Der Weltkrieg am 22. April 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Tag und Nacht Artilleriekämpfe um Verdun

Großes Hauptquartier, 22. April.
Westlicher Kriegsschauplatz:
An der Straße Langemarck-Ypern griffen die Engländer in den frühen Morgenstunden die ihnen von unseren Patrouillen am 19. April entrissenen Gräben an, von denen sie etwa ein Drittel wieder besetzten.
Beiderseits des Kanals von La Bassée sprengten wir mit Erfolg einige Minen.
Feindliches Feuer auf die Städte Lens und Roye forderte weitere Opfer unter der Bevölkerung; in Roye wurde ein Kind getötet, zwei Frauen und ein Kind verletzt.
In den Argonnen zerstörten wir durch Sprengungen französische Postenstellungen auf der Höhe La Fille Morte und halten einen umfangreichen Trichter vor unserer Front besetzt.
Westlich der Maas wiederholten die Franzosen ihre Anstrengungen gegen "Toter Mann". Zweimal wurden sie durch Artilleriesperrfeuer von beiden Ufern zusammengeschossen, ein dritter Angriff brach mit schweren Verlusten an unserer Stellung zusammen. Erbitterte Handgranatenkämpfe um das Grabenstück nahe dem Cauretteswäldchen brachten es abends wieder in unseren Besitz; nachts gelang es den Franzosen erneut, darin Fuß zu fassen.
Östlich des Flusses lebhafte Infanterietätigkeit mit Nahkampfmitteln am Steinbruch südlich Haudromont und südlich der Feste Douaumont. Das beiderseitige Artilleriefeuer hielt im ganzen Kampfabschnitt des Maasgebietes ohne Unterbrechung Tag und Nacht mit außerordentlicher Stärke an.
In der Gegend nordwestlich von Fresnes-en-Woëvre wurden Gefangene von der 154. französischen Division gemacht.  Hiermit ist festgestellt, daß der Gegner in dem Raume zwischen jenem Ort und Avocourt seit dem 21. Februar im ganzen 38 Infanteriedivisionen eingesetzt hat, von denen außerdem vier Divisionen nach längerer Ruhe und Wiederauffüllung durch frische Leute, hauptsächlich aus dem Rekrutenjahrgang 1916, zum zweitenmal ins Gefecht geführt und geschlagen worden sind.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Auch gestern scheiterten russische Angriffsunternehmungen blutig vor unseren Hindernissen südöstlich von Garbunowka.
Balkankriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Italienische Angriffe bei Monfalcone abgewiesen

Wien, 22. April.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Versuche russischer Abteilungen, sich nordwestlich von Dubno nahe vor unseren Linien festzusetzen, wurden durch Feuer vereitelt. Sonst nur die gewohnten Artilleriekämpfe.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Am Südflügel unserer küstenländischen Front wurden mehrere nächtliche Angriffsversuche der Italiener auf unsere Stellung östlich Monfalcone abgewiesen. Im Plöckenabschnitt kam es nachts zu lebhafterer Feuertätigkeit. Im Col di Lana-Gebiet brach ein feindlicher Angriff auf den Sattel zwischen dem Settsaß und Monte Jef in unserem Feuer zusammen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Keine besonderen Ereignisse.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 22. April.  
An der Kaukasusfront wurden die feindlichen Kräfte, die sich im Abschnitte von Motiki unmittelbar südlich von Bitlis befanden, durch einen überraschenden Angriff, den wir unternahmen, genötigt, Rückzugsgefechte in der Richtung auf Bitlis zu liefern, wobei sie Hunderte von Toten zurückließen. Nach einem Kampfe von vier Stunden, der sich vom Berge Kozma bis östlich von Musch hinzog, wurde der Feind nach Osten zurückgeworfen. In den Kämpfen, die sich am Berge Kop, in der Umgebung der Höhe 2000 bis östlich von Aschkale abspielten, wurden wurden die Angriffe der Russen zum Stehen gebracht, und durch einen von uns unternommenen Gegenangriff wurde der Feind von den Höhen und Abhängen nördlich von diesem Berge zurückgeschlagen, wobei er schwere Verluste erlitt.
Im Tschorukgebiet nur Scharmützel. Eine feindliche Abteilung, die von Trapezunt nach Süden vorzurücken versuchte,  wurde im Abschnitte von Djevizlik zum Stehen gebracht. Im übrigen finden Gefechte zwischen unseren Küstenabteilungen und der bei Polathane gelandeten russischen Abteilung statt. In der Nacht des 6. April hat eines unserer Wasserflugzeuge bei einem Angriff auf Imbros und Tenedos mit Erfolg Bomben auf Einrichtungen des Feindes am Hafen von Tenedos und ebenso auf sein Lager geworfen.

