Der Weltkrieg am 19. Januar 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Feindlicher Luftangriff gegen Metz

Großes Hauptquartier, 19. Januar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
An der Yserfront stieß eine kleine deutsche Abteilung in den feindlichen Graben vor und erbeutete ein Maschinengewehr.
Lebhafte beiderseitige Sprengtätigkeit auf der Front westlich von Lille bis südlich der Somme.
Nachts warfen feindliche Flieger Bomben auf Metz. Bisher ist nur Sachschaden gemeldet.
Ein feindliches Flugzeug stürzte gegen Morgen südwestlich von Thiaucourt ab; von seinen Insassen ist einer tot.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Deutsche Flugzeuggeschwader griffen feindliche Magazinorte und den Flughafen von Tarnopol an.
Balkankriegsschauplatz:
Die Lage ist unverändert.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der Deutsche Kaiser in Belgrad

Belgrad, 19. Januar.
Von der hochragenden Felsenkanzel der Belgrader Zitadelle hat der Deutsche Kaiser heute das Kampfgelände der Donau und Save in Augenschein genommen. Gegen 9 Uhr läuft der Hofzug von Nisch herein. Eine österreichisch-ungarische Ehrenkompagnie steht vor dem Bahnhofsgebäude und salutiert unter Fanfarenklängen. Geschütze senden von den donnergewöhnten Höhen den Ehrengruß. Der Kaiser fährt zunächst zu der Belgrader Eisenbahnbrücke. Die Fahrt geht sodann unter Führung des österreichischen Gouverneurs und des Festungskommandanten am Konak vorbei zum Kalimegdan. Seitdem Barbarossa auf der Fahrt ins heilte Land mit 100000 Rittern hier Parade gehalten, hat kein deutscher Kaiser mehr auf der Belgrader Zitadelle gestanden. Eine schlichte militärische Besichtigung bedeutet der Besuch, ein fachlicher Vortrag steht in seinem Mittelpunkt, aber für den Teilnehmer wird die Szene auf dem Kalimegdan zu einem Erlebnis von innerer Größe, zu einer Feier von weltgeschichtlichem Rahmen. Neben uns auf der in das Abendland keck vorgeschobenen Klippe balkanischen Vulkangebirges steht ein zerschossenes und zerfetztes Haus, das serbische Generalstabsgebäude. Es hat sich hier oben auf der Zitadelle weithin sichtbar seinem habsburgischen Nachbar dargeboten und ist tödlich getroffen worden. Serbien hat die mühsam errungene Selbständigkeit leichtfertig verspielt. Heute hält der Deutsche Kaiser hier oben Augenschein über die sieghaften Taten seiner Führer und Soldaten.
Von Belgrad fuhr der Kaiser zu Truppen eines Korps, dem die schwere Aufgabe des Saveüberganges zugefallen war. In einem offenen Viereck standen die Regimenter blitzblank und ausgeruht, als kämen sie aus der Rekrutenstube. In eindrucksvollen Worten sprach ihnen der Kaiser seine Anerkennung, seinen Dank und seinen Glückwunsch für ihre hervorragenden Leistungen aus. Er überreichte selbst die eisernen Kreuze an die Auserwählten und hatte für jeden ein Wort persönlicher Anteilnahme.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Beginn einer neuen Schlacht bei Czernowitz

Wien, 19. Januar.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Der gestrige Tag verlief ruhig. Heute in den frühesten Morgenstunden entbrannte an der Grenze östlich von Czernowitz bei Toporoutz und Bojan eine neue Schlacht. Der Feind setzte abermals zahlreiche Kolonnen an und führte an einzelnen Stellen vier Angriffe nacheinander. Er wurde jedoch überall von den tapferen Verteidigern zurückgeworfen.
Sonst keine besonderen Ereignisse.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Angriffe schwächerer feindlicher Abteilungen bei Lusern und nördlich des Tolmeiner Brückenkopfes wurden abgewiesen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Bei der Besetzung von Virpazar haben unsere Truppen - wie nachträglich gemeldet wird - 20 Stahlkanonen erbeutet.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

  

Der 1. Weltkrieg im Januar 1916

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

© 2005 stahlgewitter.com