Der Weltkrieg am 19. Oktober 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Einnahme von Obrenovac und Vranje in Serbien

Großes Hauptquartier, 19. Oktober.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Keine wesentlichen Ereignisse.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Südlich von Riga stürmten unsere Truppen mehrere russische Stellungen und erreichten die Düna östlich Borkowitz. 1 Offizier, 240 Mann wurden gefangen, 2 Maschinengewehre erbeutet.
Ein russischer Angriff nordwestlich Jakobstadt wurde abgewiesen.
In Gegend von Smolwy wurde durch eins unserer Kampfflugzeuge ein französischer Doppeldecker, der von einem russischen Stabskapitän geführt und mit einem englischen Maschinengewehr ausgerüstet war, abgeschossen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Nichts Neues.
Heeresgruppe des Generals v. Linsingen:
Die gestern gemeldeten Kämpfe am Styr nehmen einen für uns günstigen Verlauf.
Balkankriegsschauplatz:
Bei der Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen wurde von der Armee des Generals v. Koeveß durch österreichisch-ungarische Truppen die Stadt Obrenovac genommen. Südlich von Belgrad erreichten deutsche und österreichisch-ungarische Verbände nach Kampf die Höhen östlich von Vranic, südlich von Ripanj und südlich von Grocka an der Donau. Die Armee des Generals v. Gallwitz erkämpfte mit dem rechten Flügel die Gegend westlich von Seone sowie die Orte Vodanj und Mala Krsna. Das Höhengelände bei Lucica sowie südlich und östlich von Bozevac bis Misljenovac wurde dem Feinde entrissen. Die Armee des Generals Bojadjieff drang gegen Zajecar, Knjazevac, über Inowo und gegen den Kessel von Pirot weiter vor. Andere bulgarische Truppen haben Vranje im oberen Morawatal genommen und weiter südlich die Linie Egri Palanka -Stip bereits überschritten.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Verlustreiche Angriffe der Italiener an der Isonzofront - Die Eroberung der Macva in Serbien

Wien, 19. Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die Russen setzten gestern ihre Angriffe im Sumpf- und Waldgebiet des unteren Styr fort. Bei dem nordwestlich von Derazno liegenden Dorf Boguslawka stürmte der Feind dreimal vergebens gegen die Stellung einer Honveddivision an. Er wurde durch Feuer und im Nahkampf in die Flucht geschlagen und ließ 3 Offiziere, über 500 Mann und 2 Maschinengewehre in unserer Hand. - Auch eine über Kulikowice vordringende russische Division wurde wieder auf das Ostufer zurückgetrieben.
In der Gegend von Czartorysk gewann der Gegner an einigen Punkten das Westufer des Styrflusses; dort wird noch gekämpft.
Nördlich von Rafalowka griffen die Russen gleichfalls mit starken Kräften an. Sie wurden abgewiesen, wobei wir 100 Mann gefangennahmen.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Kämpfe an der Isonzofront nehmen an Ausdehnung zu. Gestern mittag setzte gegen unsere Stellungen am Krn, am Tolmeiner Brückenkopf bei Tonale und Plawa, gegen den Görzer Brückenkopf und das Plateau von Doberdo starkes feindliches Geschützfeuer ein, das mit großer Heftigkeit bis in die Abendstunden anhielt und in einzelnen Abschnitten auch nachts andauerte. Unter dem Schutze dieses Feuers ging die italienische Infanterie an zahlreichen Stellen zum Angriff vor. Am Krn, am Mrzli Vrh und vor den Stellungen des Tolmeiner Brückenkopfes brachen alle feindlichen Angriffsversuche in unserem Infanterie- und Maschinengewehr- und flankierenden Geschützfeuer zusammen. Die gegnerische Infanterie flüchtete, wo sie angegangen war, unter den schwersten Verlusten in ihre Gräben zurück. Stellenweise zog sie es vor "Avanti" zu schreien, ohne ihre Deckungen zu verlassen. Ein gegen den Monte Sabotino (westlich von Salcano) gerichteter Angriff und mehrere starke Vorstöße gegen die schon seit einigen Tagen heiß umstrittenen Stellungen bei Peteano wurden gleichfalls zurückgeschlagen. Auch hier erlitt die italienische Infanterie große Verluste. In Kärnten und Tirol herrscht weiter rege feindliche Artillerietätigkeit.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die Angriffe der verbündeten Heere machten auch gestern überall Fortschritte. Die Macva ist zum größten Teil in unserm Besitz. Die beiderseits der Kolubaramündung überschifften k. u. k. Truppen nahmen um Mitternacht die Stadt Obrenovac und die Höhen südöstlich davon. Die von Belgrad südwärts vordringenden Streitkräfte gelangten in der Verfolgung des Feindes über Ripanj hinaus. Eine österreichisch-ungarische Kolonne erstürmte mit dem Bajonett den Zigeunerberg südlich von Grocka und nahm mit den beiderseits der unteren Morawa erfolgreich vorrückenden deutschen Divisionen die Verbindung auf. In den dreitägigen Kämpfen um Avala und um die Stellungen nordwestlich von Grocka sind von unseren Truppen 15 serbische Offiziere und 2000 Mann als Gefangene eingebracht worden. Die Bulgaren entrissen dem Feind die erste befestigte Linie östlich von Pirot und drangen bis in die Gegend von Vranje vor.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 19. Oktober.
In der Nacht zum 18. Oktober griffen unsere Aufklärungsabteilungen feindliche Aufklärungsabteilungen an, warfen sie bis zu den Schützengräben ihrer Hauptlinie zurück und fügten ihnen schwere Verluste zu. Bei Ari Burun und Sed ül Bahr örtlich beschränkter Feuerkampf und Bombenwerfen.

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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