Die Einnahme von Kragujewatz
Die "Frankfurter Zeitung" schreibt:
Kragujewatz, die alte Hauptstadt der serbischen Könige und die zentrale Festung des nordserbischen Verteidigungssystems, ist in den Händen unserer deutschen Truppen. Die Festung ist der Kern der ganzen Befestigungslinie, die über das Bergmassiv des großen Moravaknies gezogen ist.
Die nahezu 1200 Meter hohen Rudnik-Berge sind ihr als natürliches Bollwerk nordwestlich vorgelagert, die Höhenstellungen von Gorna Milanovac, die gleichfalls erstürmt worden sind, decken die westliche Flanke, während im Norden der schwierige Abschnitt der Stremska-Poljana im Quellgebiet der Ratza von unseren Truppen überwunden werden mußte. Nachdem vorgestern diese Hindernisse zum größten Teil bezwungen waren, konnte der Fall der Festung, der die Einschließung drohte, nicht mehr lange ausbleiben. Die Serben mußten Kragujevatz räumen und diesen wichtigen Waffenplatz, der der Sitz großer Arsenale und Magazine ist, dem stärkeren Feind überlassen. Dem tapferen serbischen Heer bleibt gar nichts anders übrig, als zäh und standhaft fechtend langsam gen Südwesten abzuziehen, um so zu retten, was noch zu retten ist, denn der Druck der bulgarischen Armee an der Ostgrenze Serbiens ist seit dem Fall der Timok-Festungen mächtig angewachsen. Unsere Verbündeten gewinnen dort schnell an Raum. Der Zeitpunkt für die letzte entscheidende Schlacht - eine Schlacht, die nach menschlichem Ermessen kaum anders als mit dem Zusammenbruch des serbischen Heeres enden kann - scheint nun unmittelbar bevorzustehen, wenn die Serben ihren mehr passiven Widerstand überhaupt noch einmal in eine große aktive Schlachthandlung verwandeln können und wollen. Sie haben bisher getan, was sie konnten: sie haben mehr als drei Wochen lang Stand gehalten und ausgeharrt, aber sie warten vergebens, denn diese Zeit ist verstrichen, ohne daß etwas geschehen wäre, was den Serben eine ernsthafte Hoffnung auf Rettung durch ein Hilfsheer der Entente hätte bringen können.
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