Der Weltkrieg am 9. Mai 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Französische Vorstöße gegen Höhe 304 gescheitert

Großes Hauptquartier, 9. Mai. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Im Anschluß an die Erfolge auf der Höhe 304 wurden mehrere südlich des Termitenhügel (südlich von Haucourt) gelegene feindliche Gräben erstürmt. 
Ein Versuch des Gegners, das auf Höhe 304 verlorene Gelände unter Einsatz starker Kräfte zurückzuerobern, scheiterte unter für ihn schweren Verlusten. Ebensowenig hatten französische Angriffe auf dem Ostufer der Maas in der Gegend des Thiaumontgehöftes Erfolg. Die Zahl der französischen Gefangenen dort ist auf 3 Offiziere 375 Mann (außer 16 Verwundeten) gestiegen; es wurden 9 Maschinengewehre erbeutet. 
Von den übrigen Fronten ist außer mehreren für uns erfolgreichen Patrouillenunternehmungen nichts Besonderes zu berichten.
Östlicher und Balkankriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Erfolgreiches Seegefecht bei Ostende

Berlin, 9. Mai. 
Gelegentlich einer Erkundungsfahrt hatten zwei unserer Torpedoboote nördlich Ostende am 8. Mai vormittags ein kurzes Gefecht mit fünf englischen Zerstörern, wobei ein Zerstörer durch Artillerietreffer schwer beschädigt wurde. Unsere Torpedoboote sind wohlbehalten in den Hafen zurückgekehrt. 

Der Chef des Admiralstabs der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Nichts Neues von der k. u. k. Front

Wien, 9. Mai. 
Amtlich wird verlautbart:
Nirgends besondere Ereignisse.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Die Beute von Kut el Amara - Türkischer Erfolg am Suezkanal

Konstantinopel, 9. Mai. 
(Amtlicher Bericht des Hauptquartiers)
An der Irakfront im Abschnitt
von Felahie nur zeitweise aussetzende Tätigkeit der beiden Artillerien. Das Steigen des Tigris hat auf beiden Seiten einen Teil der Gräben zerstört. Wir haben die unsrigen sogleich wieder instand gesetzt. 
Die Namen der höheren Kommandeure, die bei Kut el Amara gefangengenommen wurden, sind folgende: Außer dem General Townshend der Kommandant der 6. Infanteriedivision Powna und der Divisionär Matios, die Kommandeure der 16., 17. und 18. Brigade, nämlich die Generäle Dalmack und Hamilton sowie Oberst Evens, ferner der Kommandeur der Artillerie Smith, sodann 551 sonstige Offiziere niederen Grades, darunter die Hälfte Europäer, der Rest Inder. Von den gefangenen Soldaten sind 25 Prozent Engländer, die übrigen Inder. Obwohl der Feind vor der Kapitulation einen Teil der Geschütze, Gewehre und Kriegsmaterial zerstörte und das übrige in den Tigris warf, verblieb noch eine Beute, die bis jetzt noch gezählt wird und mit leichten Ausbesserungen verwendbar ist, nämlich 40 Kanonen verschiedenen Kalibers, 20 Maschinengewehre, fast 5000 Gewehre und eine große Menge Artillerie- und Infanteriemunition, ein großes und ein kleines Schiff, die gegenwärtig wieder verwendet werden, 4 Automobile, 3 Flugzeuge und eine Menge Kriegsgerät, das noch nicht gezählt ist. Die Waffen und die Munition, die in den Fluß geworfen wurden, werden nach und nach geborgen. Diejenigen Einwohner von Kut el Amara, die nicht zu uns hinüberkommen konnten, empfingen uns mit großer Festlichkeit und vergossen Freudentränen beim Einzuge unserer Truppen, die sich vor allem damit befaßten, den Belagerten Lebensmittel auszuteilen. - In Smyrna schossen ein Torpedoboot und zwei Wachtschiffe auf der Höhe der Enge von Mekri ungefähr 100 Granaten ohne Wirkung auf die Umgebung von Mekri ab. 
An der Front von Aden versuchte am 10. März eine feindliche, aus Infanterie und Kavallerie zusammengesetzte Abteilung, durch eine Flankenbewegung unsere Abteilung nördlich von Scheik Osman zu überraschen. Sie wurde zurückgewiesen und ließ Tote und Verwundete am Platze. Am 15. und 16. März unternahm unsere auf Amad nordöstlich von Scheik Osman entsandte Abteilung einen überraschenden Angriff, der gelang. Der Feind gab nach zweistündigem Widerstand Amad auf und zog sich nach Süden zurück trotz seiner schweren Geschütze, die von Scheik Osman herangeführt worden waren und trotz der Kanonen eines Kreuzers, der sich östlich von Amad befand. In dieser Schlacht verlor der Feind 7 Offiziere und mehr als 300 sonstige Tote und Verwundete, unsere Verluste dagegen betragen etwa 30 Mann. In den letzten Kämpfen bei Katia und bei Divar westlich davon und 15 Kilometer östlich vom Suezkanal nahmen wir dem Feind 240 Lasttiere, 120 Kamele, 67 Zelte, 220 Sättel, 57 Kisten Munition, 100 Gewehre, 2 Maschinengewehre, 163 Säbel und eine Menge Bajonette, Konserven und andere Gegenstände ab.

