Der Weltkrieg am 20. März 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Vergebliche Gegenangriffe der Franzosen bei Vaux

Vorstoß gegen die Russen bei Widsy

Großes Hauptquartier, 20. März.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Durch gute Beobachtungsverhältnisse begünstigt, war die beiderseitige Artillerie- und Fliegertätigkeit sehr lebhaft.
Im Maasgebiet und in der Woëvre-Ebene hielten sich auch gestern die Artilleriekämpfe auf besonderer Heftigkeit. Um unser weiteres Vorarbeiten gegen die feindlichen Verteidigungsanlagen in der Gegend der Feste Douaumont und des Dorfes Vaux zu verhindern, setzten die Franzosen mit Teilen einer neu herangeführten Division gegen das Dorf Vaux einen vergeblichen Gegenangriff an; unter schweren Verlusten wurden sie abgewiesen.
Im Luftkampf schoß Leutnant Freiherr v. Althaus über der feindlichen Linie westlich von Lihons sein viertes, Leutnant Bölcke über dem Forgeswald (am linken Maasufer) sein zwölftes feindliches Flugzeug ab. Außerdem verlor der Gegner drei weitere Flugzeuge, eins davon im Luftkampf bei Cuisy (westlich des Forgeswaldes), die beiden anderen durch das Feuer unserer Abwehrgeschütze. Eines der letzteren stürzte brennend bei Reims, das andere, mehrfach sich überschlagend, in Gegend von Ban de Sapt dicht hinter der feindlichen Linie ab.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Ohne Rücksicht auf die großen Verluste griffen die Russen auch gestern wiederholt mit starken Kräften beiderseits von Postawy und zwischen Narocz- und Wiszniewsee an. Die Angriffe blieben völlig ergebnislos. 
In Gegend von Widsy stießen deutsche Truppen vor und warfen feindliche Abteilungen zurück, die sich nach den am gestrigen Morgen unternommenen Angriffen noch nahe vor unserer Front zu halten versuchten. Ein Offizier und 280 Mann von sieben verschiedenen Regimentern wurden dabei gefangengenommen.
Balkankriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Ein neuer Luftangriff auf Dover

Berlin, 20. März.
Ein Geschwader unserer Marineflugzeuge belegte am 19. März nachmittags militärische Anlagen in Dover, Deal und Ramsgate trotz starker Beschießung durch Landbatterien und feindliche Flieger ausgiebig mit Bomben. Es wurden zahlreiche Treffer mit sehr guter Wirkung beobachtet. Alle Flugzeuge sind wohlbehalten zurückgekehrt.

Der Chef des Admiralstabs der Marine. 1)

 

Die Helden von Kamerun

Berlin, 20. März. (W. B. Amtlich.)
Schon vor einiger Zeit kam die Nachricht hierher, daß etwa 900 Europäer von Kamerun aus auf spanisches Gebiet übertraten. Es wird nunmehr durch den deutschen Botschafter in Madrid als Mitteilung der spanischen Regierung berichtet, daß sich unter den Übergetretenen der Gouverneur befindet. Im übrigen ist die Gesamtzahl aus 73 Offizieren, 22 Ärzten, 310 Unteroffizieren und Krankenpflegern, 170 Soldaten, sowie 400 Zivilpersonen zusammengesetzt. Aus diesen Zahlen läßt sich der Schluß rechtfertigen, daß es allen noch im Schutzgebiet befindlichen Europäern, sowohl den der aktiven Schutztruppe angehörten und zu deren Verstärkung eingezogenen, als auch sonst im Lande befindlichen Deutschen gelungen ist, sich der französisch-englischen Kriegsgefangenschaft zu entziehen. Die Namen der nunmehr unter dem Schutz der spanischen Regierung stehenden Deutschen sind zurzeit noch nicht bekannt.
2)

 

Schaffung einer Reichsbekleidungsstelle

Berlin, 20. März. (W. B.)
Um für die minderbemittelte Bevölkerung bei längerer Kriegsdauer die notwendige Bekleidung, in erster Linie das erforderliche Unterzeug, zu angemessenen Preisen zur Verfügung zu haben, wurde eine Reichsstelle für bürgerliche Kleidung (Reichsbekleidungsstelle) eingerichtet. Zum Vorsitzenden wurde der sächsische Geheimrat Oberbürgermeister Beutler bestellt. Der Reichsbekleidungsstelle obliegt die Vorbereitung der zu treffenden Maßnahmen, die Bewirtschaftung der Vorräte und ihre Verteilung, sowie die Sorge für Ersatzstoffe. Die Stelle wird zunächst im Einvernehmen mit der Heeresverwaltung festzustellen haben, was von den beschlagnahmten Textilwaren für die bürgerliche Bevölkerung freigegeben und der Reichsbekleidungsstelle überlassen werden kann. Hiernach wird zu prüfen und zu bestimmen sein, was weiter an Rohstoffen, Halb- und Fertigwaren im Reich zu greifen, und welche Ersatzstoffe zu beschaffen sein werden. Daneben ist der Bedarf zu ermitteln. Nach der Feststellung des Vorrats, Zuwachses und Bedarfs wird es Aufgabe der Reichsstelle sein, einen Verteilungsschlüssel zu finden. Inzwischen wird über die Form der Vorratssicherung und -Verteilung eine Entschließung zu treffen sein. Zur Begutachtung aller Fragen wird der Reichsstelle ein engerer Beirat von Sachverständigen beigegeben.
2)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Kämpfe am Dnjestr

