Der Weltkrieg am 10. Februar 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Neue Kämpfe an der Westfront

Großes Hauptquartier, 10. Februar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Nordwestlich von Vimy entrissen unsere Truppen den Franzosen ein größeres Grabenstück und gewannen in der Gegend von Neuville einen der früher verlorenen Trichter zurück. 52 Gefangene und 2 Maschinengewehre fielen dabei in unsere Hand.
Südlich der Somme wurden mehrfache französische Teilangriffe abgeschlagen. Hart nördlich Bequincourt gelang es dem Feinde, in einem kleinen Teil unseres vordersten Grabens Fuß zu fassen.
Auf der Combreshöhe quetschten wir durch Sprengung einen feindlichen Minenstollen ab.
Französische Sprengungen nordöstlich von Celles (in den Vogesen) blieben erfolglos.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Bei der Heeresgruppe des Generals v. Linsingen und bei der Armee des Generals Grafen v. Bothmer wurden Angriffe schwacher feindlicher Abteilungen durch österreichisch -ungarische Truppen vereitelt.
Balkankriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Angriff deutscher Seeflugzeuge auf Ramsgate

Berlin, 10. Februar.
Am Nachmittag des 9. Februar belegten einige unserer Marineflugzeuge die Hafen- und Fabrikanlagen sowie die Kasernen von Ramsgate (südlich der Themsemündung) ausgiebig mit Bomben.

  Der Chef des Admiralstabs der Marine. 1)

 

Der Reichskanzler über die deutsch-amerikanischen Beziehungen

Köln, 10. Januar.
Die "Kölnische Zeitung" meldet von der holländischen Grenze vorn 9. Februar:
Der Berliner Berichterstatter der "New York World" Karl v. Wiegand veröffentlicht den Inhalt einer Unterredung, die er mit dem deutschen Reichskanzler hatte. "Nieuwe Courant" bringt daraus einen Auszug worin es heißt: Was Ihre Regierung verlangt, erklärte Herr v. Bethmann Hollweg, ist eine unmögliche Demütigung. Ich bin weit gegangen, um die herzlichen und freundschaftlichen Beziehungen zu den Vereinigten Staaten zu erhalten, die zwischen uns und ihnen von dem Tage an bestanden haben, wo vor 120 Jahren Preußen als einer der ersten Staaten die Unabhängigkeit Amerikas in seinem Kampfe gegen England anerkannte. Sie wissen, daß ich in dieser ganzen Angelegenheit einen weiten versöhnlichen Sinn gegenüber Ihrem Lande und Volke gezeigt habe. Ich bin bereit gewesen und bleibe es, Amerika alles zuzugestehen, was Deutschland billigerweise in der Behauptung der Grundsätze der Gerechtigkeit und seiner Ehre zugestehen kann. Allein ich vermag einer Demütigung Deutschlands und des deutschen Volkes nicht zuzustimmen. Ich kann mir die Waffe der Unterseeboote nicht aus der Hand reißen lassen. Ich kann Amerika nicht befriedigen und die Fortsetzung der herzlichen Beziehungen zu einem von jedem Deutschen geschätzten Lande nicht gewährleisten, wenn es auf Unkosten einer nationalen Demütigung geschehen soll. Ich erkläre Ihnen dies nicht mit leichtem Herzen, sondern bin mir der Tatsache bewußt, daß ich die Empfindung des ganzen deutschen Volkes ausspreche.
Der Reichskanzler gab offen zu, daß weder die deutsche Regierung noch das deutsche Volk die Möglichkeit eines Abbruches der Beziehungen zu den Vereinigten Staaten, der einzig neutral gebliebenen Großmacht, leichtherzig oder gleichgültig ins Auge faßten. Allein er erklärte, der Wortlaut der Note Lansings habe ihm keine andere Wahl als Ablehnung gelassen. Keine deutsche Regierung vermöchte sich zu halten, wenn sie einer solchen Erniedrigung zustimmte. Er erklärte indessen, er habe das Vertrauen noch nicht verloren, daß der gesunde Menschenverstand die Oberhand über die Forderungen von Washington gewinnen werde. Dann sagte er unter anderem: Wir kämpfen für unser Dasein. Das deutsche Volk opfert einmütig sein Blut und alles, was es besitzt, für das Vaterland. Wir stehen nicht im Kriege mit Amerika. Wir wünschen nicht, mit Amerika in einen Krieg zu geraten. Ich habe alles getan und werde weiter alles tun, was in meiner Macht liegt, um den Krieg zu vermeiden; allein es gibt Dinge, die ich nicht tun kann. Wenn in Amerika derselbe aufrichtige Wunsch besteht, zu einer Übereinstimmung zu gelangen, wie er bei der deutschen Regierung und dem deutschen Volke vorhanden ist, so wird es keinen Bruch in den guten Beziehungen geben, die mehr als hundert Jahre zwischen den beiden Ländern bestanden haben.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Abgewiesene russische Angriffe in Wolhynien

Wien, 10. Februar.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Der Feind entwickelte gestern in Wolhynien und an der ostgalizischen Front erhöhte Tätigkeit gegen unsere Vorposten. Bei der Armee des Erzherzogs Joseph Ferdinand führte er wiederholt und an verschiedenen Stellen Aufklärungsabteilungen bis zur Stärke eines Bataillons gegen unsere Sicherungslinien vor. Es kam insbesondere im Abschnitt des oberösterreichischen Infanterieregiments Nr. 14 zu heftigen Vorpostenkämpfen, die auch die Nacht über fortdauerten und schließlich mit der völligen Vertreibung des Feindes endeten. Bei einer besonders umstrittenen Verschanzung wurden etwa 200 russische Leichen gezählt und viele Gefangene eingebracht. Auch bei unseren Vorposten nordwestlich von Tarnopol wurde in der Nacht von gestern auf heute erbittert gekämpft. Die Russen überfielen abermals die schon in einem der letzten Berichte angeführte Schanze, wurden jedoch durch einen Gegenangriff wieder vertrieben. An der beßarabischen Grenze warf kroatische Landwehr ein russisches Bataillon aus einer gut ausgebauten Vorposition gegen die Hauptstellung zurück.
Italienischer und Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Keine besonderen Ereignisse. 

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 10. Februar.
An der Kaukasus- und Irakfront nichts von Bedeutung.
Am 6. Februar beschoß die russische Flotte, ohne besonderen Schaden anzurichten, den Kohlenhafen von Zonguldak. Ein feindliches Flugzeugmutterschiff, das an diesem Kampfe teilnahm, wurde durch eins unserer Unterseeboote torpediert.
An der Dardanellen front beschoß am 7. Februar ein Kreuzer auf der Höhe von Jenischehir erfolglos mit 10 Granaten die Küste von Tekke Burun. Unsere Artillerie schlug ein feindliches Flugzeug in die Flucht, das vormittags Sed ül Bahr überflog. Ein anderes Flugzeug, das denselben Abschnitt nachmittags überflog, entfernte sich infolge unseres Artilleriefeuers und flüchtete sich nach Imbros, von einem unserer Flugzeuge verfolgt.

 

Der 1. Weltkrieg im Februar 1916

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 4
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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