Der Weltkrieg am 26. März 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Englischer Luftangriff auf die nordfriesische Küste abgeschlagen

Großes Hauptquartier, 26. März.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Gestern konnte der gute Erfolg einer in der vorhergehenden Nacht ausgeführten Sprengung nordöstlich von Vermelles festgestellt werden. In dem Sprengtrichter liegt ein feindlicher Panzerbeobachtungsstand; mehrere englische Unterstände sind zerstört.
Nordöstlich von Neuville unternahm eine kleine deutsche Abteilung nach geglückter Sprengung einen Erkundungsvorstoß in die feindliche Stellung und kehrte planmäßig mit einer Anzahl Gefangener zurück.
Der französische Versuch eines Gasangriffs in der Gegend des Forts de la Pompelle (südöstlich von Reims) blieb ergebnislos.
In den Argonnen und im Maasgebiet erreichte der Artilleriekampf stellenweise wieder große Heftigkeit. Nachtgefechte mit Nahkampfmitteln im Caillettewalde (südöstlich der Feste Douaumont) nahmen für unsere Truppen einen günstigen Verlauf.
Durch eine umfangreiche Sprengung nordöstlich von Celles in den Vogesen fügte sich der Gegner selbst erheblichen Schaden zu; unsere Stellung blieb unversehrt.
Bei St. Quentin fiel ein englischer Doppeldecker unbeschädigt in unsere Hand. Ein französisches Flugzeug stürzte nach Luftkampf im Caillettewalde ab und zerschellte.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Die Russen haben ihre Angriffe am Brückenkopf von Jakobstadt und nördlich von Widsy gestern nicht wiederholt. Mehrere im Laufe des Tages unternommene Vorstöße südwestlich und südlich von Dünaburg blieben schon auf größere Entfernung vor unseren Hindernissen im Feuer liegen. Gegen unsere Front nordwestlich von Postawy und zwischen Narocz- und Wiszniewsee nahm der Feind nachts mit starken Kräften, aber ergebnislos und unter großen Opfern, den Kampf wieder auf. Nordwestlich von Postawy nahmen wir 1 Offizier, 155 Mann gefangen.
Balkankriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Von zwei durch ein Kreuzergeschwader und eine Zerstörerflottille begleiteten Mutterschiffen sind gestern früh fünf englische Wasserflugzeuge zum Angriff auf unsere Luftschiffanlagen in Nordschleswig aufgestiegen. Nicht weniger als drei von ihnen, darunter ein Kampfflugzeug, wurden durch den frühzeitig benachrichtigten Abwehrdienst auf und östlich der Insel Sylt zum Niedergehen gezwungen. Die Insassen - vier englische Offiziere und ein Unteroffizier - sind gefangengenommen. Bomben wurden nur in der Gegend von Hoyer-Schleuse abgeworfen. Schaden ist nicht angerichtet.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Das Seegecht bei dem englischen Fliegerangriff

Berlin, 26. März.
Am 25. März morgens haben englische Seestreitkräfte einen Fliegerangriff auf den nördlichen Teil der nordfriesischen Küste herangetragen. Der Fliegerangriff mißlang völlig, wie der Heeresbericht vom 26. März bereits gemeldet hat. Zwei auf Vorposten befindliche armierte Fischdampfer sind den englischen Schiffen zum Opfer gefallen. Unsere Marineflugzeuge griffen die englischen Seestreitkräfte an und erzielten eine Anzahl Treffer; ein Torpedobootszerstörer wurde schwer beschädigt. Von unseren sofort ausgesandten Seestreitkräften stießen nur einzelne Torpedoboote in der Nacht vom 25. zum 26. März auf den abziehenden Feind. Eins dieser Torpedoboote ist bisher nicht zurückgekehrt.

  Der Chef des Admiralstabs der Marine. 1)

 

Die englische Darstellung

Ein englischer Zerstörer verloren

Amsterdam, 26. März.
Über den Angriff auf die deutschen Luftschiffanlagen in Nordschleswig verbreitet Reuter folgende amtliche Mitteilung:
Englische Wasserflugzeuge griffen vorgestern früh die deutschen Luftschiffhallen in Schleswig-Holstein, östlich der Insel Sylt, an. Die Wasserflugzeuge wurden zu dem verabredeten Punkte dicht an der deutschen Küste von leichten Kreuzern und Torpedobootszerstörern eskortiert. Drei Wasserflugzeuge werden vermißt. Die Zerstörer "Medusa" und "Laverock" hatten eine Kollision. Es wird befürchtet, daß die "Medusa" infolge des stürmischen Wetters in dieser Nacht verloren ist, aber es besteht keine Beunruhigung über das Schicksal der Besatzung. Unsere Zerstörer versenkten zehn bewaffnete deutsche Patrouillenboote. Es ist bisher keine Einzelheit über die Ergebnisse des Angriffs eingegangen, aber aus Meldungen der dänischen Blätter scheint hervorzugehen, daß dieser seine Absicht erfüllt hat.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Eine italienische Stellung am Plöckenpaß genommen

Wien, 26. März.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die in den russischen Berichten geschilderten Kämpfe bei Latacz am Dnjestr stellen selbstredend nur Vorpostengeplänkel dar. Es handelt sich unserseits um Aufklärungstruppen, die beim Anrücken stärkerer feindlicher Abteilungen naturgemäß in die Hauptstellungen zurückzugehen haben. Einen Angriff gegen die Hauptstellung der Armee Pflanzer-Baltin haben die Russen in den letzten Wochen überhaupt nicht versucht.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die feindliche Artillerie hielt die Hochfläche von Doberdo, den Fella-Abschnitt und einzelne Stellungen an der Tiroler Front unter Feuer.
Östlich des Plöckenpasses drangen unsere Truppen in eine italienische Stellung ein.
Bei Marter im Suganatal wurde ein feindlicher Angriff abgewiesen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 26. März.
An der Kaukasusfront wurde am 25. März ein Erkundungsvorstoß schwacher feindlicher Infanterie- und Kavalleriekräfte mit Verlusten für den Gegner zurückgeschlagen.
Unsere Küstenbatterien verjagten durch ihr Feuer einige feindliche Torpedobootszerstörer, die an den Dardanellen kreuzten. Drei feindliche Flieger, die die Halbinsel Gallipoli überflogen, entflohen sofort gegen Imbros, als unser Kriegsflugzeug erschien.

 

Der englische Dampfer "Minneapolis" torpediert

Paris, 26. März.
"Matin" zufolge berichtet der gestern in Marseille eingetroffene Postdampfer "Leicestershire", daß er Mittwoch einen Funkspruch erhielt, welcher meldete, daß der englische Dampfer "Minneapolis" (nach Lloyds Register 13543 Tonnen) von einem feindlichen Tauchboot torpediert worden sei und sinke.
Die "Leicestershire" eilte zur Hilfe, kam jedoch zu spät. Die "Minneapolis ging unter. Das Schicksal der Besatzung ist unbekannt.
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Der 1. Weltkrieg im März 1916

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 4
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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