Der Weltkrieg am 29. März 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die französische Stellung bei Malancourt erstürmt

Großes Hauptquartier, 29. März.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Südlich von St. Eloi wurde den Engländern im Handgranatenkampf einer der von ihnen besetzten Sprengtrichter wieder entrissen.
Auf dem linken Maasufer stürmten unsere Truppen mit geringen eigenen Verlusten die französischen, mehrere Linien tiefen Stellungen nördlich von Malancourt in einer Breite von etwa 2000 Metern und drangen auch in den Nordwestteil des Dorfes ein. Der Feind ließ 12 Offiziere und 486 Mann an unverwundeten Gefangenen, sowie 1 Geschütz und 4 Maschinengewehre in unserer Hand. Hierdurch wurde mit Sicherheit der Einsatz von zwei weiteren Divisionen in diesem Kampfraum festgestellt.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Während die Russen ihre Angriffe in den nördlichen Abschnitten gestern nicht wiederholten, setzten sie südlich des Naroczsees Tag und Nacht ihre vergeblichen Anstrengungen fort. Siebenmal schlugen unsere Truppen, teilweise im Bajonettkampf, den Feind zurück.
Deutsche Flugzeuggeschwader warfen mit gutem Erfolge Bomben auf feindliche Bahnanlagen, besonders auf den Bahnhof Molodeczno ab.
Balkankriegsschauplatz:
Keine wesentlichen Ereignisse.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Erbitterte Kämpfe bei Selz

Wien, 29. März.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Gestern war die Fliegertätigkeit auf beiden Seiten recht lebhaft. Mehrere feindliche Flugzeuge wurden durch Feuer und eigene Flieger zur Umkehr gezwungen. Ein von unserer Artillerie herabgeschossener russischer Doppeldecker stürzte östlich von Buczacz hinter der feindlichen Linie ab. Durch Fliegerbomben entstand bei uns keinerlei Schaden. Unsere Flieger haben einige Orte hinter der russischen Front ausgiebig und mit beobachtetem Erfolg beworfen.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die lebhaften Geschützkämpfe am Görzer Brückenkopf und im Abschnitte der Hochfläche von Doberdo dauerten auch gestern bis in die Nacht hinein. Es erfolgten jedoch keine neuen Angriffe. Östlich Selz drangen die Italiener in einige Gräben ein, die nun gesäubert werden.
Im Plöckenabschnitt wiesen unsere Truppen wieder mehrere feindliche Vorstöße ab.
Sonst ist die Lage unverändert. In mehreren Frontabschnitten arbeiten die Italiener an rückwärtigen Stellungen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 29. März.
Unsere Küstenartillerie verhinderte durch ihr Feuer einen Angriff von russischen Unterseebooten, die an der Küste gesichtet wurden, gegen den Hafen von Zonguldak. Die Unterseeboote verschwanden, sobald sie sich durch unser Flugzeug verfolgt sahen. Eins unserer Flugzeuge, das die Insel Imbros überflog, griff feindliche Transportschiffe in der Bucht von Kephalos sowie drei große Flugzeugschuppen mit Bomben an. Das Flugzeug warf zwei Bomben auf die Transportdampfer und drei auf die Schuppen und verursachte einen Brand.
Am 27. März überflog eines unserer Flugzeuge die Insel Lemnos und warf vier Bomben auf einen Flugzeugschuppen des Feindes im Hafen von Mudros, welche sämtlich in dem Schuppen platzten. Flugzeugabwehrkanonen und ein im Hafen liegendes feindliches Kriegsschiff eröffneten ein Feuer auf unseren Flieger, aber wirkungslos.

