Der türkische Heeresbericht:
Der türkische
Bericht über den Fall von Kut el Amara
General
Townshend
Konstantinopel,
30. April. Nachdem die in Kut el Amara eingeschlossene englische
Armee sich ungefähr fünf Monate unter dem Druck unserer
heldenhaften Truppen befunden hat, hat sie sich schließlich der
siegreichen Kaiserlichen Armee ergeben müssen. Dieses Ereignis,
das eine der ruhmreichsten und glänzendsten Seiten in den militärischen
Annalen der ottomanischen Armee darstellt, hat sich folgendermaßen
abgespielt: Nachdem die englische Armee in Kut el Amara ihre Lebensmittelvorräte
aufgebraucht hatte, erwartete sie, daß entweder ihre Landsleute
oder ihre Verbündeten ihr zur Hilfe kommen würden. Das englische
Kabinett, das die Lage der Belagerten sehr genau kannte, sandte
dem Führer des englischen Expeditionskorps im Irak Befehl über Befehl,
um ihn zur Eile anzutreiben, damit er die Stellung unserer Truppen
bei Felahie, koste es, was es wolle, angreife und durchbreche, um
der Armee des Generals Townshend Hilfe zu bringen. Die in unseren
letzten amtlichen Berichten gemeldeten englischen Angriffe, die
unter ungeheuren Verlusten an dem heldenhaften Widerstande unserer
Truppen scheiterten, zielten sämtlich auf eine Befreiung Townshends
hin. Da die Engländer merkten, daß sie den Widerstand der Türken
nicht brechen und ihnen ihre Beute nicht streitig machen könnten,
stellten sie ihre Angriffe auf Felahie ein. Sie versuchten dann
mit allen möglichen Mitteln den belagerten Platz mit Lebensmitteln
zu versehen. Sie warfen zuerst Säcke mit Mehl aus den Flugzeugen
herab. Aber unsere Waffen zerstörten auch diese Hoffnung der Engländer.
Unsere Kampfflugzeuge begannen diese alten feindlichen Flugzeuge
eins nach dem anderen abzuschießen. Der Feind griff zu einem anderen
Mittel. Er versuchte unter dem Schutze der Nacht ein mit Lebensmitteln
beladenes Schiff in die Festung zu bringen. Aber unsere allzeit
aufmerksamen Truppen bemächtigten sich dieses Schiffes, das Hunderte
Tonnen von Lebensmitteln barg. Dem General Townshend blieb keine
Hoffnung. Er war ebenso überzeugt, daß das Versprechen des russischen,
in Persien kämpfenden Generals, ihm in Kut el Amara binnen kurzem
die Hand zu reichen, nichtig sei. Am 26. April wandte sich General
Townshend an den Oberbefehlshaber unserer Irakarmee und ließ ihm
wissen, daß er bereit sei, Kut el Amara zu übergeben, falls ihm
und seiner Armee freier Abzug gewährt würde. Es wurde ihm geantwortet,
daß ihm kein anderer Ausweg als der der bedingungslosen Übergabe
bliebe. Der englische Oberbefehlshaber machte dann neue Vorschläge.
Sei es, daß er nicht die günstige Lage unserer Armee kannte, oder
daß er glaubte, die türkischen Führer mit Geld gewinnen zu können,
bot er uns an, alle seine Geschütze und eine Million Pfund Sterling
zu übergeben. Man wiederholte ihm, was man zuerst geantwortet hatte.
Townshend ließ darauf wissen, daß er dies dem Oberbefehlshaber der
englischen Irakarmee melden würde. Dieser befand sich aber zu weit
entfernt, um ihm helfen zu können. Da schließlich Townshend alle
Hoffnung verloren hatte, so übergab er sich mit der gesamten englischen
Armee von Kut el Amara dem Befehlshaber der siegreichen türkischen
Armee. Die bisherige Zählung ergibt, daß 5 Generale, 277 britische
und 274 indische Offiziere und 13300 Soldaten zu Gefangenen gemacht
worden sind. Die Aufgabe unserer Truppen bestand auf der einen Seite
darin, die Ausfallsversuche zu verhindern, auf die man seitens des
belagerten Feindes jeden Augenblick gefaßt war, der sich in mit
allen Mitteln der modernen Technik furchtbar verschanzten Stellungen
befand, anderseits sollten sie ebenso die wiederholten heftigen
Angriffe des Feindes abweisen, die jeden Tag im Hinblick auf den
Entsatz von Kut el Amara stärker wurden. Den Leib bis zur Hälfte
im Sumpf und im Kampf mit allen Schwierigkeiten der Jahreszeit und
des Klimas, so haben unsere Soldaten ihre Aufgabe erfüllt. Sie können
aber auch mit vollem Recht auf ihren glänzenden Sieg stolz sein,
den sie soeben über die britischen Waffen davongetragen haben. Ein
feindliches Torpedoboot, das sich am 28. April einem Teil der Küste
zwischen Ari Burun und Sed ül Bahr zu nähern versuchte, wurde von
einem Geschoß unserer Artillerie, die auf sein Feuer antwortete,
getroffen. Es entfernte sich in der Richtung auf Imbros, von Rauch
und Flammen eingehüllt. Feindliche Schiffe, die sich von Zeit zu
Zeit der Küste von Smyrna genähert hatten, beschossen wirkungslos
einige Örtlichkeiten und entfernten sich alsdann.
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