Der Weltkrieg am 8. Dezember 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Französische Stellung bei Souain erobert

Großes Hauptquartier, 8. Dezember.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Versuche des Feindes, uns den Erfolg östlich von Aubérive streitig zu machen, scheiterten. Außer den Gefangenen sind dort 3 Maschinengewehre in unsere Hand gefallen.
Nordöstlich von Souain wurde den Franzosen die Stellung auf der Höhe 193 in einer Ausdehnung von etwa 500 Meter entrissen. Vier Gegenangriffe wurden abgeschlagen. Ein Offizier, 120 Mann sind gefangengenommen, 2 Maschinengewehre erbeutet.
Östlicher Kriegsschauplatz:
An der Front der Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg wurden vereinzelte Vorstöße schwächerer russischer Abteilungen zurückgeschlagen.
Balkankriegsschauplatz:
Bei Ipek wurden 80 Geschütze und viel Kriegsgerät erbeutet. Gestern sind über 2000 Gefangene gemacht worden.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Die Mordtat des "Baralong"

(Denkschrift der deutschen Regierung.)

Berlin, 8. Dezember.
Die "Norddeutsche Allgemeine Zeitung" teilt mit:
In der bekannten "Baralong"-Sache sind vor kurzem die in Amerika aufgenommenen Verhandlungen eingetroffen. Darauf ist eine Denkschrift vom 28. November 1915 nebst den zugehörigen Verhandlungen der hiesigen amerikanischen Botschaft zur Mitteilung an die britische Regierung übersendet worden.
Die Denkschrift schließt wie folgt: Auf Grund des vorstehenden Materials kann es keinem Zweifel unterliegen, daß der Kommandant des britischen Hilfskreuzers "Baralong", Mc Bride, der ihm unterstellten Mannschaft den Befehl gegeben hat, hilf- und wehrlose deutsche Seeleute nicht zu Gefangenen zu machen, sondern sie feige zu ermorden, sowie daß seine Mannschaft den Befehl befolgt und sich dadurch des Mordes mitschuldig gemacht hat. Die deutsche Regierung teilt diese furchtbare Tat der britischen Regierung mit und nimmt bestimmt an, daß diese, nachdem sie von dem Sachverhalt und den anliegenden Verhandlungen Kenntnis genommen hat, unverzüglich den Kommandanten und die beteiligte Mannschaft des Hilfskreuzers "Baralong" wegen Mordes zur Verantwortung ziehen und nach den Kriegsgesetzen bestrafen wird. Sie erwartet in kürzester Frist eine Äußerung der britischen Regierung, daß diese das Verfahren zur Sühnung des empörenden Vorfalls eingeleitet hat, demnächst erwartet sie eine eingehende Äußerung über das Ergebnis des nach Möglichkeit zu beschleunigenden Verfahrens, um sich selbst davon überzeugen zu können, daß die Tat durch eine ihrer Schwere entsprechende Strafe geahndet worden ist. Sollte sie sich in ihrer Erwartung täuschen, so würde sie sich zu schwerwiegenden Entschließungen wegen Vergeltung des ungesühnten Verbrechens genötigt sehen.

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Neue vergebliche Angriffe der Italiener am Isonzo

Wien, 8. Dezember.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Nordöstlich von Czartorysk vertrieb österreichische Landwehr stärkere russische Erkundungsabteilungen.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Geschützkämpfe an der Isonzofront waren gestern heftiger als in den letzten Tagen. Nachmittags schritt der Feind zum Angriffe auf den Nordteil der Hochflache von Doberdo. Gegen den Monte San Michele brach die italienische Infanterie in dichten Massen vor. Am nördlichen Hange des Berges gelang es ihr, in einen Teil unserer Front einzudringen. Unsere Truppen gewannen durch Gegenangriff in erbittertem Handgemenge ihre Gräben wieder vollständig zurück; im übrigen wurde der feindliche Ansturm durch Feuer unter schweren Verlusten der Italiener zurückgeschlagen.
Auch im Abschnitte von San Martino scheiterten mehrere Vorstöße des Gegners. Abends wurde Sistiana von mehreren italienischen Torpedofahrzeugen beschossen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unsere Angriffe gegen die montenegrinischen Stellungen nördlich von Berane haben Erfolg. Wir erstürmten an mehreren Punkten die feindlichen Linien. Ipek ist vom Gegner gesäubert. Unsere Truppen erbeuteten 80 Geschütze, 160 Munitionswagen, 40 Automobile, 12 fahrbare Feldbacköfen, einige tausend Gewehre und viel anderes Kriegsgerät. Die Zahl der gestern von der Armee des Generals v. Köveß eingebrachten Gefangenen übersteigt abermals 2000 Mann; unter ihnen befinden sich 300 Montenegriner. Die Arnauten nehmen überall an den Kämpfen gegen die Reste der serbischen Armee teil.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Ein italienischer Kreuzer von einem k. u. k. U-Boot versenkt