 

Die Beschlüsse der Pariser Ententekonferenz

Paris, 29. März. (Havas-Meldung.)
Die Konferenz der Alliierten hielt am Dienstag nachmittag ihre Schlußsitzung ab. Briand dankte den Abgesandten der Mächte für ihre Zusammenarbeit. Die Versammlung schloß sich mit Wärme einstimmig den Worten Briands an, die eine volle Zuversicht in den endgültigen Sieg bezeugten. Briand drückte seine Befriedigung aus über die Leichtigkeit, mit der die verschiedenen Fragen geregelt wurden. Er erklärte, dass, wenn neu auftauchende Fragen eine neue gemeinsame Besprechung der Alliierten erheischten, die beste Art, sie zu regeln, eine neue Zusammenkunft sein würde.
Die Konferenz hat vor ihrem Auseinandergehen folgende Resolution einstimmig angenommen:
Die am 27. und 28. März in Paris vereinten Vertreter der alliierten Regierungen stellen die vollständige Gemeinschaft der Ansichten der Alliierten und deren Solidarität fest. Sie bestätigen sämtliche Maßnahmen, die getroffen wurden, um die Einheitlichkeit der Aktion auf der Front zu verwirklichen. Darunter verstehen sie zugleich Einheitlichkeit der militärischen Aktion, die durch die zwischen den Generalstäben getroffene Vereinbarung gesichert ist, die Einheitlichkeit der wirtschaftlichen Aktion, deren Organisation durch die Konferenz geregelt wurde, und die Einheitlichkeit der diplomatischen Aktion, die durch ihren unerschütterlichen Willen, den Kampf bis zum Siege der gemeinsamen Sache fortzuführen, verbürgt wird. Die Regierungen der Alliierten beschließen, die Solidarität ihrer Ansichten und Interessen auf dem wirtschaftlichen Gebiete in die Praxis umzusetzen, und beauftragen die wirtschaftliche Konferenz, die demnächst in Paris stattfinden wird, ihnen die Maßnahmen vorzuschlagen, die geeignet sind, diese Solidarität zu verwirklichen, um die wirtschaftliche Aktion zu bekräftigen, zu koordinieren und einheitlich zu gestalten, die ausgeübt werden soll, um die Verproviantierung des Feindes zu verhindern. Die Konferenz hat beschlossen, in Paris ein ständiges Komitee einzurichten, in welchem alle Alliierten vertreten sein werden. Die Konferenz beschließt:
1. die durch das Londoner Frachtenzentralbureau eingeleitete Aktion fortzuführen.
2. gemeinsam und sobald wie möglich die praktischen Mittel zu suchen, um eine gerechte Verteilung der aus den Transporten zur See entstehenden Lasten unter den alliierten Mächten zu erzielen und um eine weitere Erhöhung der Frachttarife zu verhindern.
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Neue Gewaltakte der Entente gegen Griechenland

Bern, 29. März.
Nach einer Meldung des "Secolo" aus Athen hat ein englisches Schiff in Patras eine Abteilung Marinesoldaten gelandet, welche die Kapitäne der deutschen und österreichisch-ungarischen Schiffe, die seit Kriegsausbruch demobilisiert im Hafen liegen, verhafteten. Die Kapitäne wurden auf ein englisches Schiff gebracht. Die Landungstruppen versuchten auch einen deutschen Ingenieur festzunehmen, wurden aber vom Volke daran verhindert, worauf das Schiff abdampfte.
Auch im Piräus wurden englische Truppen gelandet, die zwei griechische, an englische Reedereien verkaufte Schiffe entführen wollten, worauf die Hafenbatterien auf die Schiffe schossen und sie zur Rückkehr zwangen. Nach Gerüchten sollen die Engländer auch auf zwei deutschen Schiffen befindliche deutsche Ingenieure verhaftet haben. Die Franzosen landeten in der Sudabai auf Kreta, durchsuchten ein Warenlager und beschlagnahmten Petroleum.
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Rücktritt des russischen Kriegsministers

Russland im 1. Weltkrieg: General Poliwanow
General Poliwanow

Petersburg, 29. März. (Meldung der Petersburger Telegraphen-Agentur.)
Kriegsminister General Poliwanow ist auf sein Ansuchen seinen Funktionen enthoben und zu seinem Nachfolger der Chef der Intendantur Generalintendant General der Infanterie Schuwajew ernannt worden.
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Eine Anfrage Amerikas an die deutsche Regierung

Washington, 29. März. (Meldung des Reuterschen Bureaus.)
Staatssekretär Lansing teilt mit, daß der amerikanische Botschafter in Berlin beauftragt worden ist, bei der deutschen Regierung anzufragen, ob ein deutsches Unterseeboot die "Sussex" und den "Englishman" torpediert habe.
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Der 1. Weltkrieg im März 1916

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 4
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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