Der türkische Heeresbericht:
Russische
Angriffe im Kaukasus
Konstantinopel,
15. Januar. In der Nacht zum 10. Januar begann der Feind zunächst
mit geringen Kräften Angriffe und Überfälle gegen die linke Flanke
unseres Zentrums. Diese Versuche wurden abgeschlagen. Der Feind
ging vom 11. und 12. Januar ab mit neuen Verstärkungen zu einer
allgemeinen Offensive auf einer Front von 150 Kilometern zwischen
dem Karadaghberg südlich vom Arasfluß und Ichhan südlich von Milo
vor. Die Kämpfe, die sich dort seit nahezu fünf Tagen in heftiger
Weise entwickeln, nehmen einen für uns günstigen Verlauf dank der
unvergleichlichen Tapferkeit unserer Soldaten, die in fast allen
Abschnitten zum Gegenangriff übergehen. Nach dem zuletzt eingetroffenen
Bericht läßt sich der Verlauf der in jedem Abschnitt gelieferten
Kämpfe wie folgt zusammenfassen: Erstens: Die am 9., 10. und 11.
Januar wiederholt von den Russen mit geringen Kräften in dem Abschnitt
der Gegenden von Ichhan bis zum Lauf des Id unternommenen Angriffe
wurden von unseren Truppen mit dem Bajonett abgewiesen. Sie töteten
Hunderte von Feinden. Zweitens: In der Nacht zum 12. Januar griff
der Feind mit starken Kräften die vorgeschobenen Stellungen in dem
Abschnitt zwischen dem Arasfluß und dem südlich davon gelegenen
Berge Karadagh an. Unsere Truppen, die sich hier vierfach überlegenen
Kräften gegenüber befanden, begegneten den feindlichen Stürmen nicht
nur mit Festigkeit, sondern gingen an einzelnen Punkten zum Gegenangriff
über und fügten dem Feinde schwere Verluste zu. Am 13. Januar vormittags
wurde ein vom Feinde unternommener heftiger Angriff nach einem erbitterten
Kampfe zwischen der beiderseitigen Infanterie und der beiderseitigen
Artillerie von uns mit kräftigem Feuer empfangen. Er scheiterte
vollkommen. Am Nachmittag griff der Feind von neuem alle unsere
in diesem Abschnitt gelegenen vorgeschobenen Stellungen an. Die
Russen, die in einige unserer Schützengräben hatten eindringen können,
wurden mit dem Bajonett abgewiesen. Drittens: In der Nacht des
11. Januar griff der Feind unsere Stellungen in dem Abschnitt zwischen
dem Nordlauf des Aras bis zum Narmanpaß an. Ein Teil der vorgeschobenen
Stellungen befindet sich auf den östlich von Azab gelegenen Hängen,
die der Feind besetzt hatte. Er wurde im Anschluß an unsere Gegenangriffe
wiedererobert. Wir fügten dem Feinde bei dieser Gelegenheit ziemlich
schwere Verluste zu und erbeuteten eine große Menge von Waffen und
zwei Maschinengewehre. Eine unserer Abteilungen, die von überlegenen
feindlichen Streitkräften nördlich Kizlar Kale umzingelt wurde,
schlug sich tapfer durch die feindliche Linie durch und zog sich
in ihre alten Stellungen zurück, indem sie den Russen gleichzeitig
ziemlich schwere Verluste zufügte. Am 13. Januar nachmittags mußte
der Feind nach einem von uns gegen ihn gerichteten Angriff östlich
Azab einen Teil seiner Stellungen aufgeben. Ein anderer Angriff,
den wir nordöstlich von dieser Gegend und östlich von Kizlar Kale
ausführten, konnte infolge eines Schneesturms nicht weitergeführt
werden. Viertens: In der Nacht des 12. Januar beiderseitiges Gewehrfeuer
und Bombenwerfen in dem Abschnitt zwischen Narmanpaß und Ichhan.
Ein Überfall des Feindes am 12. Januar vormittags bei Arab Gadeg
wurde abgeschlagen. Die Russen verloren über hundert Tote. Am 13.
Januar führten zwei russische Angriffe bei Karadagh südlich Kegig
zu einer vollkommenen Niederlage des Feindes. Im Verlaufe des letzten
Kampfes warfen sich unsere Offiziere, mit dem Revolver in der Faust,
und unsere Grenadiere mit Hochrufen auf den Sultan unter den Klängen
der Nationalhymne auf die feindlichen Truppen und zwangen sie zu
einer regellosen Flucht. Die in diesem Abschnitt gemachten Gefangenen
erklären, daß in den viertägigen Kämpfen jedes ihrer Regimenter
zum mindesten achthundert Mann Tote gehabt habe.
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