Die
Durchbrechung der Timok-Linie
L.
v. B. Wien, 18. Oktober. (Priv.-Tel.)
Durch die Forcierung des unteren Timok haben die Bulgaren unstreitig
einen ganz bedeutenden Vorteil errungen. Dieser Fluß ist abwärts von
Zajetschar nur an wenigen Stellen furtbar und wird ein ansehnliches
Hindernis. Das Timoktal, durch das breite ostserbische Gebirge vom
Morawatal getrennt, ist mit diesem durch drei fahrbare Verbindungslinien
verbunden. Es bildet an der Ostgrenze Serbiens ein schmales
Verkehrsgebiet, in das eine Bahn und eine Straße führt und das durch den
Westbalkan und durch das ostserbische Gebirge sehr eingeengt wird. In dem
letzten Teile dieser Verbindung ist der Timok tief eingeschnitten und hat
sehr steile Ufer, die ein Bewegungshindernis darstellen. Im Süden steht
es über niedere Sättel mit dem Südmorawatal in Verbindung. Zwei Straßen
führen von Kniazevatz aus dem Timoktal über das Piroter Becken in das
Tal der Nischawa. Die schmalspurige Timokbahn von Radujewatz und
Zajetschar ist angeblich bis Paratzin ausgebaut. Parallel mit ihr zieht
die normalspurige Transversalbahn.
Wie schwierig für die östlich von Knjazewatz und Zajetschar das
Grenzgebirge überschreitenden bulgarischen Truppen die Übergangsverhältnisse
sind, erhellt daraus, daß selbst über die besten, das sind der
Vrska-Cukapaß, 793 Meter hoch, und der 631 Meter hohe Kadibogapaß nur
Saumwege fuhren. Die anderen Übergänge sind bedeutend höher und
beschwerlicher, so der über den Barinnos 1150 Meter, der Sweti-Nicola
1144 Meter, und der von Belogradschik nach Radizewatz ebenfalls über 1400
Meter. Alle diese Verbindungslinien sind sehr schmale Saumwege,
dagegen führen in das Tal der Nischawa in der Richtung auf Pirot drei
fahrbare Wege und die große Straße Zaribrod-Pirot-Nisch. Die Bulgaren
haben nun die Höhen des Mirslin-Percin und das Babin-Cub besetzt. Weiter
südlich dringen sie über Egri-Palanka vor.
Die Einnahme des Avalaberges im Raum nächst Belgrad war der Erfolg
furchtbarer Kämpfe. Vom Norden her brachen österreichische
Infanterieregimenter in die Avalastellung und erstürmten die Kuppe 515,
von Westen her nahmen deutsche Truppen den Hauptrücken in Besitz. Die
Serben kämpften mit verzweifelter Hartnäckigkeit. Es kam zu wütenden
Bajonettkämpfen. Tag und Nacht dauerte das Ringen, bis der Feind besiegt
war. Die im Raume um den Avalaberg geschlagenen serbischen Truppen sind
beiderseits der Straße nach Vilki-Mladenowatz in vollem Rückzug. Was
noch nördlich der Ralja steht, wird energisch angegriffen. So dürften
die Höhen Ljuta-Strana im Höhenzug der Lipowitza-Planina, mit 381 Meter
kulminiernd, westlich dieser Straße, sowie die Ripanj-Höhe in dieser
Straße schon in den Händen der Verfolger sein. Südlich der Ralja steigt
wieder ein ea. 300 bis 400 Meter hoher Bergzug auf, der, unter dem
Gesamtnamen Kosmaj bekannt, aus mehreren Höhepunkten gebildet wird, deren
bedeutendste der 418 Meter hohe Visberg und der 365 Meter hohe Vlasko-Brdo
die Straße nach Velki-Mladenowatz beherrschen. Dort dürften die Serben
wohl neuerdings Widerstand leisten. 2)
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