Der Weltkrieg am 12. November 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

Karte zum 1. Weltkrieg: Serbien

 Der deutsche Heeresbericht:

Die Verfolgung der Serben

Großes Hauptquartier, 12. November.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Zwei englische Doppeldecker wurden im Luftkampf heruntergeschossen, ein dritter mußte hinter unserer Front notlanden.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppen der Generalfeldmarschälle v. Hindenburg und Prinz Leopold von Bayern:
Keine wesentlichen Ereignisse.
Heeresgruppe des Generals v. Linsingen:
Die deutschen Truppen, die gestern am frühen Morgen südlich der Eisenbahn Kowel Sarny einen russischen Angriff abschlugen, nahmen dabei 4 Offiziere und 230 Mann gefangen.
Balkankriegsschauplatz:
Die Verfolgung wurde fortgesetzt. Südlich der Linie Kraljevo - Trstnik ist der erste Gebirgskamm überschritten. Im Rasinatal südwestlich von Krusevac drangen unsere Truppen bis Dupoi vor. Weiter östlich ist Ribare und das dicht dabei liegende Ribarska-Banja erreicht.
Gestern wurden über 1700 Gefangene gemacht und 11 Geschütze erbeutet.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Eine belgische Kriegskontribution

Brüssel, 12. November.
Der Generalgouverneur hat folgenden Befehl erlassen:
In Gemäßheit des Artikels 49 des Haager Abkommens, betreffend die Ordnung der Gesetze und Gebräuche des Landkrieges, wird hierdurch der belgischen Bevölkerung bis auf weiteres als Beitrag zu den Kosten der Bedürfnisse des Heeres und der Verwaltung des besetzten Gebietes eine Kriegskontribution in Höhe von monatlich 40 Millionen Francs auferlegt. Der deutschen Verwaltung bleibt das Recht vorbehalten, die Auszahlung der monatlichen Raten ganz oder teilweise in deutschem Gelde zum Umrechnungskurse von 80 Mark für 100 Francs einzufordern. Die Verpflichtung zur Zahlung liegt den neun Provinzen Belgiens ob, die für die geschuldeten Beträge als Gesamtschuldner haften. Die Zahlung der ersten Rate hat spätestens bis zum 10. November 1915, die der folgenden jeweils bis zum 10. eines jeden Monats an die Feldkriegskasse des Kaiserlichen Generalgouvernements in Brüssel zu erfolgen. Werden zur Beschaffung von Zahlungsmitteln seitens der Provinzen Schuldurkunden ausgestellt, so bestimmt deren Form und Inhalt der Kaiserliche Generalkommissar für die Banken in Belgien.

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Morawa von den Bulgaren an der ganzen Front überschritten

Wien, 12. November.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
In den Kämpfen nordwestlich Czartorysk wurden gestern 4 Offiziere und 230 Mann gefangengenommen. Bei Sapanow haben wir mehrere Nachtangriffe abgewiesen. Hinter unserer Putilowkafront wurde ein Offizier des russischen Infanterieregiments Nr. 407 festgenommen, der sich in österreichisch-ungarischer Uniform durch unsere Linien geschlichen hatte, um Kundschafterdienste zu versehen. Offiziersabteilungen haben festgestellt, daß die am Kormin südlich Garajmowka stehenden feindlichen Truppen unsere Verwundeten niedergemacht haben; hier wurden auch russische Horchposten in österreichisch-ungarischer Uniform angetroffen.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Nach einer verhältnismäßig ruhigen Nacht wiederholte sich gestern vormittag das heftige italienische Artilleriefeuer an der ganzen Kampffront des vorgestrigen Tages. Hierauf griff feindliche Infanterie abermals den Brückenkopf von Görz und die Hochfläche von Doberdo unaufhörlich an; wieder brachen alle Stürme unter furchtbaren Verlusten der Angreifer zusammen; wieder haben unsere Truppen alle ihre Stellungen fest in Händen. Vorstöße des Gegners bei Zagora und im Vrsicgebiet teilten das Schicksal des Hauptangriffes.
An der Dolomitenfront griffen die Italiener auch in den letzten Tagen unsere Stellungen auf der Spitze und an den Hängen des Col di Lana mehrmals vergebens an. Die amtlichen Presseberichte der italienischen Heeresleitung über die Ereignisse in diesem Raume sind vollkommen falsch und können wohl nur auf ganz unrichtigen Meldungen beruhen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Auf der ganzen Front sind die Verfolgungskämpfe im Gange. Im Ibartal haben deutsche Truppen Bogutovac und die beiderseitigen Höhen erstürmt. Die Armee von Gallwitz nähert sich den Höhenkämmen des Jastrebacgebirges. Die neuerliche Beute beträgt hier 1400 Mann, 11 Geschütze, 16 Munitionswagen und einen Brückentrain.
Die bulgarische Armee hat an ihrer ganzen Front den Morawaübergang erzwungen.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Englisches U-Boot in den Dardanellen vernichtet

Konstantinopel, 12. November.
Dank den neuen von unserer Flotte ergriffenen Schutzmaßnahmen ist das englische Unterseeboot "E 20" am 5. November in den Dardanellen zum Sinken gebracht worden. 3 Offiziere und 6 Matrosen der Besatzung sind gefangengenommen worden. Das erwähnte Unterseeboot, eines der modernsten der englischen Marine, hatte sich vor zwei Monaten in den Dardanellen gezeigt. Es ist 61 Meter lang, verdrängt 800 Tonnen und hat an der Oberfläche des Wassers eine Geschwindigkeit von 19 Meilen und unter Wasser eine solche von 14 Meilen. Es hat 8 Torpedoschußrohre, 2 Schnellfeuerkanonen und hatte eine Besatzung von 30 Mann.
Jedesmal, wenn die Monitoren das Ufer des Golfs von Saros zu beschießen versuchten, brachte sie unsere Artillerie zum Schweigen und zwang sie, sich zu entfernen. Bei Anaforta und Kemikliliman zwang unsere Artillerie die feindlichen Schiffe, die sich dort befanden, sich zu entfernen. Das am 10. November in der genannten Bucht gestrandete Torpedoboot ist vollständig gesunken. Bei Sed ül Bahr fügte unsere Artillerie den feindlichen Truppen, die damit beschäftigt waren, Drahtverhaue vor dem linken Flügel zu errichten, ziemlich starke Verluste zu. Ein Kreuzer und zwei Monitoren des Feindes nahmen bei Anaforta und Sed ül Bahr, ohne eine Wirkung zu erzielen, an dem Feuer der Landtruppen teil.

 

Der 1. Weltkrieg im November 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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