Der Weltkrieg am 2. November 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die Höhen südlich Kragujevac genommen

Großes Hauptquartier, 2. November.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Abgesehen von starken feindlichen Feuerüberfällen auf die Butte de Tahure und lebhaften Artilleriekämpfen auf der Front zwischen Maas und Mosel ist nichts von Bedeutung zu berichten.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Südlich der Bahn Tuckum-Riga hat unser Angriff beiderseits der Aa weitere Fortschritte gemacht. Vor Dünaburg wurde auch gestern heftig gekämpft. Mehrfache starke russische Angriffe sind blutig abgewiesen. Die Kämpfe zwischen Swenten- und Ilsensee sind noch im Gange. Über 500 Gefangene fielen in unsere Hand.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Nichts Neues.
Heeresgruppe des Generals v. Linsingen:
Die Russen versuchten unser Vorgehen westlich von Czartorysk durch Gegenangriff auf breiter Front und in dichten Massen zum Stehen zu bringen. Sie sind unter schwersten Verlusten zurückgeworfen; unsere Angriffe wurden darauf fortgesetzt.
Bei Siemikowce war es den Russen vorübergehend gelungen, in die Stellungen der Truppen des Generals Grafen v. Bothmer einzudringen. Durch Gegenstoß gewannen wir unsere Gräben zurück und nahmen über 600 Russen gefangen. Der Ort Siemikowce selbst wurde nach erbitterten Nahkämpfen heute morgen zum größten Teil wieder erstürmt, wobei weitere 2000 Gefangene gemacht wurden.
Balkankriegsschauplatz:
Nördlich und nordöstlich von Cacak ist der Austritt aus dem Bergland südlich Grn. Milanovac in das Tal der westlichen (Golijska-) Morawa erzwungen. Cacak ist besetzt. Die Höhen südlich von Kragujevac sind genommen. Beiderseits der Morawa ist die allgemeine Linie Bagrdan-Despotovac überschritten.
Die Armee des Generals Bojadjieff hatte am 31. 10. die Bezdanhöhe westlich von Slatina an der Straße Knjazevac-Soko-Banja und die Höhen beiderseits der Turija östlich von Svrljig in Besitz genommen. Im Nivasatal nordwestlich von Bela Palanka wurde Vrandol überschritten.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Neuer vergeblicher Ansturm der Italiener bei Görz

Wien, 2. November.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die Kämpfe an der Strypafront dauerten auch gestern den ganzen Tag über an. Der Feind führte starke Kräfte zum Angriffe vor und brach in tiefgegliederten Sturmkolonnen bei Bieniawa in unsere Stellung ein. Unsere Reserven warfen ihn aber in raschem Gegenangriff wieder zurück, wobei er in erbitterten Ortskämpfen große Verluste erlitt und 2000 Gefangene in unserer Hand ließ. Im Gebiete des unteren Styr drängten wir die Russen weiter zurück. Ein unter großem Munitionsaufwand unternommener russischer Gegenangriff brach zusammen.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Gestern wurde im Görzischen wieder heftig gekämpft. Hierbei traten auf Seite der Italiener mehrere von der Tiroler und Kärntner Front herangebrachte Infanteriebrigaden auf. Unter Einsatz dieser Verstärkungen versucht der Feind, um jeden Preis bei Görz einzubrechen. Die gestrigen Angriffe richteten sich sowohl gegen den Görzer Brückenkopf selbst, als auch gegen die Räume von Plawa und beiderseits des Monte San Michele. Unter schwereren Verlusten denn je wurden die Italiener überall zurückgeschlagen. Auf der Podgorahöhe ist der Kampf um einzelne Grabenstücke noch im Gange.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
An der montenegrinischen Grenze gingen unsere Streitkräfte an zahlreichen Stellen zum Angriff über. Wir eroberten die Grenzhöhen Troglav und Orlovac südlich von Avtovac und die beherrschende Höhenstellung auf dem Vardar nordöstlich von Bileca. An der von uns erkämpften Linie südöstlich von Visegrad wiesen wir montenegrinische Gegenstöße ab. Die Armee des Generals der Infanterie v. Koeveß gewann den Raum nördlich von Pozega und überschritt die Linie Cacak - Kragnjevac. Die Armee des Generals v. Gallwitz steht auf den Höhen östlich von Kragujevac und nördlich von Jagodina im Kampf.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 2. November.
An der Dardanellenfront hielt gestern das örtliche Feuergefecht an. Ein Linienschiff nahm in der Umgegend von Kemikliliman und ein Torpedoboot bei Ari Burun erfolglos an dem feindlichen Feuer auf dem Lande teil. Unsere Artillerie beschädigte einen Schlepper von feindlichen Schaluppen, die westlich von Ari Burun infolge eines Sturmes gescheitert waren. Wir machten eine Mine unbrauchbar, die der Feind bei Sed ül Bahr auf dem linken Flügel legte.
Auf der Kaukasusfront schlugen wir in der Nacht vom 31. zum 1. verzweifelt unternommene Angriffe des Feindes an verschiedenen Stellen ab.

 

Der 1. Weltkrieg im November 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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