Der Weltkrieg am 17. Dezember 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Bjelopolje im Sturm genommen

Großes Hauptquartier, 17. Dezember.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Südöstlich von Armentières stieß gestern vor Hellwerden eine kleine englische Abteilung überraschend bis in einen unserer Gräben vor und zog sich in unserem Feuer wieder zurück. Weiter südlich wurde ein gleicher Versuch durch unser Feuer verhindert.
Sonst blieb die Gefechtstätigkeit bei vielfach unsichtigen. Wetter auf schwächere Artillerie-, Handgranaten- und Minenkämpfe an einzelnen Stellen beschränkt.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Russische Angriffe zwischen Narosz- und Miadziolsee brachen nachts und am frühen Morgen unter erheblichen Verlusten für den Feind vor unserer Stellung zusammen. l20 Mann blieben gefangen in unserer Hand.
Balkankriegsschauplatz:
Bjelopolje ist im Sturm genommen. Über 700 Gefangene sind eingebracht.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Abschluß der vierten Isonzoschlacht

70 000 Mann italienische Verluste - Alle Stellungen fest in den Händen der k. u. k. Truppen

Wien, 17. Dezember.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Unverändert Ruhe.
Italienischer Kriegsschauplatz:
An der küstenländischen Front haben die Italiener ihre großen Angriffe, die nach verhältnismäßig kurzer Pause am 11. November von neuem einsetzten, bis Ende des Monats andauerten und noch in der ersten Dezemberwoche an einzelnen Stellen hartnäckig fortgeführt wurden, bisher nicht wieder aufgenommen. Diese Kämpfe können daher als vierte Isonzoschlacht zusammengefaßt werden.
Mehr noch als in den früheren Schlachten galten diesmal die Anstrengungen des Feindes der Eroberung von Görz. Demgemäß waren schließlich gegen den Brückenkopf allein etwa sieben italienische Infanteriedivisionen angesetzt. Die Stürme dieser starken Kräfte scheiterten jedoch ebenso wie alle Massenangriffe in den Nachbarabschnitten an der bewährten Standhaftigkeit unserer Truppen, die den Brückenkopf von Görz, die Hochfläche von Doberdo und überhaupt alle Stellungen fest in Händen behielten. Durch die Zerstörung der Stadt wurde die Bevölkerung schwer getroffen, auf die militärische Lage hatte diese Äußerung ohnmächtiger Feindeswut keinerlei Einfluß. In dem vierten Waffengang im Küstenland verlor das italienische Heer nach sicheren Feststellungen 70000 Mann an Toten und Verwundeten.
Gestern wurde an der Isonzofront ein Angriffsversuch gegen den Nordhang des Monte San Michele, an der Tiroler Front ein Angriff eines Alpinibataillons auf den Col di Lana abgewiesen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Südöstlich von Celebic vertrieben wir die Montenegriner aus dem letzten Stück bosnischen Bodens, das sie noch besetzt gehalten hatten. Unsere Truppen erreichten auch in diesem Raum die Taraschlucht. Bijelopolje ist seit gestern nachmittag in unserem Besitz. Die k. und k. Streitkräfte nahmen die Stadt in umfassendem Angriff nach heftigen Kämpfen und brachten bis zum Abend 700 Gefangene ein. Die Verfolgung des westlich von Ipek weichenden Gegners ist im Gange. Die Montenegriner zünden auf ihrem Rückzug überall die von Moslims bewohnten Ortschaften an.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im Dezember 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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