Der Weltkrieg am 6. März 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die Kämpfe östlich Verdun

Großes Hauptquartier, 6. März.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Lebhafte Minenkämpfe nordöstlich von Vermelles. Die englische Infanterie, die dort mehrfach zu kleineren Angriffen ansetzte, wurde durch Feuer abgewiesen.
Auf dem östlichen Maasufer verlief der Tag im allgemeinen ruhiger als bisher. Immerhin wurden bei kleineren Kampfhandlungen gestern und vorgestern an Gefangenen 14 Offiziere, 934 Mann eingebracht.
Östlicher und Balkankriegsschauplatz: 
Keine besonderen Ereignisse.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Die Schlacht um Verdun: General Petain
General Petain

Armeebefehl des General Petain

Berlin, 6. März. (W. B.) 
Folgender Befehl des Generals Petain wurde bei einem Gefangenen des französischen Infanterie-Regiments Nr. 33 gefunden:

"Seit dem 21. Februar greift die Armee des Kronprinzen mit äußerster Kraftanstrengung unsere Stellungen um Verdun an. Noch nie hat der Feind so viel Artillerietätigkeit gezeigt, nie so viel Munition aufgewandt. Bereits hat er seine besten Armeekorps, die er seit mehreren Monaten sorgfältig in Ruhe hielt, auf dem Schlachtfelde restlos eingesetzt. Er erneuert seine Infanterieangriffe ohne Rücksicht auf schwere Verluste. Dies alles beweist, welchen Wert Deutschland dieser Offensive beilegt, der ersten großen Stils, welche es seit über einem Jahre auf unserer Front versucht. Es beeilt sich, einen Erfolg herbeizuführen, welcher den Krieg beendet, unter dem seine Bevölkerung mehr und mehr leidet. Die Träume der Ausbreitung im Orient schwinden; das Anwachsen der russischen und englischen Armeen ruft Beunruhigung hervor. Ein Aufruf des Kaisers, den uns ein Überläufer gebracht hat, ist ein Geständnis der wahren Ursachen dieses verzweifelten Angriffs: "Unser Vaterland," hat er gesagt, ,"ist zu diesem Angriffe gezwungen, aber unser eiserner Wille wird den Feind vernichten. Daher befehle ich den Angriff." Ihr eiserner Wille wird sich an unserer Standhaftigkeit brechen, wie in Lothringen, in der Picardie, im Artois, an der Yser und in der Champagne. Schließlich werden wir sie bezwingen, und das Scheitern dieser verzweifelten Kraftanstrengung, bei der sie die besten Truppen, die ihnen noch verblieben sind, vergeblich verbraucht haben werden, wird den Auftakt ihres Zusammenbruches bedeuten. Ganz Frankreich blickt auf uns. Noch einmal erwartet es, daß jeder seine Pflicht bis zum letzten tut.
Der Kommandierende General der II. Armee.
Petain."

Zusatz des Regimentskommandeurs: 

"Diesem Erlaß des Generals Petain, ehemaligen Kommandeurs des 33. Regiments, hat der Oberst nur eins hinzuzufügen: "Das Regiment wird sich seines ehemaligen Kommandeurs würdig erweisen, das 33. Regiment wird, wenn nötig, zu sterben wissen, aber weichen wird es niemals." 

Zusatz des Bataillonskommandeurs: 

"Dieser Befehl ist sofort den versammelten Kompanien vorzulesen."

Die Ereignisse haben dem französischen 33. Infanterie-Regiment, an das sich der Befehl wendet, folgendes Schicksal beschert: Am 3. und 4. März kämpfte es um das Dorf Douaumont. An beiden Tagen erlitt es starke Verluste. Die Gefangenen zeigten eine verzweifelte Stimmung und klagten über Führung und Verpflegung. Die Zahl der Gefangenen des Regiments erhöhte sich am 5. März auf 24 Offiziere und 874 Mann. Der anfeuernde Befehl des Armeeführers, der sich nicht scheut, mit einem natürlich nie erlassenen Aufruf des Kaisers zu arbeiten, hat das Regiment also nicht zum Siege geführt. 2)

 

Luftangriff auf die Docks von Hull

Berlin, 6. März.
Ein Teil unserer Marineluftschiffe hat in der Nacht vom 5. zum 6. März den Marinestützpunkt Hull am Humber und die dortigen Dockanlagen ausgiebig mit Bomben beworfen; gute Wirkung beobachtet. Die Luftschiffe wurden heftig, aber ohne Erfolg beschossen. Sie sind sämtlich zurückgekehrt.

Der Chef des Admiralstabs der Marine.

London, 6. März.
In der Nacht zum Sonntag kreuzten zwei feindliche Luftschiffe über der Nordostküste. Einige Bomben fielen nahe dem Ufer ins Meer. Bis jetzt war keine Nachricht darüber zu erhalten, ob am Lande Schaden angerichtet worden ist.
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Deutschland und Japan

Berlin, 6. März.
Die "Nordd. Allg. Zeitung" schreibt:
Verschiedentlich ist verbreitet worden, der Bruch zwischen Deutschland und Japan hätte von deutscher Seite vermieden werden können. Die deutsche Regierung habe Gelegenheiten zu einer Verständigung mit Japan versäumt. Japan habe während der letzten Jahre eine politische Annäherung an Deutschland gesucht und sogar noch kurz vor Kriegsausbruch zu einer friedlichen Auseinandersetzung wegen Kiautschou die Hand geboten. Die deutsche Regierung aber sei so verblendet gewesen, alle Angebote und Annäherungsversuche, die u. a. in der Form eines Anleihegesuches an sie herangetreten seien, zurückzuweisen.
Diese Erzählungen sind müßige Erfindungen, die jeder tatsächlichen Grundlage entbehren. Wir sind ermächtigt festzustellen, daß die japanische Regierung niemals und in keiner Form an Deutschland mit Anregungen der behaupteten Art herangetreten ist. Was insbesondere die Zeit kurz vor dem Bruch mit Japan betrifft, hat das japanische Kabinett mit dem damaligen Minister der auswärtigen Angelegenheiten Baron Kato nicht nur keine Verständigungsvorschläge gemacht, sondern jede Verhandlung abgelehnt.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Lawinengefahr auf dem italienischen Kriegsschauplatz

Wien, 6. März.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer und südöstlicher Kriegsschauplatz: 
Nichts Neues.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Kampftätigkeit ist seit mehreren Tagen durch außergewöhnlich starke Niederschläge, im Gebirge auch durch Lawinengefahr, fast völlig aufgehoben.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der 1. Weltkrieg im März 1916

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 4
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

2) "Frankfurter Zeitung" (1916)

 

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