Räumung der Brückenschanze von Uscieczko

Wien, 20. März.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Gestern abend wurde nach sechsmonatiger tapferer Verteidigung die zum Trümmerhaufen zerschossene Brückenschanze nordwestlich von Uscieczko geräumt. Obgleich es den Russen schon in den Morgenstunden gelungen war, eine 300 Meter breite Bresche zu sprengen, harrte - von achtfacher Übermacht angegriffen - die Besatzung, aller Verluste ungeachtet, noch durch sieben Stunden im heftigsten Geschütz- und Infanteriefeuer aus. Erst um 5 Uhr nachmittags entschloß sich der Kommandant Oberst Planckh, die ganz zerstörten Verschanzungen zu räumen. Kleinere Abteilungen und Verwundete gewannen auf Booten das Südufer des Dnjestr. Bald aber mußte unter dem konzentrischen Feuer des Gegners die Überschiffung aufgegeben werden, und es blieb der aus Kaiserdragonern und Sappeuren zusammengesetzten tapferen Schar, wenn sie sich nicht gefangen geben wollte, nur ein Weg: sie mußte sich auf dem Nordufer des Dnjestr durch den vom Feinde stark besetzten Ort Uscieczko zu unseren auf den Höhen nördlich von Zaleszczyki eingenisteten Truppen durchschlagen. Der Marsch mitten durch die feindlichen Stellungen gelang. Unter dem Schutze der Nacht führte der Oberst Planckh seine heldenhafte Truppe zu unseren Vorposten nordwestlich von Zaleszczyki, wo sie heute früh eintraf.
Die Kämpfe um die Brückenschanze von Uscieczko werden in der Geschichte unserer Wehrmacht für alle Zeiten ein Ruhmesblatt bleiben.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Am Görzer Brückenkopfe wurden gestern vormittag die feindlichen Stellungen vor dem Südteile der Podgorahöhe in Brand gesetzt. Nachmittags nahm unsere Artillerie die gegnerische Front vor dem Brückenkopf unter kräftiges Feuer. Nachts wurde der Feind aus einem Graben vor Pevma vertrieben.
Die Kämpfe am Tolmeiner Brückenkopfe dauern fort. Die gewonnenen Stellungen blieben fest in unserer Hand. Die Zahl der hier gefangen genommenen Italiener stieg auf 925. Die Kämpfe auf dem Mrzli Vrh und Krn brachen zusammen. Auch am Rombon eroberten unsere Truppen eine Stellung. Hierbei fielen 145 Italiener und 2 Maschinengewehre in ihre Hand.
Die lebhafte Tätigkeit an der Kärntner Front hält an.
Im Tiroler Grenzgebiete hielt der Feind den Col di Lana-Abschnitt  und einige Punkte an der Südfront unter Geschützfeuer.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Eine englische Abteilung im Jemen geschlagen

Konstantinopel, 20. März.
An der Irakfront hat am 18. März eines unserer Flugzeuge einige Bomben auf Kut el Amara geworfen und ein Geschütz einer Abteilung des Feindes getroffen.
Am 18. März nahmen wir im Verlauf eines Gefechts mit einer feindlichen Abteilung in der Umgebung des Suezkanals fünf indische Soldaten gefangen.
An der Irakfront hat sich die Lage nicht verändert.
An der kaukasischen Front ist kein wesentliches Ereignis eingetreten, abgesehen von Plänkeleien zwischen Erkundungsabteilungen. Am 19. März schleuderte am Nachmittag ein Torpedoboot und abends ein Kreuzer Bomben in die Umgebung von Sed ül Bahr und Tekke Burun, ohne eine Wirkung damit zu erzielen. Die Schiffe zogen sich dann zurück.
An der Front im Jemen rückte eine englische Abteilung mit zwei Maschinengewehren in der Richtung auf El Saile nördlich von Scheikh Osman vor. Sie wurde durch unsere Truppe, die ihnen entgegengeschickt war, angegriffen. Der Feind floh unter Zurücklassung von 20 Toten und Verwundeten und 9 getöteten Pferden nach Scheikh Osman.

 

Angriff englischer Flugzeuge gegen Zeebrügge

London, 20. März. (Reuter-Meldung.)
Die Admiralität macht bekannt:
Heute morgen griffen 50 britische, französische und belgische Flugzeuge, begleitet von 15 Kampfflugzeugen, die deutsche Wasserflugstation Zeebrügge und den Flugplatz Houltade an. Es scheint beträchtlicher Schaden angerichtet worden zu sein. Jedes der Flugzeuge führte durchschnittlich 200 Pfund Bomben mit sich, alle sind wohlbehalten zurückgekehrt. Ein belgischer Offizier ist ernstlich verwundet.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im März 1916

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 4
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

2) "Frankfurter Zeitung" (1916)

 

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