Fünf
Dampfer in der Themsemündung versenkt
Marineluftschiff
"L 19" verloren - Barbarisches Verhalten eines englischen
Fischdampfers

Kapitänleutnant
Löwe
Berlin, 4.
Februar. Am 31. Januar und 1. Februar hat ein deutsches Unterseeboot
in der Themsemündung einen englischen armierten Bewachungsdampfer,
einen belgischen und drei englische zu Bewachungszwecken dienende
Fischdampfer versenkt. Das Marineluftschiff "L 19"
ist von einer Aufklärungsfahrt nicht zurückgekehrt. Die angestellten
Nachforschungen blieben ergebnislos. Das Luftschiff wurde nach einer
Reutermeldung am 2. Februar von dem in Grimsby beheimateten englischen
Fischdampfer "King Stephan" in der Nordsee treibend angetroffen,
Gondeln und Luftschiffkörper teilweise unter Wasser; die Besatzung
befand sich auf dem über Wasser befindlichen Teil des Luftschiffes.
Die Bitte um Rettung wurde von dem englischen Fischdampfer abgeschlagen
unter dem Vorgeben, daß seine Besatzung schwächer sei als die des
Luftschiffes. Der Fischdampfer kehrte vielmehr nach Grimsby zurück.
Der Chef des Admiralstabs der Marine.
Zu der letzteren Meldung bemerkt die "Frankfurter Zeitung": In
denselben Tagen, da alle Zeitungen voll sind von den Nachrichten über das
köstliche Abenteuer, das einige zwanzig deutsche Seeleute auf dem englischen
Dampfer "Appam" bestanden haben, da alle Welt sich den Kopf zerbricht, wie es
nur möglich sei, daß ein paar deutsche Matrosen, geführt von einem jungen
Leutnant, über 400 kräftige, normale Menschen auf deren eigenem Schiff als
Gefangene über den Ozean schleppen konnten, in denselben Tagen, da Freund und
Feind mit unverhohlenem Respekt von diesen wackeren Leuten liest und spricht,
kommt uns die Kunde, daß die Besatzung eines englischen Fischdampfers nicht den
Mut gefunden haben will, die Mannschaft eines schiffbrüchigen deutschen
Zeppelins an Bord zu nehmen, weil die Unglücklichen, die nichts mehr bei sich
trugen als ihr nacktes Leben, um ein paar Köpfe zahlreicher waren als die
biederen Schiffersleute. Wozu viele Worte. Waren es Feiglinge oder Verbrecher.
Wir wissen es nicht, ob die kühnen Taten unserer deutschen Seeleute unseren
Gegnern oder manchen von ihnen so in die Glieder gefahren sind, daß sie sich
unseren Matrosen nicht einmal zu nähern wagen, wenn diese mit dem Tode ringen.
Die Engländer wollten sich wohl nicht der Gefahr aussetzen, von den Geretteten
nach Deutschland entführt zu werden. Aber gab es dagegen kein Schutzmittel? Oder
waren die Fischer aus Grimsby von ähnlichem Schlag wie das Gesindel von der
"Baralong" Man sagt, man habe in England viel Verständnis für die Helden der
"Möwe" gezeigt. Wenn die Freude am "guten Sport" echt ist, dann sollte es nicht
ausbleiben, daß man jenseits des Kanals diese Fischer der Verachtung
preisgibt.
Grimsby, 4. Febr. (W.
B.) Reuter meldet: Zwei Marineflugzeuge, die nach dem Schauplatz des
Zeppelinunglücks geschickt wurden, suchten die Nachbarschaft genau ab. Sie
fanden keinerlei Spuren des Luftschiffes. Man schließt darauf, daß der
Zeppelin gesunken ist. |