Der türkische Sieg bei Beitissa

Über 4000 Mann englische Verluste

Konstantinopel, 22. April.
An der Irakfront büßte der Feind in der Schlacht von Beitissa, die am 17. April auf dem rechten Ufer des Tigris, nicht auf dem linken, wie irrtümlich im gestrigen Bericht gemeldet war, geliefert wurde, und die mit einer Niederlage des Feindes endete, über 4000 Mann an Toten und Verwundeten ein, sowie 14 Maschinengewehre, 1 Major, 2 Offiziere und einige Soldaten, die er in unseren Händen zurückließ. Die auf diesem Ufer des Tigris gelieferten Schlachten lassen sich bis einschließlich dem 20. April, das heißt bis zur letzten Phase der Schlacht vom 17. April, folgendermaßen zusammenfassen: Die von unseren Truppen am 17. April unternommenen Gegenangriffe zur Wiedereroberung der vorgeschobenen Stellungen von Beitissa dauerten in der Nacht zum 18. April 7 1/2 Stunden lang an. Schließlich wurden die beiden auf dieser Front befindlichen feindlichen Brigaden aus ihren Stellungen verjagt. Inzwischen sandte der Feind drei Brigaden, um unsere Angriffskolonnen in der Flanke zu überraschen und um den Rückzug seiner eigenen Kräfte aufzuhalten und sie wieder vorzutreiben. Die herbeigeeilten Brigaden konnten keinerlei Ergebnis erzielen und zogen sich mit den Brigaden der vorderen Front zurück. Wir erbeuteten in den von uns wiedereroberten vorgeschobenen Stellungen 13 Maschinengewehre, während wir seinerzeit nur ein Maschinengewehr dort zurückgelassen hatten, und machten 1 Major, 2 Offiziere und 13 Soldaten zu Gefangenen. In den Kämpfen allein in dieser Front zählten wir über 2000 feindliche Leichen. Die Gesamtverluste des Feindes werden auf mindestens 4000 Mann geschätzt. Am 18. April herrschte Ruhe. Am 19. April vormittags unternahm der Feind in Stärke von einer Division einen verzweifelten Gegenangriff gegen unsere vorgeschobenen Stellungen bei Beitissa. Wir ließen ihn bis auf 10 Meter an unsere Gräben herankommen, dann griffen unsere Truppen mit dem Bajonett an und zwangen den Feind, sich unter Zurücklassung von zahlreichen Toten fluchtartig zurückzuziehen. Außerdem eroberten wir noch ein Maschinengewehr. Am 20. April machte der Feind keinen Angriffsversuch und schien mit dem Abtransport der Verwundeten und der Beerdigung der Toten beschäftigt zu sein. Während dieser vier Tage fand keine wichtige Aktion auf dem linken Ufer des Tigris, in der Gegend von Felahie, statt, abgesehen von einer zeitweilig aussetzenden Beschießung. Bei Kut el Amara ist die Lage unverändert. 
An der Kaukasusfront fand am rechten Flügel kein Kampf von Bedeutung statt. Ein gegen den rechten Flügel des Tschorukabschnittes gerichteter feindlicher Angriff wurde angehalten. Wir machten dort 1 Offizier, 60 Mann zu Gefangenen.
Einige feindliche Kriegsschiffe sind von Zeit zu Zeit an der Küste bei Smyrna erschienen. Sie beschossen die Insel Kensten und einige Teile der Küste. Feindliche Flugzeuge überflogen Phocen und die Vorstadt von Smyrna, Cordelia, über der sie einige Bomben abwarfen, ohne eine Wirkung zu erzielen. Am 20. April führte eins unserer Flugzeuge einen Überlandflug von 300 Kilometer über die Wüste bis El Kantara am Suezkanal in drei Stunden aus. Dort belegte es die feindlichen Truppenlager erfolgreich mit Bomben und kehrte unversehrt zurück. Unsere Kamelreiterabteilungen überraschten in der Gegend des Kanals eine starke berittene Patrouille des Feindes, töteten 7 Mann und verfolgten den Rest, der die Flucht ergriff.
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Der 1. Weltkrieg im April 1916

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1) TEXTQUELLEN:
Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

 

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