beginn des U-Boots-Krieges.
1)

 

Die deutschen Unterseebootserfolge im Mittelmeer 

Mehrere Truppentransportdampfer versenkt

Berlin, 8. Oktober.
Die deutschen Unterseeboote im Mittelmeer haben in letzter Zeit sehr schöne Erfolge erzielt. Von Mitte September an ist ungefähr ein Dutzend große Dampfer, darunter mehrere mit Truppen an Bord, versenkt worden. An einem der letzten Tage gelang es, den 8000 Tonnen großen Truppentransportdampfer "Arabia", der eine Geschwindigkeit von 18 Seemeilen hatte, bei Kap Matapan an der griechischen Küste zu torpedieren. Weitere Erfolge sind die folgenden: Der Transporter "Ramazan" mit 500 indischen Truppen an Bord wurde am 18. September versenkt. Ferner versenkten unsere Unterseeboote die englischen Schiffe "Patagonia" (3000 Bruttoregistertonnen) am 15. September, "Linkmoor" (4000 Bruttoregistertonnen) am 20. September und "Cyrene" (3000 Bruttoregistertonnen) am 1. Oktober.
Von französischen Schiffen wurden versenkt. der Hilfskreuzer "Indien" (8000Brutto-regiftertonnen), die Dampfer "L´Aude" (3000 Tonnen), "Ville de Mostaganen" (2650 Tonnen), "Provincia" (3000 Tonnen) am 1. Oktober, "Ravitailleur" (3000 Tonnen) und viele andere.
Die Vorsichtsmaßregeln der Alliierten gegen die Unterseeboote haben nirgends einen Erfolg anzuweisen gehabt. Zweifellos ist das kühne und erfolgreiche Auftreten unserer Unterseeboote im Mittelmeer auch von großem Einfluß auf die neuesten Pläne der Verbündeten auf dem Balkan. ("Berliner Tageblatt.")

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Vergeblicher Widerstand der Serben an den Grenzflüssen

Wien, 8. Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Der Feind griff gestern an der ganzen ostgalizischen Front an. Seine unter großem Kräfte- und Munitionsaufwand geführten Angriffe blieben ohne Erfolg. An der beßarabischen Grenze auf den Höhen nördlich des Dnjestr und an der Strypa brachen die russischen Sturmkolonnen zusammen, ehe sie an unsere Hindernisse herankamen. Nordwestlich von Tarnopol drangen die Russen an zwei Stellen in unsere Schützengräben ein, wurden aber durch herbeieilende deutsche und österreichisch-ungarische Unterstützungen heute morgen wieder zurückgeschlagen. Ein ähnliches Geschick hatte der feindliche Angriff auf das nordwestlich von Kremieniec liegende Dorf Sapanow, das gestern als Mittelpunkt erbitterter Kämpfe mehrmals den Besitzer wechselte, nun aber wieder fest in unserer Hand ist.
Ebenso warfen wir südwestlich von Olyka überlegene russische Kräfte im Nahkampfe zurück, wobei sich das Infanterieregiment Nr. 89 und das Landwehr-Infanterieregiment Nr. 31 besonders hervortaten. Sehr heftig wurde auch südlich von Olyka gekämpft.
Nördlich und nordöstlich von Kolki gewannen unsere Gegenangriffe neuerlich Raum. Wir entrissen dem Feind die Dörfer Lisowo und Galuzia.
Insgesamt wurden in den gestrigen und vorgestrigen Kämpfen auf wolhynischem Boden etwa 4000 Russen gefangengenommen. Der Gegner erlitt sehr große Verluste.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Gegen die Hochfläche von Vielgereuth setzten die Italiener gestern nachmittag an der ganzen Front mit starken Kräften zu einem neuen Angriff an, der gleich allen früheren blutig abgewiesen wurde. Besonders heftig tobte der Kampf um einen unserer Stützpunkte nordöstlich des Maroniaberges. Hier stürmten drei feindliche Bataillone dicht gedrängt vor, drangen durch das zerstörte Hindernis ein, wurden aber durch Abteilungen des oberösterreichischen Infanterieregiments Nr. 14 mit dem Bajonett hinausgeworfen. Der ganze Angriff endete mit der Flucht der Italiener in ihre Ausgangsstellungen.
Im Nordteile des Doberdoabschnittes griff der Feind wieder vergeblich an. Bei Selz verjagten die Abteilungen des Infanterieregiments Nr. 87 die Italiener aus einem in ihrer Kampflinie gelegenen Steinbruch, schlugen einen Gegenangriff ab und sprengten die feindlichen Stellungen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Der Übergang der österreichisch-ungarischen und deutschen Streitkräfte über die untere Drina, die Save und die Donau wurde fortgesetzt. Die Versuche der Serben, unsere Unternehmungen zu stören oder zu vereiteln, scheiterten auf allen Punkten.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

General Schekow bulgarischer Oberbefehlshaber

Bulgarien im 1. Weltkrieg: General Schekow
General Schekow

Sofia, 8. Oktober. (Meldung der Bulgarischen Telegraphenagentur.)
Der König richtete an den Ministerrat ein Schreiben, in dem er ihn benachrichtigt, daß er, in seiner Eigenschaft als Oberbefehlshaber sämtlicher Streitkräfte des Reiches, den Kriegsminister General Schekow mit dem Oberbefehl der Feldarmee beauftragt.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 8. Oktober.
An den Dardanellen, bei Anaforta, verhinderten unsere Aufklärungskolonnen durch Bombenwürfe die bei Verschanzungsarbeiten beschäftigten feindlichen Soldaten, ihre Arbeit weiter durchzuführen. Am 7. Oktober traf unsere Artillerie bei Kemikliliman einen feindlichen Kreuzer, der sich eilig zurückzog. Ein Brand entstand auf der Insel Imbros, der bis zum Abend andauerte. Bei Ari Burun schwaches gegenseitiges Gewehrfeuer und Bombenwürfe. Bei Sed ül Bahr zerstörte am linken Flügel unsere Artillerie eine feindliche Stellung durch Bombenwürfe.

 

Das griechische Neutralitätskabinett


Ministerpräsident Zaimis

Paris, 8. Oktober.
Die Mitglieder des neuen griechischen Kabinetts sind: Zaimis, Vorsitz und Äußeres; Gunaris, Inneres; Yanakitsas, Krieg; Kunduriotis, Marine; Dragumis, Finanzen; Theotokis, Handel und Unterricht; Rhallis, Justiz und Eisenbahnen.

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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