Der Weltkrieg am 11. November 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Überschreitung der Morawa durch die Bulgaren

Großes Hauptquartier, 11. November.
Westlicher Kriegsschauplatz:
An verschiedenen Stellen der Front Artilleriekämpfe sowie lebhafte Minen- und Handgranatentätigkeit.
Ein englisches Flugzeug mußte nordwestlich von Bapaume landen; die Insassen sind gefangengenommen.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Bei Kemmern (westlich von Riga) wurden gestern drei Angriffe, die durch Feuer russischer Schiffe unterstützt wurden, abgeschlagen. In der Nacht sind unsere Truppen planmäßig und ungestört vom Feinde aus dem Waldgelände westlich und südwestlich von Schlok zurückgezogen worden, da es durch den Regen der letzten Tage in Sumpf verwandelt ist. Bei Bersemünde (südöstlich von Riga) kam ein feindlicher Angriff in unserem Feuer nicht zur Durchführung. Bei einem kurzen Gegenstoß nahmen wir über hundert Russen gefangen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Die Lage ist unverändert.
Heeresgruppe des Generals v. Linsingen:
Unterstützt von deutscher Artillerie, warfen österreichisch-ungarische Truppen die Russen aus Kosciuchnowka (nördlich der Eisenbahn Kowel - Sarny) und ihren südlich anschließenden Stellungen. 7 Offiziere, über 200 Mann, 8 Maschinengewehre wurden eingebracht. Südlich der Bahn scheiterten russische Angriffe.
Balkankriegsschauplatz:
Die Verfolgung der Serben im Gebirge südlich der westlichen Morawa hat gute Fortschritte gemacht. Über 400 Serben wurden gefangengenommen.
Die Armee des Generals Bojadjieff hat die Morawa an mehreren Stellen überschritten.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Schwere Verluste der Italiener vor Görz

Wien, 11. November.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Westlich von Czartorysk wiesen wir einen russischen Angriff ab. Westlich von Rafalowka warfen österreichisch-ungarische Truppen, vom Feuer deutscher Batterien begleitet, den Feind an den Styr zurück, wobei 7 Offiziere, 200 Mann und 8 Maschinengewehre in unserer Hand blieben.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Italiener nahmen ihre Anstrengungen, Görz zu gewinnen, von neuem auf. In der Pause nach der dritten Isonzoschlacht hatten sie Ersatzmannschaften eingereiht und weitere Truppen im Görzischen zusammengezogen. Gestern setzten sie nach mehrstündiger heftiger Artillerievorbereitung an der ganzen Front von Plawa bis zum Monte dei sei Busi mit starken Kräften zum allgemeinen Angriffe an. Wieder schlugen die tapferen Verteidiger alle Stürme teils durch Feuer, teils im Handgemenge unter schwersten Verlusten des Feindes ab, dessen Angriffslust in einem abendlichen Unwetter für diesen Tag vollends erlahmte.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Östlich von Trebinje schlugen wir einen starken montenegrinischen Angriff ab. Der Feind erlitt große Verluste. Die von Usice südwärts vordringenden österreichisch-ungarischen Truppen hatten gestern den halben Weg nach Novo Varos zurückgelegt. Nordöstlich von Ivanijica warfen wir den Feind aus mehreren Stellungen auf dem Cemernorücken. Die deutschen Divisionen des Generals v. Koeveß drängen die Serben im Gebiete der Stolovi Planina zurück. Östlich davon erkämpften sich k. u. k. Streitkräfte den Aufstieg auf die Krnja Jela und den Pogled. In Trstnik fielen 1000 Serben in unsere Hand. In Vrnjacka Banja südwestlich Trstnik haben die Serben ein Feldspital mit 1000 verwundeten Soldaten und Offizieren und einem Arzt zurückgelassen. Die Armee des Generals v. Gallwitz kämpft nordöstlich von Brus und an den Nordfüßen des Jastrebacgebirges.
Bulgarische Streitkräfte überschreiten bei Aleksinac die Morawa.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 11. November.
An der Dardanellenfront hält in den drei Abschnitten die gegenseitige Beschießung an. Bei Anaforta kam es in der Nacht vom 9. zum 10. November zu einem Zusammenstoß zwischen den gegnerischen Patrouillen. Die Unseren brachten den feindlichen Patrouillen Verluste bei und zwangen sie, in ihre Stellungen zu fliehen. Bei Ari Burun brachte unsere Artillerie die an der Mündung des Korkudere aufgestellte feindliche Artillerie zum Schweigen. Bei Sed ül Bahr vernichtete eine Mine, die der Feind auf dem linken Flügel springen ließ, durch Rückschlag einen Teil seiner eigenen Truppen und Schützengräben. Unsere Artillerie verjagte zwei feindliche Monitoren, die das Feuer gegen die Küste von Saros eröffnet hatten.
An der Kaukasusfront nichts Wichtiges außer Patrouillenkämpfen.

 

Der 1. Weltkrieg im November 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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