Der Weltkrieg am 28. März 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Neuer russischer Ansturm bei Postawy abgeschlagen

Großes Hauptquartier, 28. März.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Südlich von St. Eloi entspannen sich lebhafte Nahkämpfe an den von den Engländern gesprengten Trichtern und auf den Anschlußlinien.
Über die Lage im Kampfgebiet beiderseits der Maas ist nichts Neues zu berichten.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Von neuem trieben die Russen frische Massen gegen die deutschen Linien bei Postawy vor. In tapferer Ausdauer trotzen dort Truppen des Saarbrücker Korps allen Anstürmen des Feindes. Vor den an ihrer Seite kämpfenden Brandenburgern, Hannoveranern und Hallensern zerschellte ein in vielen Wellen vorgetragener Angriff zweier russischer Divisionen unter schwerster Einbuße des Gegners. Das gleiche Schicksal hatten die auch nachts noch wiederholten Versuche des Angreifers, den bei Mokrzyce verlorenen Boden wiederzugewinnen.
Balkankriegsschauplatz:
In Verfolg der feindlichen Luftangriffe auf unsere Stellungen am Doiransee stieß gestern ein deutsches Luftgeschwader in die Gegend von Saloniki vor und belegte den neuen Hafen, den Petroleumhafen, sowie die Ententelager nördlich der Stadt ausgiebig mit Bomben.

Oberste Heeresleitung. 1)

Karte zum Ersten Weltkrieg: Ostfront

 

Der Heldenkampf des deutschen Hilfskreuzers "Greif"

Amsterdam, 28. März.
Einem hiesigen Blatt zufolge erfahren die "Times" aus sehr guter Quelle Einzelheiten über den Untergang des "Greif". Es war ein großer, hoch aus dem Wasser ragender Dampfer, der die norwegische Flagge führte. Alles machte den Eindruck, daß man es mit einem neutralen Schiffe zu tun habe, wie man sie jetzt häufig zwischen den Shetland- und Farörinseln trifft. Die "Alcantara" hielt das Schiff an, fragte es nach seinem Bestimmungshafen und erhielt die erwartete Antwort. Hierauf wurde ein Boot niedergelassen und ein Offizier zur Untersuchung des Dampfers ausgesandt. Während sich das Boot dem Dampfer näherte, offenbarte sich plötzlich der wirkliche Charakter des Fremdlings. Die Maskierung wurde abgenommen und die Kanonen eröffneten das Feuer. Obwohl die "Alcantara" auf diese Weise überrumpelt worden war, beantwortete sie das Feuer sofort. Nachdem die Deutschen ein Torpedo abgefeuert hatten, wurde die "Alcantara" von einer Granate getroffen und ihres Steuers beraubt. Da tauchten ein anderer Hilfskreuzer und die "Andes" auf und benahmen dem "Greif" jede Möglichkeit, zu entkommen. Die Granaten fegten über das Deck des deutschen Schiffes, so daß die Bemannung die Kanonen im Stich lassen mußte. Der "Greif" feuerte seine Torpedos auf die "Andes" ab und als der dritte Hilfskreuzer erschien, war es mit dem deutschen Schiffe bereits zu Ende.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Vergebliche italienische Angriffe am Isonzo

Wien, 28. März.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Nördlich von Bojan haben die Russen nach einigen Sprengungen in unseren Hindernissen wiederholt versucht, in die Stellung einzudringen. Alle Angriffe wurden unter erheblichen feindlichen Verlusten abgewiesen. Nordöstlich der Strypamündung scheiterte ein nächtlicher Vorrückungsversuch russischer Abteilungen schon an der guten Wirkung unserer Vorfeldminen.
An der bessarabischen Front und bei Olyta feuerte die feindliche Artillerie lebhaft.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Kämpfe am Görzer Brückenkopf dauern fort. Auch im Abschnitte der Hochfläche von Doberdo begann ein lebhaftes Feuer der beiden Artillerien. Von italienischer Seite folgten Angriffsversuche am Nordhang des Monte San Michele und bei San Martino, die leicht abgewiesen wurden. Östlich Selz ist das Gefecht noch im Gange.
Auch im Plöcken-Abschnitt scheiterten alle feindlichen Angriffe. Vor der Kampffront des braven kärntnerischen Feldjägerbataillons Nr. 8 liegen über 500 tote Italiener.
An der Tiroler Front waren die Geschützkämpfe nur in den Judikarien lebhafter als gewöhnlich.
Da in Venetien ein erhöhter Eisenbahnverkehr gegen die Isonzofront festgestellt wurde, belegten unsere Flieger einige Objekte der dortigen Bahn mit Bomben.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Die Grundsätze des U-Boot-Krieges

(Eine deutsche Erklärung an Holland)

Haag, 28. März.
Wie die holländischen Zeitungen melden, hat die deutsche Regierung durch ihren Gesandten im Haag dem Minister des Äußeren erklären lassen, daß die Grundsätze, welche die kaiserliche Regierung für die Führung des Unterseebootkrieges aufgestellt hat und die seinerzeit den neutralen Regierungen mitgeteilt worden sind, keine Änderung erfahren haben. Namentlich haben die deutschen Seestreitkräfte nach wie vor den strengsten Befehl, sich jedes Angriffs auf neutrale Schiffe zu enthalten, sofern diese nicht Widerstand leisten oder versuchen, sich durch die Flucht der Untersuchung zu entziehen.
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Der 1. Weltkrieg im März 1916

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 4
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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