 

Townshends Bericht über die Belagerung von Kut el Amara


General Townshend

London, 9. Mai.
Reuters Korrespondent bei den britischen Streitkräften in Mesopotamien meldet folgende Einzelheiten über die Übergabe von Kut el Amara. Die letzten Berichte, die von General Townshend am Morgen des 29. April eintrafen, lauteten folgendermaßen:
1. Bericht: "Ich habe meine Kanonen zerstört. Der größte Teil meiner Munition wurde unbrauchbar gemacht, und Offiziere haben sich zu Halil begeben, um ihm zu sagen, daß ich bereit bin, mich zu ergeben, daß ich Lebensmittel haben müsse, und daß ich mich nicht lange würde halten können. Dies wurde Halil Pascha mitgeteilt, und die Offiziersdeputation fuhr mit einer Barkasse aus, um Lebensmittel von dem Schiff zu holen, das am 24. April ausgesandt wurde, um der Besatzung von Kut Lebensmittel zu bringen."
2. Bericht: "Ich habe die weiße Flagge auf dem Fort und der Stadt Kut gehißt, und die Wache wird von einem türkischen Regiment, das unterwegs ist, bezogen werden. Ich werde binnen kurzem den Apparat für drahtlose Telegraphie zerstören. Die Truppen begeben sich heute nachmittag um 2 Uhr nach dem Lager bei Shamram.
General Halil hat unsere Parlamentäre empfangen. Er sagte, er wünsche, daß die Besatzung gut mit Lebensmitteln versorgt werde, und daß vor allem Townshend, von dem er mit der größten Bewunderung sprach, es nach allen Entbehrungen so gut wie möglich haben solle. Er nahm den Vorschlag, den britischen Gefangenen Lebensmittel zu schicken, an und drückte sein Leidwesen darüber aus, daß die Vorräte nicht größer seien.
Gestern haben wir zwei Leichterschiffe mit Lebensmitteln abgeschickt.
Gemäß der Vereinbarung, die Kriegsgefangenen auszuwechseln, sind jetzt 777 unserer Kranken und Verwundeten in Schiffen nach unserem Lager unterwegs, und die anderen 700 werden binnen kurzem erwartet. Ein anderer Punkt, der von unseren Unterhändlern zur Sprache gebracht worden war, war das Ersuchen, die bürgerliche Bevölkerung von Kut, die durch vis major gezwungen war, dort zu bleiben, nicht zu strafen. Halil Pascha sagte, daß er das nicht beabsichtige.
Die Behandlung der Bevölkerung würde von ihrem Verhalten abhängen. Er könne sich zu nichts verpflichten, habe aber nicht die Absicht, jemanden zu verfolgen oder hängen zu lassen.
Kut hat bis zur äußersten Grenze der Aushungerung ausgehalten. Vom 16. April an war die Garnison auf eine Ration von 4 Unzen Mehl und Pferdefleisch angewiesen.
Während des ersten Monats der Belagerung hat die Garnison um ihr Leben gekämpft und fürchtete nur, daß die Munition zu Ende gehen würde, ehe die Entsatzkolonne ankäme. Die Belagerten erwarteten, daß die Verstärkungen, die in Basra zusammengezogen wurden, imstande sein würden, die Türken zu vertreiben. Diese ganze Zeit über erhielten die Soldaten volle Rationen. Sobald die Entsatztruppen von Aligarbi anrückten, nahm der Druck, den der Feind auf Kut ausübte ab, und von da an brauchte man nicht mehr zu befürchten, daß die Munition ausgehen würde. Nach der Schlappe von Oran entstand Besorgnis wegen der Lebensmittel. Die bürgerliche Bevölkerung blieb in Kut. Diejenigen, die die Stadt beim Beginn der Einschließung verlassen hatten, waren von den Türken aufgeknüpft oder erschossen worden. Die Türken ließen wissen, daß sie jeden hinrichten würden, der trachten würde, aus der Stadt zu entkommen. So kamen zur Garnison noch 6000 Personen, die ernährt werden mußten. Am 24. Januar wurden aber große Getreidevorräte meist in den Kellern der Häuser entdeckt, requiriert und bezahlt, und hierauf vermochte die Garnison drei Monate lang von etwas verminderten Rationen zu leben, und die arabische Bevölkerung, die sich früher selbst versorgt hatte, erhielt dieselben Rationen wie die britischen Soldaten und die Sepoys."
Die Geschichte der Belagerung zerfällt also in zwei Abschnitte. In dem ersten hat die Garnison sich mit großem Mut gegen die Angreifer verteidigt, in dem zweiten entschlossen Hunger und Entbehrungen ausgehalten, so daß das Verhalten der Garnison der ruhmreichsten britischen Überlieferungen würdig ist.
1)

 

Alle Personen vom Dampfer "Cymric" gerettet

London, 9. Mai.
"Lloyds" erhielt einen drahtlosen Bericht von dem niederländischen Dampfer "Grotius", daß alle Personen, die sich an Bord des versenkten Dampfers "Cymric" befanden, gerettet sind.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im Mai 1916

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1) TEXTQUELLEN:
Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

 

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