Der Weltkrieg am 21. Mai 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Erfolgreiches Vordringen am "Toten Mann" - 1346 Franzosen gefangengenommen

Großes Hauptquartier, 21. Mai.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Auf den Süd- und Südwesthängen des "Toten Mann" wurden nach geschickter Artillerievorbereitung unsere Linien vorgeschoben. 31 Offiziere, 1315 Mann wurden als Gefangene eingebracht, 16 Maschinengewehre und 8 Geschütze sind außer anderem Material erbeutet. Schwächere feindliche Gegenstöße blieben ergebnislos.
Rechts der Maas ist, wie nachträglich gemeldet wird, in der Nacht zum 20. Mai im Caillettewalde ein französischer Handgranatenangriff abgewiesen worden. Gestern gab es hier keine Infanterietätigkeit, das beiderseitige Artilleriefeuer erreichte aber zeitweise sehr große Heftigkeit.
Kleinere Unternehmungen, so westlich von Beaumont und südlich von Gondrexon, waren erfolgreich.
Bei Ostende stürzte ein feindliches Flugzeug im Feuer unserer Abwehrgeschütze ins Meer. Vier weitere wurden im Luftkampf abgeschossen, zwei von diesen in unseren Linien bei Lorgies (nördlich von La Bassée) und südlich von Châuteau-Salins, die beiden anderen jenseits der feindlichen Front am Bourruswalde (westlich der Maas) und über der Côte östlich von Verdun.
Unsere Fliegergeschwader haben nachts Dünkirchen erneut ausgiebig mit Bomben belegt.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Nichts Neues.
Balkankriegsschauplatz: 
Die Lage ist im allgemeinen unverändert. Behinderungen, die durch erhebliche Überschwemmungen im Vardartal eingetreten waren, sind beseitigt. 

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Siegreicher Angriff der k. u. k. Truppen bei Lafraun 

Wien, 21. Mai. 
Amtlich wird verlautbart:
Russischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nichts von Belang.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Kämpfe an der Südtiroler Front nahmen an Ausdehnung zu, da unsere Truppen auch auf der Hochfläche von Lafraun zum Angriffe schritten. - Der Gipfel des Armenterrarückens ist in unserem Besitz. Auf der Hochfläche von Lafraun drangen unsere Truppen in die erste, hartnäckig verteidigte feindliche Stellung ein. Die aus Tiroler Kaiserjägern und der Linzer Infanterie Truppendivision bestehende Kampftruppe Seiner k. u. k. Hoheit des Feldmarschalleutnants Erzherzog Karl Franz Josef erweiterte ihren Erfolg. Die Cima Laghi und - nordöstlich dieses Gipfels - die Cima di Mesole sind genommen. Auch vom Borcolapaß ist der Feind verjagt. Südlich des Passes fielen drei weitere 28-cm-Haubitzen in unsere Hände. Vom Col Santo her dringen unsere Truppen gegen den Pasubio vor. Im Brandtal ist Langeben (Anghebeni) von uns besetzt. - Gestern wurden über 3000 Italiener, darunter 84 Offiziere, gefangengenommen, 25 Geschütze und 8 Maschinengewehre erbeutet.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Wilson über Amerikas Friedensmission

US-Präsident Woodrow Wilson
US-Präsident Woodrow Wilson

New York, 21. Mai. (Durch Funkspruch vom Vertreter des W. T. B.)
Wilson hielt am Sonnabend in Charlette (Nordkarolina) zur Feier des 141. Jahrestages der Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung zu Mecklenburg (Nordkarolina) vor hunderttausend Zuhörern eine Rede, in der er sagte, die Zeit sei für die Vereinigten Staaten gekommen, ihre Dienste zur Herbeiführung des Friedens zwischen den kriegführenden Ländern Europas anzubieten.
Wilson fuhr fort: "Europa hat sich in den Krieg verbissen wie wir in den Frieden, um zu sehen, was aus diesen Dingen entsteht, wenn sie in heiße Berührung miteinander geraten. Was Sie auf der andern Seite vor sich gehen sehen, ist ein furchtbarer Prozeß, durch den ein Kampf der Elemente in einem Gottesurteil in eine Beiordnung und Zusammenarbeit der Elemente umgewandelt werden dürfte. Ein interessanter Umstand in dieser Richtung ist, daß die kriegerischen Prozesse stillstehen. Diese heißen Dinge, die miteinander in Berührung stehen, machen keine großen Fortschritte aufeinander zu. Wenn ihr nicht überwältigen könnt, so müßt ihr beratschlagen. Hier in Amerika haben wir versucht, ein Beispiel dafür aufzustellen, wie die ganze Welt auf der Grundlage von Freiheit, Zusammenarbeit und Frieden zusammengebracht werden kann. Dieser große Versuch, den wir in Amerika durchgemacht haben, ist eine Art von prophetischem Muster für das Menschengeschlecht. Was wollt ihr tun mit eurer Macht? Seid ihr im Begriffe, sie in Gewalt zu verwandeln oder in den Frieden und die Rettung der Gesellschaft."
Wilson schloß: "Ich würde mich gern dem Gedanken hingeben, daß der Geist dieser Stunde seinen Ausdruck fände in unserer Vorstellung, daß wir dasselbe heilige Symbol des Rates, des Preises, der Nachgiebigkeit und des rechtlichen Urteils vor den Nationen der Welt aufrichten und wir sie so an die Stelle der heiligen Schrift erinnern: Nach dem Wind, nach dem Erdbeben, nach dem Feuer kommt die stille, sanfte Stimme der Menschlichkeit." 
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Der 1. Weltkrieg im Mai 1916

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1) TEXTQUELLEN:
Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

 

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