Wien, 8. Dezember.
Amtlich wird verlautbart:
Eines unserer Unterseeboote hat am 5. d. M. um 10 Uhr vormittags vor Valona einen italienischen kleinen Kreuzer mit zwei Schloten versenkt.

Flottenkommando. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Kämpfe bei Kut el Amara

Konstantinopel, 8. Dezember.
An der Irakfront verhindern unsere Truppen den Feind durch kräftige Angriffe, sich in seinen
befestigten Stellungen bei Kut el Amara vollständig einzurichten.
Am 6. Dezember näherten unsere Truppen sich mittels eines sechs Stunden dauerndem heftigen Angriffs erfolgreich der Hauptstellung des Feindes; in diesem Kampfe nahmen wir ein Maschinengewehr und schossen ein feindliches Transportschiff durch unsere Geschütze in Brand. Wir haben festgestellt, daß der Feind infolge seiner Niederlage bei Selmanpak eine Menge Kriegsgerät vergraben und Geschütze, Gewehre und Munition in den Tigris geworfen hat.
An der Dardanellenfront beschoß uns der Feind bei Anaforta unter Mitwirkung seiner Schiffe mit Unterbrechungen aus verschiedenen Richtungen. Unsere Artillerie erwiderte und nahm die Lager, Schützengräben und Transporte nebst Bedienungen beim Feinde unter ein wirksames Feuer. Bei Ari Burun ziemlich heftiger Kampf mit Bombenwerfen und Geschützen. Unsere Artillerie erwiderte kräftig und brachte einen Teil der feindlichen Batterien zum Schweigen, verjagte einen feindlichen Kreuzer, welcher sich Ari Burun zu nähern versuchte und zerstörte feindliche Schützengraben und einen Teil einer Bombenwerferstellung. Bei Sed ül Bahr ziemlich heftiges feindliches Feuer mit Geschützen, Bombenwerfern und Lufttorpedos; unsere Artillerie erwiderte und brachte dies Feuer zum Schweigen.
An der Irakfront bedrängen unsere Truppen heftig den Feind, der Kut el Amara verteidigt. Einige feindliche Kolonnen, die zu fliehen versuchten, erlitten starke Verluste. Wir erbeuteten 300 beladene Kamele. Unsere vorgeschobenen Kolonnen, die von unseren Flanken aus bis Schaik Saad vordrangen, belästigen den Rückzug des Feindes.
An der Dardanellenfront bei Anaforta nahm unsere Artillerie einige versammelte Kräfte des Feindes, seine Batterien und seine Transportschiffe in der Suvlabucht unter wirksames Feuer, fügte ihm Verluste zu und zwang seine Transportschiffe, sich zurückzuziehen. Bei Ari Burun zerstörte unsere Artillerie einen Teil der gedeckten Unterkunftslager der feindlichen Reserven. Am 7. Dezember zerstörten die von uns gesprengten Minen am rechten Flügel zwei feindliche Minen. Bei Sed ül Bahr zwang am 7. Dezember unsere Artillerie einen feindlichen Monitor und zwei feindliche Kreuzer, welche Palanutlik beschossen, sich zurückzuziehen, sowie einen feindlichen Kreuzer und einen Monitor, welche Kabal Tepe beschossen.
An der Kaukasusfront Erkundungsgefechte.

 

Der 1. Weltkrieg im Dezember 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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