Der Weltkrieg am 20. Januar 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Schwere Verluste der Engländer bei Frelinghien

Großes Hauptquartier, 20. Januar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Unsere Stellungen nördlich von Frelinghien wurden gestern abend von den Engländern unter Benutzung von Rauchbomben in einer Breite von einigen 100 Metern angegriffen; der Feind wurde zurückgeschlagen, er hatte starke Verluste.
Feindliche Artillerie beschoß planmäßig die Kirche von Lens.
Ein englischer Kampfdoppeldecker mit zwei Maschinengewehren wurde bei Tourcoing von einem deutschen Flugzeug aus einem feindlichen Geschwader heruntergeholt.
An der Yser zwang das Feuer unserer Ballonabwehrgeschütze ein feindliches Flugzeug zur Landung in der feindlichen Linie. Das Flugzeug wurde sodann durch unser Artilleriefeuer zerstört.
Die militärischen Anlagen in Nancy wurden gestern nacht von uns mit Bomben belegt.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Artilleriekämpfe und Vorpostengeplänkel an mehreren Stellen der Front.
Balkankriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Angeblicher Abbruch der Friedensverhandlungen durch Montenegro

Bern, 20. Januar.
Ein aus Mailand übermitteltes Communique der Agenzia Stefani besagt:
Der montenegrinische Generalkonsul in Rom hat heute früh im Auftrage des gestern abend in Brindisi angekommenen Ministerpräsidenten Wukotitsch mitgeteilt, daß König Nikita und dessen Regierung alle Bedingungen Österreich-Ungarns abgelehnt hätten und daß der Kampf bereits auf der ganzen Front wieder begonnen hat. Der König und seine Söhne weilen inmitten der Truppen, um den letzten Verteidigungskampf zu leiten.
Aus Brindisi wird gemeldet:
Die Königin von Montenegro, die montenegrinischen Prinzessinnen und der montenegrinische Ministerpräsident sind hier eingetroffen, um sich nach Rom zu begeben. König Nikita bleibt in Skutari, um dort den Verteidigungskampf zu leiten.
Hierzu wird uns mitgeteilt, daß an amtlicher Stelle über die oben gemeldeten Vorgänge nichts bekannt ist.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Eine neue Heldentat an der beßarabischen Grenze

Wien, 20. Januar.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die neue Schlacht an der beßarabischen Grenze hat an Heftigkeit zugenommen. Außer den schon gestern gemeldeten Angriffen, die alle in die frühen Morgenstunden fielen, hatten unsere braven Truppen, ihnen voran die Budapester Honveddivision, bis in den Nachmittag hinein fast stündlich an verschiedenen Stellen zwischen Toporoutz und Bojan zähe Anstürme überlegener Kräfte abzuschlagen. Der Feind drang im Verlaufe der Kämpfe einige Male in unsere Schützengräben ein, wurde aber immer wieder im Handgemenge - einmal durch einen schneidigen Gegenangriff der Honvedregimenter Nr. 6 und Nr. 30 - unter schweren Verlusten zurückgeschlagen. Das Vorgelände unserer Verschanzungen ist mit russischen Leichen übersät, im Gefechtsraume einzelner Bataillone wurden 800 bis 1000 gefallene Russen gezählt. - Die anderen Fronten der Armee Pflanzer-Baltin standen den ganzen Tag hindurch unter russischem Geschützfeuer. Auch bei der nördlich anschließenden Front in Ostgalizien gab es kurzen Artilleriekampf.
Italienischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Keine besonderen Ereignisse.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Beschießung von Dedeagatsch und Porto Lagos

Sofia, 20. Januar. (Meldung der bulgarischen Telegraphenagentur.)
Amtlich wird gemeldet:
Am 18. Januar, um 8 Uhr vormittags, erschien ein feindliches aus 24 Kriegseinheiten bestehendes Geschwader vor Dedeagatsch, um 9 Uhr 42 Minuten vormittags eröffneten die Schiffe das Feuer auf die Stadt und die umliegenden Höhen. Mittags war die Beschießung beendigt. Die Schiffe fuhren auf die hohe See hinaus. Der Beschießung fielen keine Menschenleben zum Opfer, nur vier Pferde wurden getötet. Am selben Tage kreuzte ein aus 16 Schiffen bestehendes feindliches Geschwader von 8 Uhr vormittags bis 1 Uhr nachmittags in der Bai von Porto Lagos. Um 1 Uhr 5 Minuten nachmittags begannen die feindlichen Schiffe die um Porto Lagos gelegenen Höhen zu beschießen. Sie unterbrachen das Feuer erst um 5 Uhr 30 Minuten nachmittags, worauf sie sich in der Richtung gegen die Insel Thasos entfernten. Es waren keine Opfer zu beklagen.
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Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 20. Januar.
Am Morgen des 18. Januar drangen ein feindlicher Monitor unter dem Schutz von sieben Minensuchern und ein Panzerschiff mit drei Torpedobooten in den Golf von Saros ein und eröffneten ein von Fliegern gelenktes Feuer in der Richtung Gallipoli und auf andere Ziele. Unsere in der Umgebung aufgestellten Batterien antworteten kräftig. Drei von unseren Geschossen trafen das Panzerschiff, welches sich mit dem Monitor entfernte. Nachmittags eröffnete das gleiche Panzerschiff wieder das Feuer in derselben Richtung. Unsere Batterien antworteten und erzielten einen Treffer auf dem Heck des Panzers, der dort einen Brand hervorrief und das Schiff nötigte, sich zu entfernen.
An der Kaukasusfront dauerte die gestern wiederbegonnene Schlacht bis zum Abend. Die vom Feinde unternommenen Einschließungsversuche scheiterten dank unserer Gegenmaßnahmen.
An der Kaukasusfront gestern kein wichtiger Vorgang. Ein feindliches Kavallerieregiment, das gegen unsere Stellungen vorgehen wollte, mußte sich infolge unserer Gegenmaßregeln zurückziehen.
An der Dardanellenfront warfen ein Kreuzer und ein Monitor einige Geschosse auf die Umgegend von Tekke Burun und Sed ül Bahr. Unsere Artillerie erwiderte.

 

Die serbische Regierung auf Korfu

Athen, 20. Januar. (Meldung der Agence Havas.)
Der serbische Ministerpräsident und mehrere serbische Minister sind in Korfu eingetroffen.
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Der 1. Weltkrieg im Januar 1916

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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