Der Weltkrieg am 28. November 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Abschluß der großen Operationen gegen Serbien

Die Hälfte der serbischen Wehrmacht gefangen - Flucht der Reste nach Albanien

Großes Hauptquartier, 28. November.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Nach erfolgreicher Sprengung in Gegend von Neuville (zwischen Arras und Lens) besetzten unsere Truppen den Sprengtrichter und machten einige Gefangene.
An verschiedenen Stellen der Front fanden Handgranaten- und Wurfminenkämpfe statt. In der Champagne und in den Argonnen zeigte die feindliche Artillerie lebhafte Tätigkeit.
Östlicher Kriegsschauplatz.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Ein feindliches Flugzeug wurde bei Buschhof (südwestlich von Jakobstadt) durch Maschinengewehrfeuer heruntergeschossen. Es stürzte zwischen den beiderseitigen Stellungen ab und wurde in der Nacht von unseren Patrouillen geborgen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Nordöstlich von Baranowitschi wurde ein russischer Vorstoß abgewiesen.
Heeresgruppe des Generals v. Linsingen:
Nichts Neues.
Balkankriegsschauplatz:
Die Verfolgung wird fortgesetzt.
Südwestlich von Mitrovica wurde Rudnik besetzt.
Über 2700 Gefangene fielen in die Hand der verbündeten Truppen. Zahlreiches Kriegsgerät wurde erbeutet.

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Mit der Flucht der kärglichen Reste des serbischen Heeres in die albanischen Gebirge sind die großen Operationen gegen dasselbe abgeschlossen. Ihr nächster Zweck, die Öffnung freier Verbindung mit Bulgarien und dem Türkischen Reich, ist erreicht.
Die Bewegungen der unter der Oberleitung des Generalfeldmarschalls v. Mackensen stehenden Heeresteile wurden begonnen von der österreichisch-ungarischen Armee des Generals v. Koeveß, die durch deutsche Truppen verstärkt war, gegen die Drina und Save und von der Armee des Generals v. Gallwitz gegen die Donau bei Semendria und Ram-Bazias am 6. Oktober, von der bulgarischen Armee des Generals Bojadjieff gegen die Linie Negotin-Pirot am 14. Oktober. An diesem Tage setzten auch die Operationen der zweiten bulgarischen Armee unter General Todorow in Richtung auf Skoplje - Veles ein. Seitdem haben die verbündeten Truppen nicht nur das gewaltige Unternehmen eines Donauüberganges angesichts des Feindes, das überdies durch das unzeitige Auftreten des gefürchteten Kossowasturmes behindert wurde, schnell und glatt durchgeführt und die feindlichen Grenzfestungen Belgrad, bei dessen Einnahme sich neben dem brandenburgischen Reservekorps das österreichisch-ungarische 8. Armeekorps besonders auszeichnete, Zajecar, Knjazevac, Pirot, die in die Hände unserer tapferen bulgarischen Verbündeten fielen, bald überwunden, sondern auch den durch das Gelände unterstützten zähen Widerstand des kriegsgewohnten und sich brav schlagenden Gegners völlig gebrochen. Weder unergründliche Wege, noch unwegsame, tief verschneite Gebirge, weder Mangel an Nachschub nach an Unterkunft haben ihr Vordringen irgendwie zu hemmen vermocht. Mehr als 100000 Mann, das heißt fast die Hälfte der ganzen serbischen Wehrmacht, sind gefangen, ihre Verluste im Kampf und durch Verlassen der Fahnen nicht zu schätzen, Geschütze, darunter schwere, und vorläufig unübersehbares Kriegsmaterial allerart wurden erbeutet. Die deutschen Verluste dürfen recht mäßig genannt werden, an Krankheiten haben unsere Truppen überhaupt nicht zu leiden gehabt.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Fruchtlose italienische Angriffe an der ganzen Isonzofront

Wien, 28. November.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Keine besonderen Ereignisse.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Italiener setzten ihre Angriffstätigkeit auf der ganzen Front fort. Ihre nach wie vor vergeblichen Anstrengungen des gestrigen Tages kosteten sie besonders große Blutopfer. Am schwersten war der Kampf am Görzer Brückenkopf, wo der Gegner durch unausgesetzte Angriffe mit immer wieder frischen, starken Kräften, namentlich bei Oslavija, längs der Straße durchzubrechen versuchte. Kurze Zeit war die Kuppe nordöstlich des Ortes in Feindeshand; nach heftigem Feuer unserer Artillerie gewannen unsere Truppen alle ursprünglichen Gräben stürmend zurück. Auch im Südteil der Podgorastellung drangen die Italiener ein, wurden wieder hinaus geworfen und durch wirksamstes Feuer verfolgt. Das Gelände vor dem Brückenkopf ist mit Feindesleichen bedeckt. Bei Oslavija allein liegen über 1000. Am Rande der Hochfläche von Doberdo beschränkten sich die Italiener auf einen Vorstoß südwestlich San Marino, der abgewiesen wurde. Ebenso fruchtlos waren alle Angriffe im nördlichen Isonzoabschnitte, so bei Zagora, Plawa, gegen mehrere Stellen des Tolmeiner Brückenkopfes, den Mrzli Vrh, wo 400 Tote vor unserer Front liegen, und auf die Vrsicstellung. Die Lage ist somit unverändert, die Isonzofront fest in der Hand unserer Truppen. An der Tiroler Grenze wurde ein Angriff auf unsere Stellungen am Westhange des Monte Piano und bei der Schluderbacher Grenzbrücke blutig abgeschlagen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die an der Nordgrenze von Montenegro kämpfenden k. u. k. Truppen haben gestern den Feind über den Metalkasattel zurückgeworfen. Auch das Grenzgebiet von Celebic wurde gesäubert. Eine von Mitrovica vordringende österreichisch-ungarische Kolonne gewann an der nach Ipek führenden Straße die montenegrinische Grenze. Es wurden in diesem Raume abermals l300 gefangene Serben eingebracht. Die Bulgaren besetzten den Goles Brdo südwestlich von Pristina und die Höhen westlich von Ferizovic.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der Vierverband stellt weitere Forderungen an Griechenland

Athen, 28. November.
Das Pressebureau teilt mit:
Die Vertreter der Mächte des Vierverbandes begaben sich gestern zum Minister des Äußern und unterbreiteten ihm in freundschaftlichem Geiste gewisse Forderungen, wobei sie zugleich den Wunsch zum Ausdruck brachten, daß diese angenommen würden. Die Forderungen beziehen sich auf Erleichterungen für die Truppen der Alliierten in Saloniki. Der Minister des Äußern nahm die Forderungen der vier Mächte zur Kenntnis und behielt sich vor, zu gelegener Zeit darauf zu antworten.

Athen, 28. November. (Meldung der "Agence Havas".)
Wie aus guter Quelle verlautet, hatte der gestrige Schritt der Vertreter des Vierverbandes die genaue Umschreibung der Erleichterungen zum Ziel, die gefordert werden, um den Truppen der Alliierten Bewegungsfreiheit in Mazedonien zu sichern, und von denen in der ersten Note nur in allgemeinen Wendungen die Rede ist. Man versteht dies so, daß die Bewegungsfreiheit für die Alliierten die freie Benutzung der zum Transport und zur Verpflegung erforderlichen Verkehrswege einschließt. Die Schiffe der Alliierten sollen einen gewissen Spielraum erhalten. Den Blättern zufolge ist es wahrscheinlich, daß die griechische Regierung vor der Beantwortung dieser Note sich mit dem griechischen Generalstab beraten wird.

 

Der 1. Weltkrieg im November 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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