Der Weltkrieg am 4. Februar 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Handgranatenkämpfe in Flandern

Großes Hauptquartier, 4. Februar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Einer der nordwestlich von Hulluch von uns besetzten Trichter wurde durch eine erneute englische Sprengung verschüttet. Bei Loos und bei Neuville lebhafte Handgranatenkämpfe.
Die feindliche Artillerie entwickelte an vielen Stellen der Front, besonders in den Argonnen, rege Tätigkeit.
Westlich von Marle fiel ein französischer Kampfdoppeldecker, dessen Führer sich verirrt hatte, unversehrt in unsere Hand.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Keine besonderen Ereignisse.
Balkankriegsschauplatz:
Unsere Flieger beobachteten im Wardartal südlich der griechischen Grenze und bei der Anlegestelle im Hafen von Saloniki umfangreiche Brände.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Fünf Dampfer in der Themsemündung versenkt

Marineluftschiff "L 19" verloren - Barbarisches Verhalten eines englischen Fischdampfers


Kapitänleutnant Löwe

Berlin, 4. Februar.
Am 31. Januar und 1. Februar hat ein deutsches Unterseeboot in der Themsemündung einen englischen armierten Bewachungsdampfer, einen belgischen und drei englische zu Bewachungszwecken dienende Fischdampfer versenkt.
Das Marineluftschiff "L 19" ist von einer Aufklärungsfahrt nicht zurückgekehrt. Die angestellten Nachforschungen blieben ergebnislos. Das Luftschiff wurde nach einer Reutermeldung am 2. Februar von dem in Grimsby beheimateten englischen Fischdampfer "King Stephan" in der Nordsee treibend angetroffen, Gondeln und Luftschiffkörper teilweise unter Wasser; die Besatzung befand sich auf dem über Wasser befindlichen Teil des Luftschiffes. Die Bitte um Rettung wurde von dem englischen Fischdampfer abgeschlagen unter dem Vorgeben, daß seine Besatzung schwächer sei als die des Luftschiffes. Der Fischdampfer kehrte vielmehr nach Grimsby zurück.

Der Chef des Admiralstabs der Marine.

Zu der letzteren Meldung bemerkt die "Frankfurter Zeitung": 
In denselben Tagen, da alle Zeitungen voll sind von den Nachrichten über das köstliche Abenteuer, das einige zwanzig deutsche Seeleute auf dem englischen Dampfer "Appam" bestanden haben, da alle Welt sich den Kopf zerbricht, wie es nur möglich sei, daß ein paar deutsche Matrosen, geführt von einem jungen Leutnant, über 400 kräftige, normale Menschen auf deren eigenem Schiff als Gefangene über den Ozean schleppen konnten, in denselben Tagen, da Freund und Feind mit unverhohlenem Respekt von diesen wackeren Leuten liest und spricht, kommt uns die Kunde, daß die Besatzung eines englischen Fischdampfers nicht den Mut gefunden haben will, die Mannschaft eines schiffbrüchigen deutschen Zeppelins an Bord zu nehmen, weil die Unglücklichen, die nichts mehr bei sich trugen als ihr nacktes Leben, um ein paar Köpfe zahlreicher waren als die biederen Schiffersleute. Wozu viele Worte. Waren es Feiglinge oder Verbrecher. Wir wissen es nicht, ob die kühnen Taten unserer deutschen Seeleute unseren Gegnern oder manchen von ihnen so in die Glieder gefahren sind, daß sie sich unseren Matrosen nicht einmal zu nähern wagen, wenn diese mit dem Tode ringen. Die Engländer wollten sich wohl nicht der Gefahr aussetzen, von den Geretteten nach Deutschland entführt zu werden. Aber gab es dagegen kein Schutzmittel? Oder waren die Fischer aus Grimsby von ähnlichem Schlag wie das Gesindel von der "Baralong" Man sagt, man habe in England viel Verständnis für die Helden der "Möwe" gezeigt. Wenn die Freude am "guten Sport" echt ist, dann sollte es nicht ausbleiben, daß man jenseits des Kanals diese Fischer der Verachtung preisgibt.

Grimsby, 4. Febr. (W. B.) Reuter meldet: 
Zwei Marineflugzeuge, die nach dem Schauplatz des Zeppelinunglücks geschickt wurden, suchten die Nachbarschaft genau ab. Sie fanden keinerlei Spuren des Luftschiffes. Man schließt darauf, daß der Zeppelin gesunken ist.

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Rückzug der Italiener am Tolmeiner Brückenkopf

Wien, 4. Februar.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Ein österreichisch-ungarisches Flugzeuggeschwader hat den östlich von Kremieniec liegenden russischen Etappenort Szumsk mit Bomben beworfen. Zahlreiche Gebäude stehen in Flammen. Sonst ist nichts vorgefallen.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Geschützkämpfe blieben an der küstenländischen Front ziemlich lebhaft und erstreckten sich auf mehrere Stellen im Kärntner und Tiroler Grenzgebiet. Das Schloß von Duino wurde durch mehrere Volltreffer der feindlichen Artillerie teilweise zerstört. Vor dem Tolmeiner Brückenkopf gingen die Italiener infolge der letzte Unternehmung unserer Truppen auf die Hänge westlich der Straße Cinginj-Selo zurück.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die in Nordalbanien operierenden k. und k. Truppen haben Kruja besetzt und mit ihren Spitzen den Ischmifluß erreicht. Lage in Montenegro unverändert ruhig.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See:
Eine Kreuzergruppe hat am 3. Februar vormittags an der italienischen Ostküste die Bahnhöfe von Ortona und San Vito,  mehrere Magazine  und   eine Fabrik im Bereiche dieser Orte,  sowie  einen Schwimmkran durch Beschießung schwer beschädigt und die Eisenbahnbrücke über den Fluß Ariello nördlich Ortona zerstört. Nach der Beschießung der Objekte von San Vito wurden   Brände beobachtet.
Die  Kreuzergruppe ist unbelästigt zurückgekehrt.

Flottenkommando. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 4. Februar.
An der Irakfront versuchte der Feind mit einem Teil seiner Kräfte von Felahie vorzustoßen. Er wurde durch unseren Gegenangriff zurückgeworfen und gezwungen, sich auf seine früheren Stellungen zurückzuziehen. - An der Kaukasusfront kam es in verschiedenen Abschnitten zu Vorpostengefechten und zu örtlichen, noch fortdauernden Kämpfen.

  

Der 1. Weltkrieg im Februar 1916

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 4
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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